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Alkohol – wenn aus Genuss eine Sucht wird

Von Christin Ilgner
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Tk-Alkoholsucht

Alkoholiker, das sind doch immer die anderen. Die, die ab nachmittags in der Eckkneipe sitzen und ihre Bierchen zischen – oder? Weit gefehlt. Bei kaum einer Sucht ist die Dunkelziffer so hoch wie beim Alkoholismus, und der Übergang vom Genusstrinken zur Abhängigkeit verläuft oft fließend.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Wie erkennt man Alkoholsucht?
  2. Warum werden manche Menschen vom Alkohol abhängig, andere nicht?
  3. Was stellt Alkohol im Körper an?
  4. Was kann ich tun, wenn mein Partner zu viel trinkt?

Ob bei der Geburtstagsfeier, dem Treffen mit Freundinnen, auf dem Betriebsfest oder der Grillparty – Alkohol ist in unserem Alltag allgegenwärtig. Es findet sich immer ein Grund, eine Erklärung oder gar eine Entschuldigung für den Konsum von prozenthaltigen Getränken. Die wenigsten Menschen sagen bei so einer Gelegenheit „nein“ und greifen zu Wasser und Softdrinks. Denn Alkohol macht locker, hebt die Stimmung und senkt die Hemmungen.

Sofern es bei diesem gemäßigten Konsum bleibt, ist alles prima. Doch bei etwa 1,7 Millionen Menschen in Deutschland hat der Alkohol die Kontrolle über das Leben übernommen (1): Sie sind Alkoholiker. In Deutschland gelten rund drei Prozent der Erwachsenen als alkoholabhängig. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind es sogar etwa sechs Prozent.

Wie erkennt man Alkoholsucht?

Kurz gesagt: Wer Alkohol braucht, um sein tägliches Leben zu meistern, ist süchtig. Medizinisch spricht man von einer Alkoholanhängigkeit, wenn eines Jahres drei oder mehr der folgenden Kriterien gleichzeitig vorhanden sind:

  • Der Betroffene verspürt ein starkes Verlangen oder eine Art Zwang, Alkohol zu trinken.
  • Die Kontrolle über Beginn, Ende und Menge des Alkoholkonsums geht verloren.
  • Der Betroffene leidet unter körperlichen Entzugserscheinungen, wenn er keinen oder weniger Alkohol trinkt: zum Beispiel Schwitzen und Zittern.

Es entwickelt sich eine Toleranz, das heißt, es muss immer mehr Alkohol getrunken werden, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Der Betroffene vernachlässigt Arbeit, Hobby und Freunde, um Alkohol zu konsumieren. Immer mehr Zeit wird darauf verwendet, Alkohol zu konsumieren, zu trinken und sich von den Folgen zu erholen. Der Betroffene trinkt immer weiter, obwohl im körperlichen, geistig-psychischen oder sozialen Bereich bereits Schäden entstanden sind.

Warum werden manche Menschen vom Alkohol abhängig, andere nicht?

4 gefüllte Biergläser

Worin es begründet liegt, dass manchen Menschen beim Alkohol die natürliche Bremse fehlt, ist noch nicht endgültig erforscht. Lange ging man davon aus, dass es eine „Alkoholiker-Persönlichkeit“ gibt, die anfälliger macht, doch diese Meinung ist widerlegt. Die Gründe, warum jemand alkoholsüchtig wird, sind vielschichtig. Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) in Bonn haben 2008 in einer Studie festgestellt, dass Alkoholsucht zu 50 bis 60 Prozent vererbt wird. Das Risiko, dass die Kinder von Alkoholikern selbst süchtig werden, sei drei- bis viermal erhöht, so die Studienleiter.

Die Wissenschaft führt dieses Phänomen auch darauf zurück, dass Kinder das Verhalten, Alkohol auch in großen Mengen zu konsumieren, in diesen Familien von ihren Vorbildern "erlernen". Nicht nur das Elternhaus, auch das soziale Umfeld hat großen Anteil daran, ob ein Mensch mehr trinkt, als ihm gut tut, und vielleicht sogar süchtig wird. Lehre... Studium...

Was stellt Alkohol im Körper an?

Micheal Soyka: Alkohol ist ein Zellgift. Langfristig hinterlässt er überall im Körper Spuren, auch im Gehirn. Das Frontalhirn, das über Persönlichkeit und Kritikvermögen entscheidet, ist besonders sensibel für Alkohol.

Was kann ich tun, wenn mein Partner zu viel trinkt?

Alkohol in der Beziehung kann eine zerstörerische Kraft entwickeln – sei es, weil einer der Partner wegen Erfahrungen aus der Familie oder früheren Partnerschaften überreagiert, oder sei es, weil der Partner sich nicht eingestehen möchte, dass er ein Alkoholproblem hat. Oftmals bewegt sich die Diskussion über den Alkoholkonsum in einem Teufelskreis: Durch den Vorwurf „Du trinkst zu viel“ fühlt sich der Partner gekränkt oder genervt und trinkt noch mehr. Vielleicht haben Sie schon einmal das Wort „Co-Abhängigkeit“ gehört.

Man spricht von Co-Abhängigkeit, wenn der Partner des Alkoholsüchtigen die Sucht deckt, indem er die Situation vor Freunden und Familie deckt oder indem zum Beispiel vergessene Rechnungen des alkoholkranken Partners bezahlt. Mit diesem Verhalten helfen Sie Ihrem Partner nicht, ganz im Gegenteil: Sie fördern seine Sucht, indem Sie diese decken. Ein eindringlicher Rat lautet: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl! Es wird Sie nicht trügen, auch wenn Ihr Partner abstreitet, ein Problem mit Alkohol zu haben. Achten Sie auf sich selbst und verlieren Sie sich nicht in der Alkoholsucht des Partners – Sie können ihn weder kontrollieren noch kurieren.

Vertrauen Sie sich unbedingt einer anderen Person an, denn auf Dauer können Sie die Last nicht mehr alleine tragen. Es kann hilfreich sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen; in den meisten deutschen Städten gibt es Selbsthilfegruppen zum Beispiel von den Anonymen Alkoholikern.

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