Aufreger vegane Schwangerschaft | EAT SMARTER

Aufreger vegane Schwangerschaft

Von Lina Nagel

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Ob Säuglingsernährung, Kita-Essen oder Mensa: Fügt man das Wörtchen "vegan" hinzu, dann hat jedes Thema Aufregerpotenzial. Nun stehen Schwangere im Fokus, die sich vegan ernähren. Ist die harte Kritik berechtigt?

Vegane Schwangerschaft

Menschen, die sich aus Überzeugung vegan ernähren, brauchen ein dickes Fell. Nahezu täglich müssen sie sich für ihren Verzicht auf tierische Produkte rechtfertigen und beweisen, dass ihnen auch ohne Fleisch, Eier und Milch nichts fehlt. Die Situation verschärft sich, wenn eine vegan lebende Frau schwanger wird: Das kann doch nicht gut für das Kind sein! Das ist doch total verantwortungslos! CDU-Politikerin Gitta Connemann fordert mit Hinblick auf vegane Schwangerschaften gar, eine Ernährungsberatung für Schwangere einzuführen.

Der Spruch "mein Bauch gehört mir" bekommt durch diese Situation eine ganz neue Bedeutung. Denn eine Schwangerschaft ist nun mal Privatsache. Niemand kann eine werdende Mutter dazu verpflichten, bestimmte Regeln einzuhalten. Schließlich gibt es auch kein offizielles Rauch- und Alkoholverbot für Schwangere. Dennoch rühren die meisten Frauen während ihrer Schwangerschaft Alkohol, Zigaretten und allerlei Lebensmittel nicht an – damit ihr Kind gesund heranwächst.

Vor einigen Wochen erfuhr ich, dass ein Pärchen aus meinem Freundeskreis ein Baby bekommt. Beide ernähren sich seit mehreren Jahren vegan, achten auf eine ausgewogene Ernährung, supplementieren Vitamin B12 und machen regelmäßig Bluttest, um ihren B12-Spiegel zu checken. Wie jedoch würden sie das Thema Ernährung in der Schwangerschaft handhaben?

Jede Schwangere hat Verantwortung, egal wie sie sich ernährt

Darauf angesprochen berichtete meine Freundin zunächst von ihrer Suche nach einer Gynäkologin, die auch vegane Schwangerschaften betreut. Denn tatsächlich gibt es Frauenärztinnen und -ärzte, die die Betreuung einer Veganerin ablehnen. Meine Freundin hat schließlich eine Frauenärztin gefunden, der sie vertraut. Der Deal: Mit der veganen Ernährung ist dann Schluss, wenn der B12-Spiegel zu stark abfällt.

Dies war vor einigen Wochen der Fall, und die Freundin ernährt sich nun zunächst vegetarisch, was in der Schwangerschaft gar kein Problem darstellt. Ein Risiko für ihr Kind würde sie niemals eingehen. Gleiches gilt natürlich auch, wenn das Kind auf der Welt ist.

Das Beispiel meiner Freundin zeigt für mich, wie man mit Augenmaß, Verantwortung und dem nötigen Maß an Information nach seinen Prinzipien leben kann, ohne sich selbst und andere zu gefährden – ohne dass eine staatliche Stelle in das Privatleben eingreift. Eine Ernährungsberatung für Schwangere wäre sicher dennoch eine tolle Sache. Dann aber bitte für alle. Denn ein Grundwissen über Ernährung schadet weder Veganern noch Vegetariern oder Fleischessern.