Große Studie zur Kinderernährung | EAT SMARTER

Feinschmecker von Anfang an

Große Studie zur Kinderernährung

Von Katrin Koelle

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Echte Feinschmecker sind selten dick, das gilt auch für Kinder: Legt man bei der Kinderernährung den Schwerpunkt auf Genuss und auf Klasse statt Masse, sinkt das Risiko für Übergewicht. Ganz entscheidend ist dabei der Geschmackssinn – eine neue Studie zeigt, dass er bei übergewichtigen Kindern verkümmert ist.

Ein altes Sprichwort sagt „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ – und da ist speziell beim Thema Kinderernährung wirklich was dran. Eine gemeinsame Studie der Berliner Charité und der Universität Dresden zeigt: Was wir unseren Kindern auftischen, sollte nicht nur gesund sein, sondern auch gut schmecken und möglichst vielfältige Geschmacksrichtungen haben. Denn offenbar hängt es nicht zuletzt von einem möglichst differenzierten Geschmacksempfinden ab, ob der Nachwuchs normal- oder übergewichtig wird und bleibt.

Kinderernährung: Mollige Kinder schmecken schlechter

Für die Studie testeten die Forscher insgesamt 193 Kinder, davon 94 mit Normalgewicht und 99 mit Adipositas, also schwerem Übergewicht. Mit Hilfe von Teststreifen sollten die kleinen Testteilnehmer fünf Geschmacksrichtungen erkennen und benennen: Bitter, süß, salzig, sauer und umami (die sogenannte fünfte Geschmacksrichtung aus Asien). Damit die Kinder außer der Geschmacksrichtung auch deren Intensität erkennen konnten, tränkten die Wissenschaftler die Streifen mit der jeweiligen Flüssigkeit in verschieden hohen Konzentrationen. Zur Kontrolle gab es außerdem noch zwei neutral schmeckende Streifen. Das Ergebnis der Studie zur Kinderernährung zeigte eindeutig: Kinder mit Übergewicht erkannten vor allem die Geschmacksrichtungen süß und sauer, das Erkennen der von salzig, bitter und umami hingegen fiel ihnen schwer. Sie erreichten entsprechend nur durchschnittlich 12,6 von möglichen 20 Punkten.

Kinderernährung: Bei schlanken Kindern stimmt die Wahrnehmung

Die kleinen Studienteilnehmer mit Normalgewicht schafften zwar im Durchschnitt auch nur 1,5 Punkte mehr. Doch sie haben trotzdem einen entscheidenden Vorteil, wie das Studienergebnis zeigt: Je älter sie waren, desto genauer war auch ihre Wahrnehmung der verschiedenen Geschmacksrichtung; bei den Kindern mit Übergewicht änderte sich dagegen nichts. Das kann fatale Folgen haben, denn schon frühere Studien zur Kinderernährung zeigen: Wer nicht richtig schmeckt, isst generell mehr und hat daher ein höheres Risiko für Übergewicht. Für die richtige Kinderernährung bedeutet das: Wer seinem Nachwuchs möglichst oft möglichst alle Geschmacksrichtungen auftischt, gibt ihm die besten Chancen, ein gesundes Gewicht zu haben und vor allem auch zu halten.

Kinderernährung: So wird Ihr Kind zum Gourmet mit Geschmackssinn

Damit der Geschmackssinn sich von Anfang an gut entwickelt, ist die richtige Mischung wichtig. Und das heißt nach Ansicht von Experten: Auch Süßes ist nicht tabu, allerdings sollte es keine Hauptrolle spielen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, dass Kinder je nach Alter maximal 200 Kalorien täglich aus Süßem bekommen sollen. Besonders günstig ist natürlich für den Geschmackssinn und für die Figur, wenn die Süße in Kinderernährung nicht aus „leeren Kalorien“ stammt, sondern gleichzeitig auch Nährstoffe liefert wie zum Beispiel bei süßem Obst und Trockenfrüchten. Auch smart zusammengesetzte Snacks und Desserts stillen die ganz natürliche Lust auf Süßes! Wer möchte, dass sein Kind schon von Anfang an eine möglichst differenzierte Geschmackswahrnehmung entwickelt, lässt es am besten auch mal von Lebensmitteln kosten, die erstmal bei Kindern nicht ganz so beliebt sind. Mit Bitterem und sehr Saurem sind zwar Babys und Kleinkinder überfordert, aber ab und zu eine Minimenge davon schult bei größeren Kindern den Geschmackssinn.

Tipps für die Kinderernährung

Probieren Sie es einfach mal: Ein Spritzer Saures wie frisch gepresster Zitronensaft oder Essig in Essen und Getränken schadet nicht und bringt schon was; auch ein Rhabarber-Wackelpeter bringt Kindern ganz locker den Geschmack an Saurem bei. Für die Geschmacksrichtung „bitter“ können Sie beispielsweise ein paar Grapefruitschnitze unter den Obstsalat mischen, Chicoréeblätter mit einer milden Frischkäsecreme füllen oder einen Salat aus ein paar fein geschnittenen Radicchioblättern mit milder schmeckenden Blattsalaten mixen. Perfekt für die fünfte Geschmacksrichtung „umami“  sind in der Kinderernährung vor allem kindgerechte Asia-Gerichte mit Sojasauce wie beispielsweise die leckere China-Ente aus dem Wok. Sie können Sojasauce in kleinen Mengen aber auch gut zum Würzen von anderen, ganz normalen europäischen Gerichten verwenden! (koe)