Palmöl – Das Öl aus dem Urwald

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 01. Apr. 2021

Schokolade, Margarine, Waschmittel: In fast jedem Supermarkt-Produkt steckt Palmöl. Doch der massenhafte Anbau von Ölpalmen ist eine große Gefahr für den Regenwald und seine Bewohner. Wir informieren darüber, in welchen Produkten Palmöl steckt, und wie Verbraucher verantwortungsvoll handeln können, ohne komplett auf Produkte mit Palmöl zu verzichten.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Ohne Palmöl geht es auch nicht
  2. Welche Produkte enthalten Palmöl?
  3. Wie erkenne ich Produkte mit Palmöl?
  4. Was können Verbraucher tun?

Die Zahl ist beeindruckend: 53 Millionen Tonnen Palmöl wurden im Jahr 2013 produziert, Tendenz steigend. Das Öl, das aus Kern und Fruchtfleisch der Frucht der Ölpalme gewonnen wird, ist ein wahres Multitalent: Es hat einen hohen Schmelzpunkt, weshalb es Lebensmitteln eine cremige Textur verleiht.

Gleichzeitig lässt es sich sehr hoch erhitzen; daher steckt es in Brat- und Frittierfett wie Palmin. Billig in der Produktion, lässt sich Palmöl sowohl zu Biodiesel verarbeiten als auch zu Kuchenglasur, Schokolade, Mascara und Seife. Tausende Produkte mit Palmöl gibt es in jedem Supermarkt. 

So weit, so gut, könnte man jetzt denken: ein schnell nachwachsendes, äußerst flexibel einsetzbares Naturprodukt, dieses Palmöl.

Für Palmöl-Plantagen wird Urwald gerodet

Ein Blick in die Regenwälder Südostasiens offenbart die dramatische Kehrseite: Um den weltweiten Hunger der Industrie nach Palmöl zu stillen, werden vor allem im Malaysia und Indonesien im großen Stil Regenwälder abgeholzt oder Waldflächen einfach abgebrannt. An ihre Stelle tritt eine Monokultur, die keinerlei Lebensraum für Flora und Fauna bietet, geschweige denn Schutz vor Überflutung oder Erosion. Seit 1990 hat sich die Anbaufläche für Ölpalmen weltweit verdoppelt, in Indonesien sogar verzehnfacht (Quelle: WWF).

Palmölplantagen bedecken weltweit inzwischen zwölf Millionen Hektar Fläche – das ist ein Drittel Deutschlands! Ein intakter Regenwald ist nicht nur wichtig für das Klima weltweit, er ist auch Lebensraum gefährdeter Tierarten wie Orang-Utan und Tiger. Die Brandrodung des Waldes macht vor allem den Orang-Utans zu schaffen: Immer wieder kommen die seltenen Menschenaffen in den Flammen zu Tode.

Ohne Palmöl geht es auch nicht

Doch Palmöl komplett zu boykottieren ist auch keine Lösung, das sagen Umweltverbände wie WWF oder Greenpeace. Denn grundsätzlich ist Palmöl kein schlechtes Öl: Es braucht weniger Platz und Zeit zum Anbau als vergleichbare Ölpflanzen. So lässt sich auf relativ geringer Fläche ein großer Teil des weltweiten Bedarfs an Pflanzenölen decken. Um einen vergleichbaren Ertrag beispielsweise an Sojaöl zu erreichen, müsste die Anbaufläche mehr als doppelt so groß sein. Für viele kleine Bauern in Südostasien ist der Anbau von Ölpalmen außerdem der Ausweg aus der Armut. 

Doch der Anbau von Palmöl – da sind sich die Experten einig – muss sich radikal ändern. Ansonsten sind die grünen Regenwälder Südostasiens bald Geschichte.
Leider sind die meisten Produzenten von Palmöl von einem ökologisch, ökonomisch und sozial verträglichen Standard noch weit entfernt.

Seit 2008 gibt es zwar den Zusammenschluss „Runder Tisch für Palmöl“ (RSPO), der gewisse Mindeststandards in der Produktion festlegt und ein Zertifikat vergibt. Das RSPO ist kein Öko-Label: Es geht darum, dass auf der Plantagen mehr für Arbeitsbedingungen und Umweltschutz getan wird, als es die Gesetze des jeweiligen Landes vorschreiben. Auch wird das Label nur an Flächen vergeben, für die seit 2005 kein Regenwald gerodet wurde.

