Menüs über den Wolken | EAT SMARTER

Besser essen

Menüs über den Wolken

Von EAT SMARTER

Wer mit einem Urlaubsflieger in die Ferien startet, bekommt meist auch etwas zu essen serviert. Das, was die Stewardessen dann durch die Sitzreihen reichen, reizt beileibe nicht immer zum Zugreifen. Die meisten Airlines bieten jedoch inzwischen ein erweitertes Speiseangebot gegen Vorbestellung an - von spezieller Diätverpflegung über Sonderkostformen bis hin zu von Spitzenköchen kreierten Menüs.

Viele Fluggäste essen nicht alles, was auf den Boeing- oder Airbus-Klapptisch kommt. Gründe dafür gibt es reichlich: beispielsweise Lebensmittelunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz, Diätvorschriften (z.B. bei Diabetes), religiöse Vorgaben (z. B. Islam, Judentum), spezielle Ernährungsformen wie streng vegetarische Kost oder schlichtweg auch die Lust auf ein kulinarisches Verwöhnprogramm an Bord. Das wissen inzwischen auch die Airlines und haben ihr Speiseangebot entsprechend erweitert – mal mehr, mal weniger und manchmal auch nur gegen Aufpreis. Besonders die alt eingesessenen Fluggesellschaften tun sich hier hervor. Bei der Deutschen Lufthansa besteht die Wahl zwischen19 verschiedenen Sonderkostformen, Babykost fliegt zusätzlich immer mit. British Airways bietet immerhin 16 Spezialmahlzeiten inklusive Kinder- und Babymenüs, die niederländische KLM kommt auf 13 Varianten zuzüglich Speisen für die Kleinen. Ins Programm gehören unter anderem muslimische oder koschere Menüs und manchmal sogar so exotische Angebote wie jainistische Mahlzeiten (rein vegetarisch im indischen Stil zubereitet, ohne Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch und Wurzelgemüse – beispielsweise bei KLM).

Etablierte Airlines liegen vorn

Typische Urlaubsflieger halten da bei weitem nicht mit. Hier haben bei den deutschen Anbietern Air Berlin und Condor hinsichtlich der Speisevielfalt mit sechs bzw. fünf verschiedenen Spezialmenüs plus Kinderverpflegung die Nase vorn. Wie bei vielen anderen Fluganbietern auch, gibt es zusätzlich dazu diverse Menüangebote mit Aufpreis und zum Vorbuchen, die häufig die Handschrift namhafter Köche tragen. Um mehr über die verschiedenen Verpflegungsangebote an Bord zu erfahren und vielleicht dementsprechend eine Fluggesellschaft auszuwählen, lohnt auf jeden Fall ein Blick ins Internet. Die meisten Airlines haben dort detailliert alle Wahlmöglichkeiten aufgelistet inklusive der Buchungsbedingungen – ansonsten einfach die Hotline der jeweiligen Gesellschaft anrufen. Denn Verpflegungswünsche gibt’s überall nur auf Vorbestellung (mehrere Tage vor Abflug anmelden!) und manchmal auch nur gegen Bares oder auf bestimmten Flugstrecken (längen- und ortsabhängig). Ansonsten bleibt immer noch die Möglichkeit, sich selbst mit Proviant zu bestücken. Immer eine gute Wahl: Obstschnitze und Gemüsesticks, belegtes Vollkornbrot oder Vollkornkekse. Je leichter, je besser, lautet der Rat von Flugmedizinern. Denn schwere fettreiche Kost belastet beim langen Stillsitzen unnötig und landet angesichts des geringen Kalorienverbrauchs direkt auf den Hüften. Wer sich jedoch komplett auf das Versorgungsangebot in der Luft verlassen möchte und entsprechende Wünsche oder Ansprüche hat, muss dafür ein paar Euro mehr springen lassen. Meist gilt: Je tiefer man beim Ticketkauf in die Tasche greift, umso umfangreicher und qualitativ hochwertiger gestaltet sich logischerweise das kulinarische Angebot. Während die Passagiere auf kürzeren Flügen in der „Holzklasse“ gern mit einem eingeschweißten, pappigen und faszinierend krümelfreien Brötchen abgespeist werden (sehr staubsaugerfreundlich!), bei dem die Zutatenliste an eine Chemiefabrik erinnert, gibt’s in der oberen Preisklasse neben Lachsschnittchen, Kaviar & Co. durchaus zwischendurch auch mal frisches Obst und einen erweiterten Getränkeservice.

