Fasten – Entschlacken und Abnehmen? | EAT SMARTER

Fasten – Entschlacken und Abnehmen?

Von Prof. Dr. med Thomas Kurscheid

Fasten

Bald ist wieder Fastenzeit! Meist nach Karneval verspüren viele den Drang, den Körper zu entgiften oder zu „entschlacken“. Beim sog. „Heil“-fasten soll aber auch der Geist erfrischt werden. Immer häufiger wird Fasten auch verwendet, um ein paar Kilo in kurzer Zeit zu verlieren. Dazu ist es allerdings nur geeignet, wenn man ein paar Regeln beachtet. In dem Zusammenhang sprechen wir dann eher vom modifizierten Fasten, aber dazu gleich mehr.

Unter Fasten versteht man den freiwilligen Verzicht auf feste Nahrung für einen begrenzten Zeitraum. Anfänger sollten zunächst maximal 1 Woche fasten, Erfahrene können auch länger fasten, bis zu 2 oder 3 Wochen. Statt fester Nahrung werden vor allem ungesüßte Tees, viel Wasser, verdünnte Frucht- und Gemüsesäfte sowie Gemüsebrühe (Buchinger) oder auch sogar Milch und Semmeln zu sich genommen, wie bei der FX-Mayer Kur, die eigentlich kein richtiges Fasten darstellt. Deswegen werde ich mich im Folgenden auf die Beschreibung des Buchinger Fastens konzentrieren.

Buchinger Fasten

Beim Buchinger Fasten geht man wie folgt vor. Nach einem Entlastungstag, an dem nur noch leichte Kost wie ein reifer Apfel, etwas Haferflocken oder Naturjoghurt gegessen wird (und eben nicht noch mal schnell ein Schweinebraten), wird der Darm zunächst mittels FX-Mayer Salz oder Glaubersalz, sowie 3 l Wasser gereinigt, d.h. es wird abgeführt. Dadurch wird erreicht, dass kaum Hungergefühl auftritt, und wenn, dann meist nur in den ersten 2 Tagen. In den folgenden Tagen wird ausschließlich reichlich Flüssigkeit zu sich genommen. Ganz wichtig: täglich bewegen, d.h. mindestens einen flotten Spaziergang und etwas Gymnastik machen, damit nicht allzu viele Muskeln abgebaut werden. Denn durch Muskelabbau würde der Grundumsatz des Körpers sinken (also der Energieverbrauch, den der Körper in Ruhe hat, und der zum grossen Teil von der Muskelmasse bestimmt wird), so dass nach dem Fasten, wenn man wie gewohnt weiter essen würde, der Jo-Jo Effekt eintritt.

Fasten: Eiweiß ist wichtig

Bewegung ist aber nicht das Einzige, das die Muskeln erhält. Dafür ist auch ein Mindestmaß an Eiweiß notwendig. Deswegen würde ich persönlich beim (Heil-)Fasten immer auch Eiweiß in Form von Buttermilch/Sojamilch zu mir nehmen, oder so etwas wie den Ulmer Trunk, der sehr eiweißreich ist und damit Muskelschwund verhindert.

Das „Fastenbrechen“ beendet das Fasten. Dann wird langsam wieder mit fester Nahrung begonnen, z.B. wieder mit einem reifen Apfel, etwas Naturjoghurt und Haferflocken. Regelmäßig stellen die Fastenden fest, dass der Geschmack wesentlich intensiver als vorher ist. Auch geistig fühlt man sich erfrischter, weil man sich im Idealfalle mal ein paar Tage frei genommen hat, oder beruflich kürzer getreten hat. Und zusätzlich fielen die Mahlzeiten aus, so dass mehr Zeit zur Besinnung blieb. Wenn man davon etwas in die Nachfastenzeit rettet, und vielleicht sogar auch die Ernährung neu aufbaut, also nicht ins alte Essverhalten zurückfällt, ist tatsächlich viel mit dem Fasten gewonnen. Teresa von Avila schreibt: „Sei freundlich zu Deinem Leib, damit Deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“

Fasten: Was passiert im Körper?

Da die meisten heutzutage Probleme mit dem Gewicht, dem Cholesterin, dem Blutdruck, dem Blutzuckerspiegel, oder allem auf einmal zu tun haben, wirkt sich das Fasten insofern meist günstig aus. Schlacken, wie wir sie z.B. von Vulkanen kennen oder Ähnliches wird nicht abgebaut. Auch entgiften kann sich der Körper ständig, auch außerhalb der Fastenzeit, mittels Niere und Leber. Dazu bedarf es keines Fastens. Dazu reicht es schon, abstinent zu sein und auf Genussmittel wie Nikotin, Alkohol, zu viel Koffein sowie zu viele Kalorien zu verzichten.

Dadurch, dass während des Fastens/modifizierten Fasten ständig mehr Kalorien verbraucht werden, als man zu sich nimmt, ist der Körper gezwungen, auf innere Ernährung umzuschalten und Fette zu verbrennen. Daher kann es sein, dass man etwas nach Aceton riecht, weil als Stoffwechselprodukte sogenannte Ketone entstehen, was prinzipiell kein Problem ist. Schwangere und Krebspatienten sollten nicht fasten. Insgesamt rate ich vor dem ersten Fasten zu einem Gespräch mit dem Arzt Ihres Vertrauens und ggf. zu einem Gesundheits-Check.

Ihr Dr. Kurscheid