Welche Produkte enthalten Palmöl?

Sowohl aus den Kernen als auch aus der Schale der Früchte kann Öl gewonnen werden

Sinnvoller wäre es hier, die Gegenfrage zu stellen: In welchen Produkten steckt eigentlich kein Palmöl? In jedem zweiten Supermarktprodukt steckt es in verschiedenen Verarbeitungsgraden, beispielsweise in Fertiggerichten wie Pizza, in Schokolade, in Streichfett, in Keksen, in Müsli, in Shampoos, Haarkuren, Cremes, Mascara und Concealer. Hier kommen wieder die verschiedenen praktischen Eigenschaften des Öls zum Tragen: Es macht Cremes leichter verstreichbar, macht die Schokostücke in den gekauften Cookies cremig, lässt Pizzakäse schön verlaufen. Da sich aus Palmfett auch Tenside herstellen lassen, ist es auch in fast jedem Waschmittel enthalten.

Wie erkenne ich Produkte mit Palmöl?

Lange reichte die schwammige Bezeichnung „pflanzliches Fett“ aus, um verschiedene Fette in einem Produkt zu deklarieren. Das hat sich im Dezember 2014 zum Glück geändert: Seither muss jedes enthaltene Pflanzenfett in Nahrungsmitteln explizit genannt werden.

Auch auf allen Kosmetikverpackungen müssen die Inhaltsstoffe europaweit einheitlich aufgelistet werden, aber leider nicht zwangsläufig auf Deutsch. Wenn Palmöl in Kosmetika vorkommt und keine deutsche Übersetzung vorliegt, stehen dort Begriffe wie Palm Stearine, Palmitate, Palm Olein oder Palm Kernel Oil. Einige Anbieter, vor allem aus dem Naturkosmetikbereich, kennzeichnen zusätzlich auf Deutsch. Einige Anbieter wie zum Beispiel Dr. Hauschka oder Annemarie Börlind verwenden grundsätzlich kein Palmöl.

Was können Verbraucher tun?

Palmöl versteckt sich in vielen Kosmetikprodukten

Ganz auf Produkte mit Palmöl zu verzichten, ist nahezu unmöglich. Wer dennoch seinen Beitrag leisten möchte, sollte folgende Verhaltensregeln berücksichtigen:

1) Kaufen Sie möglichst unverarbeitete Lebensmittel

Je geringer der Verarbeitungsgrad eines Lebensmittels, desto geringer ist die Chance, dass darin Palmöl verarbeitet ist. Nehmen wir das Beispiel Müsli: Fertige Knuspermüslis beispielsweise oder Müslis mit Schokolade enthalten mit hoher Wahrscheinlichkeit Palmöl. Besser fahren Sie, wenn Sie Ihr Müsli aus natürlich Zutaten selber mischen (auf diesem Wege sparen Sie außerdem Fett und Zucker). Ähnliches gilt bei Tiefkühlpizza, Cookies und Fertig-Pasta aus dem Beutel: Selber machen ist immer besser und gesünder!

2) Kaufen Sie Bio

Natürlich ist das Bio-Siegel kein Garant dafür, dass das enthaltene Palmöl beispielsweise in Schokolade umweltverträglich erzeugt wurde. Doch bei Fair-Trade-Schokolade beispielsweise sind die Arbeitsbedingungen in den Herstellungsländern besser.

3) Bleiben Sie hartnäckig

Sie möchten wissen, ob die Kosmetikmarke Ihres Vertrauens auf Palmöl aus nachhaltigen Quellen setzt? Fragen Sie nach! Je mehr Verbraucher kritisch die Quellen von Rohstoffen hinterfragen, desto größer wird der Druck auf Konzerne, diese offenzulegen und zu ändern. Diese Wandlung vollzieht sich natürlich nicht von heute auf morgen. Doch nach Petitionen von Greenpeace hat beispielsweise der Kosmetikriese L'Oréal angekündigt, seine Lieferkette transparent zu machen und bis 2020 seine Produktion auf nachhaltiges Palmöl umzustellen.

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