In der Kritik

Spezielle Kindermilch: sinnvoll oder sinnlos?

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Wie sinnvoll ist Kindermilch? © Serhiy Kobyakov - Fotolia.com
Wie sinnvoll ist Kindermilch? © Serhiy Kobyakov - Fotolia.com

Mehr Vitamine und Mineralstoffe für eine gute geistige Entwicklung, weniger Eiweiß als Vorbeugung gegen späteres Übergewicht - speziell aufbereitete "Kindermilch" scheint eine tolle Sache zu sein. Doch Experten vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnen: Die scheinbaren Vorteile der Kindermilch sind eigentlich ein Nachteil.

share Teilen
print
bookmark_border URL kopieren

Eins wissen wir ja alle: für ein gesundes Knochenwachstum und eine gute Entwicklung brauchen Kinder Milch, denn darin stecken reichlich Kalzium, Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe. Allerdings auch Fett, in Vollmilch immerhin 3,5 bis 3,8 Prozent. Das kann durchaus problematisch werden, wenn Kinder die von Ernährungsfachleuten empfohlene Menge Milch trinken: Das Forschungsinstitut für Kinderernährung empfiehlt pro Tag 350 bis 400 ml Milch, was etwa 12-14 g Fett entspricht. Isst das Kind weitere Milchprodukte wie Joghurt, Quark und Käse, kommen schnell große Fettmengen zusammen.

Ist Kindermilch ein passender Ersatz?

Da scheint es eine gute Idee zu sein, speziell für Kinder aufbereitete Kindermilch anzubieten: Alles, was gut für Kinder ist, wird der Kindermilch in hohen Dosen zugesetzt; was eher unerwünscht ist, wird der Kindermilch entzogen. Klingt erstmal vernünftig und sinnvoll – da zahlen wir doch gerne bis zu 244 Euro mehr pro Jahr. So viel kommt nämlich je nach Produkt an Mehrkosten im Vergleich zu Bio-Kuhmilch durchschnittlich zusammen, wie ein Vergleich der Verbraucherzentrale Hamburg unter dem Titel „Kostenfalle Kindermilch“ verrät.

Kindermilch ist nicht notwendig

Doch wer glaubt, seinem Kind mit der Kindermilch Gutes zu tun, liegt leider falsch. „Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind diese besonderen Kleinkindermilchgetränke nicht notwendig“, sagte Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) bereits vor einem Jahr. Mehr noch: Kindermilch kann  im Gegenteil sogar Risiken mit sich bringen. Wie das BfR erklärt, kann der Zusatz von bestimmten Nährstoffen wie zum Beispiel Eisen und Zink zu einer Überversorgung führen, deren Folgen möglicherweise auf lange Sicht sogar schädlich sein könnten. Dafür liegt der Gehalt an wichtigen Nährstoffen wie zum Beispiel Kalzium und Vitamin B2 im Vergleich zu Kuhmilch meist niedriger. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit beanstandete gar 15 Kindermilchgetränke, weil "sie hinsichtlich der Zusammensetzung nicht an die Ernährungsbedürfnisse von Kleinkindern angepasst" seien.

Angepriesene Vorteile der Kindermilch sind nicht bewiesen

Auch eines der Hauptargumente der Hersteller von Kindermilch entkräften die Experten. Für die Behauptung, dass zu viele Proteine in der frühen Kindheit später zu Übergewicht führen und darum der reduzierte Eiweißgehalt in Kindermilch günstig sei, gibt es bislang keinen wissenschaftlichen Beweis. Und was ist mit dem Fettgehalt? Schließlich sind sich in diesem Punkt alle Experten einig: Zu viel Fett schadet Kindern und ist ein Risikofaktor für späteres Übergewicht. Doch ausgerechnet da hapert es bei den speziellen Kindermilchprodukten: Der Fettgehalt liegt in etwa bei dem von Vollmilch und in jedem Fall höher als bei fettreduzierter Milch. Das Fazit des BfR: Nichts spricht für spezielle Kindermilchprodukte, alles spricht hingegen für fettarme Kuhmilch mit 1,5 %. Sie enthält wie Vollmilch alle Nährstoffe, die dem Wachstum und der geistigen Entwicklung von Kindern nützen, aber rund 2 % Fett weniger. Und billiger ist sie sowieso.

