Die Getränkeprüferin

Met: Hochprozentiger Honig

Von Nicole Oschwald
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Honigwein

Honigwein - spuck‘ hinein, dann schmeckt er fein. Vor 3.000 Jahren haben die Wikinger ihren Met oder Honigwein angeblich mit Speichel veredelt. Heute gibt es höhere Ansprüche an die Qualität alkoholischer Getränke auf Honigbasis. Bei Likören wie Krupnik, Irish Mist oder „Ostpreußischer Bärenfang“ kommt es vor allem auf den richtigen Honig an sowie einen hohen Alkoholgehalt. Die süßen Spirituosen-Spezialitäten von heute sind daher mit dem damaligen Rachenputzer der Germanen kaum mehr zu vergleichen.

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Met ist eines der ältesten alkoholischen Getränke. Bereits vor gut 3.000 Jahren tranken die Germanen den Honigwein bei kultischen Festen. Für den Rauschtrunk verdünnten sie vergorenen Bienenhonig und Quellwasser. Anschließend spuckten sie in das Gemisch. Mit ihrem Speichel versuchten sie, den Gärprozess in Gang zu bringen.

Heute lässt Weinhefe den Honigwein entstehen. Sie gibt einer Mischung aus Honig und maximal zwei Teilen Wasser eine Starthilfe. Diese gärt daraufhin mehrere Wochen. Um den Honigwein danach haltbar zu machen, darf eine geringe Menge Fruchtsäure helfen.

Zum Abrunden des Geschmacks ist ein weiterer Schuss Honig, aber kein Zucker und andere süßende Zutaten in Met erlaubt. Solche Zutaten sind geeignet, einen höheren Honiggehalt vorzutäuschen und daher nicht gestattet.

Honigliköre aus aller Welt

Neben Met sind mehrere Honigliköre auf dem internationalen Markt. Da Bienenhonig den Menschen seit Urzeiten als Nahrungsmittel bekannt ist, haben die süßen Spirituosen in vielen Ländern eine Tradition. Aus Polen kommt Krupnik, ein hochprozentiger, gelber Likör mit einer Kräuternote. Iren trinken den honigfarbenen Whiskey-Likör Irish Mist. In Deutschland gibt es den Bärenfang oder Petzfang.

Die Originalrezeptur für diesen Jagdlikör stammt aus dem Ostpreußen des 15. Jahrhunderts. „Ostpreußischer Bärenfang“ ist sowohl der Name der Spezialität als auch eine geschützte geografische Herkunftsbezeichnung.

Honigwein - Darum ist Honig gesund

Viele Umdrehungen im Met-Glas

Honigliköre haben hohe Alkoholgehalte – mitunter bis zu 45 Volumenprozente. Der Grund dafür ist der Herstellungsprozess. Im Honig enthaltene Stärke oder Eiweiße trüben das Getränk. Um diese Trübstoffe aus dem Met zu entfernen, helfen Hersteller mit einer ordentlichen Menge an hochprozentigem Alkohol nach. Kräuterauszüge oder Gewürze wie Ingwer, Anis, Muskat oder Zimt dürfen das Endergebnis abrunden.

Honigwein - Kein Honig schmeckt wie der andere

Den größten Einfluss auf die Qualität eines Honiglikörs hat die verwendete Honigsorte. Sie bestimmt die für den jeweiligen Honig typischen Geruchs- und Geschmacksmerkmale. Wald- und Tannenhonig haben einen eher herb-harzigen Geschmack und eignen sich weniger für das Zubereiten von süßen Spirituosen. Geschleuderter Heide- und Lindenblütenhonig sind lieblicher und werden von Herstellern bevorzugt.

Für 100 Liter Honiglikör werden mindestens 25 Kilogramm verarbeitet, besser mehr. Die Vielfalt der Honigliköre und -weine ist groß. Auf historischen Märkten, in Kneipen oder in Naturkostläden sind zahlreiche Met-Sorten zu finden.

Jeder Hersteller oder Imker hat seine eigene Rezeptur für den Honigwein, die nicht verraten wird. Ein Ratschlag sei für das Zubereiten und den Verzehr von Met jedoch gegeben: Erst beim Trinken sollte der Honigwein mit Spucke in Kontakt kommen.


Über die Autorin dieses Beitrags

Nicole Oschwald ist staatlich geprüfte Lebensmittelchemikerin und Leiterin der Kundenbetreuung am Freiburger Standort von SGS Institut Fresenius. Das dortige Labor ist Kompetenzzentrum für die Analyse von alkoholhaltigen und alkoholfreien Getränken, Fleisch- und Wurstwaren und Tierarzneimittelrückständen. Eine weitere Spezialität des Standorts ist die Aromaanalyse, die für die Getränke- und Lebensmittelindustrie eine große Rolle spielt. Mehr über die Dienstleistungen der SGS erfahren Sie auf www.sgsgroup.de und www.sgs-institut-fresenius.de.

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