Pro und Contra

Welche Vorteile haben Bioprodukte?

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Bioprodukte © PhotoSG - Fotolia.com
Bioprodukte © PhotoSG - Fotolia.com

Der Bio-Boom hält ungebrochen an. Bioprodukte konnten auch im laufenden Jahre ihre Absatzzahlen weiter massiv steigern. Die Bioabteilungen der Supermärkte und Discounter werden weiter ausgebaut. Interessanterweise stagniert aber gleichzeitig das Wachstum der Anbauflächen für Bioprodukte in Deutschland. Heimische Bauern profitieren nur zu einem geringen Teil vom Wandel im Verbraucherverhalten. Insofern lohnt ein Blick, welche Folgen der Boom der letzten Jahre in den verschiedenen Bereichen gezeitigt hat und welche Vor- und Nachteile Bioprodukte tatsächlich bieten.

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Ohne nachhaltigeres Wirtschaften ist die Zukunft nicht zu meistern

An einem stärker ökologisch orientierten Landbau kommt die Menschheit genauso wenig vorbei wie an der Energiewende. Denn die schon heute sichtbaren Folgen des Raubbaus an der Natur würden sich in Zukunft in heute nur schwer vorstellbarem Maß ausweiten, sofern keine rasche Umkehr auf vielen Feldern vollzogen wird. Neben den erneuerbaren Energien spielen hier Bioprodukte eine zentrale Rolle. Allerdings fällt beim Thema Bioprodukte bereits die Definition schwer: Was sind eigentlich genau Bioprodukte? Während man heutzutage eine Vielzahl von Produkten erwerben kann, die auf biologisch unbedenkliche Weise hergestellt wurden, steht am Anfang des Biobooms vor allem die Landwirtschaft. Bioprodukte wie Obst und Gemüse müssen mit genetisch nicht verändertem Saatgut erzeugt worden sein. Auch bei der Düngung und der Nutzung von Pestiziden und anderen Chemikalien unterliegen Landwirte strengen Einschränkungen, wenn sie ihre Erzeugnisse als Bioprodukte vermarkten möchten. Allerdings unterscheiden sich die verschiedenen Biolabel erheblich, was die genauen Vorgaben betrifft. Während Etiketten wie Bioland oder Demeter für eine tatsächlich weitgehend ökologisch unbedenkliche Art der Erzeugung stehen, ist das Siegel der Europäischen Union für Bioprodukte wesentlich leichter zu erlangen. Hinzu kommt, dass die Vorsilbe "Bio-" keinen gesetzlichen Beschränkungen unterliegt. Insofern muss man sich als Verbraucher jeweils genau informieren, wenn man wirklich Wert auf eine möglichst nachhaltige Erzeugung von Lebensmitteln legt.

Der Geschmack ist häufig deutlich intensiver

Vielen Verbrauchern geht es beim Thema Bioprodukte allerdings weniger um eine Umkehr in der landwirtschaftlichen Produktion als vielmehr um die Lebensmittel an sich. Denn landwirtschaftliche Bioprodukte müssen ohne Zusätze wie Wachstumsbeschleuniger auskommen. Entsprechend intensiver ist oft der Geschmack von Obst und Gemüse aus biodynamischem Anbau. Während konventionell erzeugte Tomaten oft einen eher wässrigen Geschmack aufweisen schmeckt man bei Biotomaten die Unterschiede zwischen den einzelnen Sorten meist sehr viel deutlicher. Diese größere Sorgfalt und Pflege lassen sich die Produzenten entsprechend bezahlen. Ein großer Nachteil von Bioprodukten ist entsprechend auch der meist deutlich höhere Preis. Hier spielt neben dem höheren Aufwand allerdings auch der Grundgedanke des fairen Handels eine zentrale Rolle. Denn es geht im Rahmen der biodynamischen Landwirtschaft auch darum, dem agroindustriellen Komplex mit seiner auf Effizienzsteigerung und Verbilligung von Lebensmitteln ein funktionsfähiges Modell entgegenzusetzen, welches die Ausbeutung von Natur, Tieren und auch Menschen konsequent ablehnt.

Die Gammelfleischskandale führen zu einem Umdenken

Ein weiterer wichtiger Zweig der Bioprodukte sind das Biofleisch, die Biomilch sowie die Bioeier. Hier geht es um artgerechte Haltung von Nutztieren. Diese sollen bei der Haltung einen ausreichenden Freiraum haben und außerdem möglichst natürliches Futter erhalten. Auch hier überzeugt Verbraucher vielfach eher der bessere Geschmack des Fleisches als die Verhinderung der Auswüchse von Massentierhaltung zum Griff nach dem Biofleisch. Hinzu kommen immer wieder kehrende Gammelfleischskandale welche bisher nie mit Biofleisch in Zusammenhang standen. Während bei Obst und Gemüse bisher nicht nachgewiesen werden konnte, dass Bioprodukte gesünder sind, hat man beim Fleisch eine größere Gewissheit, dass es zu keinen gesundheitlichen Schädigungen kommt, wenn man konsequent auf Bioprodukte setzt. Während sich in anderen Bereichen die Preise von konventionellen Lebensmitteln und Bioprodukten nach und nach angleichen, bleibt Biofleisch auf deutlich höherem Preisniveau. Dies führt bei vielen Konsumenten zu einem bewussteren Fleischgenuss und mehr rein vegetarischen Mahlzeiten im Wochenverlauf. Insofern trägt Biofleisch durchaus zu einer ausgewogeneren Ernährung entscheidend mit bei.

Die Standards werden weiter aufgeweicht

Da allerdings die Nachfrage nach Bioprodukten weiter im Steigen begriffen ist, kommt es in vielen Bereichen zu einem Absenken der Standards für Biolebensmittel, um die Nachfrage zu befriedigen. Gleichzeitig wird auch im Biobereich gerade in den letzten Jahren verstärkt auf eine Erhöhung der Effizienz gesetzt. Insofern wird die Biobranche derzeit in weiten Teilen von jenem agroindustriellen Komplex geschluckt, gegen welchen sie ursprünglich einmal angetreten war. Für Verbraucher bedeutet dies, dass ein Einkaufen von Biolebensmitteln nicht genügt. Es sollte zusätzlich darauf geachtet werden, dass die Lebensmittel möglichst ortsnah erzeugt wurden und keine langen Transporte notwendig waren. Nur dann hat der ursprüngliche Biogedanke eine echte Chance sich gegen die Gesetze des Marktes zu behaupten.

Biotrend nicht nur bei Lebensmitteln

Es sind allerdings längst nicht nur Lebensmittel die den Biotrend mitmachen. Längst ist dieser auf andere Bereiche übergegangen. Dieser Trend wird auch sichtbar wenn man einen Blick ins Internet wirft. So steigt die Zahl der Angebote zum Thema „Bio“ auf beispielsweise auf dem Kleinenzeigenportal markt.de, dem Versandhändler amazon.de oder dem Internet-Auktionshaus ebay.de seit Jahren immer weiter an. Klar ist auf jeden Fall: Sinnvoll ist der Biotrend allemal. Und wer bereit ist, etwas mehr in wertvolle Sachen – sei es Essen, Kleidung oder Urlaub – zu investieren, dem kann zu Bio-Produkten auf jeden Fall nur geraten werden.

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