Kindermilch: 15 Produkte werden beanstandet

Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP beanstandet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit derzeit 15 Kindermilchprodukte. Die Produkte seien laut eines Prüfungsberichtes zwar sicher, sie seien aber "hinsichtlich der Zusammensetzung nicht an die Ernährungsbedürfnisse von Kleinkindern angepasst", meldete die Agentur am vergangenen Freitag. Die Hersteller müssen die Produkte nun entweder vom Markt nehmen oder sie dürfen die Kindermilch nicht mehr als Getränke für Kleinkinder vermarkten. Nach Angaben des Amtes sollen die Firmen die Anhörungs- bzw. Untersagungsbescheide in den nächsten Tagen zugestellt bekommen. (Koe)

 
Also ich finde die Kindermilchen nicht schlecht. Es sind wirklich extrem viele Nährstoffe enthalten, was Kinder oft durchs Essen nicht zu sich nehmen. Gerade Kleinkinder sind oft beim essen etwas rarr und bekommen den Tagesbedarf nicht! Deshalb ist z.b. eine Tasse Kindermilch zum Frühstück sicherlich nicht schlecht. Man kann ja auch nur 100 ml oder 150 ml geben.
 
@DanielleGraf: Kindermilch ist einfach eine Erfindung der Industrie um noch mehr Geld zu verdienen. Die meisten Kinderlebensmittel sind sogar laut der deutschen Gesellschaft für Ernährung überflüssig! Sie sind nicht gesünder als herkömmliche (Bio) Lebensmittel! Eisen erhalten Kinder auch genug durch Fleisch oder Getreideprodukte! Man muss sich einfach nur mal mit gesunder Ernährung befassen! Die meisten Eltern sind leider Ahnungslos und das nutzt die Industrie aus. Warum sollten Kindermilchhersteller sonst mit einem hohen Kalciumgehalt werben wenn dieser doch viel niedriger ist als bei Kuhmilch? Und zusätzlich zugefügte Vitamine können bei sonstiger ausgewogener Ernährung sogar zu einer Überdosierung führen! Klingt nicht gerade gesund! Und die Nieren der Kinder sind ab 1 Jahr durchaus in der Lage Kuhmilch zu verarbeiten. Wir trinken sie ja schließlich auch ( in Maßen). Wenn keine Unverträglichkeit vorliegt spricht auch nichts dagegen. Zumindest wenn man sich an die Ernährungsempfelungen hält! Die Kindermilch ist sogar laut mehreren Berichten nicht für die Kinderernährung geeignet und darf bald evtl auch nicht nehr so genannt werden!
 
@ DanielleGraf: Kindermilch ist nur eine Erfindung der Industrie um noch mehr Geld zu verdienen. Sie ist absolut unnötig. Weil Kindermilch drauf steht denken alle es sei fürs Kind gesund. Die Muttermilch verändert sich über die gesamte Stillzeit auch nicht in ihrer Zusammensetzung, dem Vitamingehalt oder auch Fett- oder Kohlenhydratgehalt. Deshalb sind sogar 2er und 3er Milchen eigentlich unnötig. Da man zu dieser Zeit, wo das Kind vielleicht durch pre oder 1er Milch nicht mehr ausreichend satt wird oder die Abstände der Mahlzeiten kleiner werden, mit Beikost gebinn! Und wenn das Kind 1 Jahr alt ist sind unter anderem die Nieren "reif" genug um diese zu verdauen (vorausgesetzt es besteht keine Unverträglichkeit oder ähnliches). Wir Erwachsenen oder auch Kinder trinken ja auch Kuhmilch und keine Kinder- oder Elternmilch. Im übrigen bekommen die Kinder genug Eisen wenn sie zb 5 mal die Woche Fleisch oder Getreide bekommen mit etwas Obst oder Saft hinterher ( für die Eisenaufnahme). Wir nehmen ja im Normalfall auch keine spezielle Milch für die Eisenaufnahme zu uns! Man sollte mit allem nicht zu vorsichtig sein aber da scheiden sich wohl die Geister!
 
Leider wird bei der Betrachtung des BfR eines vollkommen ignoriert: Milch - sei es von der Kuh, dem Menschen oder vom Nashorn - ist immer optimal auf die Bedürfnisse des Kälbchens, des Säuglings oder des Nashornbabys abgestimmt - die Zusammensetzungen unterscheiden sich gravierend nach den Erfordernissen der Babys der Art. Daher sollte man doch meinen, dass eine Milch ideal ist, die sich an Menschenmilch orientiert - und das tun (die guten) Kindermilchen - sie sind in der Regel eine Weiterentwicklung der Pre-Milch. In Bezug auf den Kalorien-, Eiweiß- und den Kohlenhydratgehalt ist die Kindermilch der Muttermilch ähnlicher, als Kuhmilch, ebenso bei allen Mineralstoffen und bei 10 von 14 Vitaminen. Eisen uns Zink haben eine schlechte Bioverfügbarkeit, weswegen schlicht mehr zugesetzt werden muss, um die ideale Menge des Nährstoffs bereit zu stellen. Kuhmilch hingegen enthält so gut wie gar kein Eisen - und gerade dieses brauchen Kinder in dem Alter sehr.
Schreiben Sie einen Kommentar