Vernünftig trinken an Bord

Die Versorgung mit Flüssigem lässt bei Billigbuchern hingegen oft arg zu wünschen übrig. Auf einem mehr als zweieinhalbstündigen Flug von Palma de Mallorca nach Hamburg beispielsweise kommen die Air Berlin-Flugbegleiterinnen nur ein einziges Mal mit dem Getränkewagen vorbei und füllen den kleinen Plastikbecher noch nicht einmal voll. Das reicht beileibe nicht aus, um den erhöhten Trinkbedarf über den Wolken zu stillen.

Mit einem Feuchtigkeitsanteil von nur 6-10 Prozent ist die Luft in der Flugzeugkabine nämlich ausgesprochen trocken (zum Vergleich: ein gesundes Wohnklima beinhaltet eine Luftfeuchte von 40-50%). Entsprechend ausgedörrt sind auch die Kehlen der Fluggäste. „Der Flüssigkeitsbedarf steigt durch das trockene Kabinenklima pro Flugstunde um 100 bis 150 ml zusätzlich zu der generell täglich empfohlenen Trinkmenge von 1,5 bis 2 Litern “, erklärt Professor Dr. Uwe Stüben, Leiter des Medizinischen Dienstes der Lufthansa. Leichter gesagt als getan, wenn der Service sich bei manchen Fluggesellschaften nicht daran orientiert.

Um den erhöhten Flüssigkeitsbedarf auszugleichen, hilft daher nur eins: schon während der manchmal langen Anreise zum Flughafen ordentlich trinken, bei jedem Getränkeservice an Bord gleich zwei Becher befüllen lassen und nach der Sicherheitskontrolle noch eine Flasche Wasser besorgen, auch wenn’s unverschämt teuer ist! Mineralwasser oder Obst- und Gemüsesäfte sind laut Flugmediziner Stüben sowieso die besten Bordgetränke. Vor allem im Vergleich zu Kaffee, schwarzem Tee oder Alkohol, die die Fluggäste aufgrund der harntreibenden Wirkung vermehrt zum „stillen Örtchen“ treiben und die aufgenommene Flüssigkeit sehr schnell wieder aus dem Körper schwemmen. Weit besser machen sich Orangensaftschorle oder Tomatensaft. Apfelsinen enthalten viel Vitamin C, Tomaten die Vitamin-A-Vorstufe Lycopin. Beide Substanzen schützen die Körperzellen vor zellschädigenden freien Radikalen, die durch die natürliche Höhenstrahlung über den Wolken vermehrt entstehen können. Intuitiv machen es aber viele Flugreisende richtig. Denn mit allein1,5 Millionen Litern im Jahr bei Lufthansa (2009) liegt der Tomatensaftkonsum in der Luft beeindruckend hoch. Das mag unter anderem daran liegen, dass die Reisenden den Geschmack des fruchtigen Gemüsesaftes in dem in der Flugkabine vorherrschenden leichten Niederdruck intensiver und geschmackvoller wahrnehmen. So lautet zumindest das Ergebnis einer Lufthansa-Untersuchung dazu in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut in Holzkirchen.

Verstärkte Wirkung: Hochprozentiges über den Wolken

Wer hingegen den Urlaubsbeginn schon im Flugzeug ordentlich mit Alkohol begießt, darf sich nicht wundern, wenn die Promille dort zügiger den Kopf vernebeln als bei Bodenhaftung. Denn in luftiger Höhe verstärkt sich die Alkoholwirkung. Trotz Kabinen-Druckausgleich entspricht die übliche Reiseflughöhe im Flieger einem Aufenthalt auf Alpenniveau von rund 2.400 Höhenmetern. Das führt zu einem leichten (für Gesunde völlig unbedenklichen!) Sauerstoffmangel, den gesunde Fluggäste nicht wahrnehmen und problemlos mit ein oder zwei zusätzlichen Atemzügen pro Minute ausgleichen. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Wer an Bord Alkohol trinkt, spürt die Promille dadurch schneller und heftiger als am Boden. Auch hier gilt: Bestellen Sie zu jedem alkoholhaltigen Getränk ein Glas Wasser dazu und behalten Sie die Promille im Blick. Schließlich wollen Sie ja nicht nur gut in den Urlaub starten, sondern auch fit ankommen!

EAT SMARTER-Tipp:

Auch Zuhause kann man gut essen und sich wie im Urlaub fühlen – stöbern Sie in unseren populärsten Rezepten!