Fast vergessene Lebensmittel

Die Wiederentdeckung der Steckrübe

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 29. Apr. 2021

Heute wird die Steckrübe in vielen Restaurants als winterliche Delikatesse angeboten. Dabei war das Gemüse schon fast in Vergessenheit geraten. EAT SMARTER erinnert an die Zeit, in der niemand etwas von der Steckrübe wissen wollte und zeigt, wie die Knolle nun langsam wieder zurückkommt.

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Im vergangenen Jahr setzte sich die Renaissance der Steckrübe fort: In vielen Restaurants stand die Wurzel wieder auf der Speisekarte, Sterne-Köche nahmen das Wintergemüse sogar in ihre Spitzenküche auf. Und auch die TV-Köche erinnerten sich an den erdig-süßlichen Geschmack der Steckrübe: Johann Lafer servierte seinen Gästen in einer seiner Sendungen einen Hirschrücken im Speckmantel auf glasierten Steckrüben, während Tim Mälzer in seinem ARD-Blog über den Steckrübeneintopf seiner Großmutter schrieb. Sein Fazit: Man müsse dem Gemüse wieder mehr Beachtung schenken. „Es ist nicht nur äußerst preisgünstig, sondern auch verdammt lecker und reich an Vitaminen.“ Das passende Rezept stellte er gleich dazu.

Dabei war die Steckrübe schon fast in Vergessenheit geraten. Statt auf den Tellern landete sie allerhöchstens in den Futtertrögen von Tieren. Fast 90 Jahre lang wollten sich die meisten Deutschen nicht daran erinnern, dass das kohlenhydratreiche Gemüse auch für den Menschen sehr bekömmlich ist. Denn die Steckrübe hatte ein schweres Stigma: Sie stand für Hunger und schwere Zeiten.

Der Steckrübenwinter 1916
Grund dafür ist eine Missernte im Jahr 1916. Wolkenbrüche mit Hagelkörnern haben große Teile der Kartoffelernte zerstört. Die Lebensmittel reichen nicht aus, um die vom Krieg geplagte Bevölkerung zu versorgen. In ihrer Not müssen die Menschen auf die Steckrübe zurückgreifen, die eigentlich für die Schweine vorgesehen ist.
Und zwar zu allen drei Mahlzeiten am Tag. „Früh Kohlrübensuppe, mittags Kotellets von Kohlrüben und abends Kuchen von Kohlrüben“, heißt es in überlieferten Erinnerungen eines Zeitzeugen aus Dresden. Es gibt sogar Rezepte für Steckrüben-Marmelade, Aufläufe und Sauerkraut-Ersatz. Die Regierung versucht, der Bevölkerung die Steckrübe als „Ostpreußische Ananas“ schmackhaft zu machen.

Doch das Gemüse stößt auf wenig Begeisterung. Der Berliner Oberbürgermeister Adolf Wermuth schreibt später: „Weit mehr als sich im Herbst ahnen ließ, musste die dicke, wässrige Frucht dem Berliner aufgenötigt werden, bis sie ihm und noch mehr der Berliner Stadtverwaltung zu Hass und Abscheu wurde.“ Im Winter 1946 müssen die Menschen nach dem Ende des 2. Weltkrieges wieder auf die Steckrübe zurückgreifen. Wieder dient das Gemüse als Mittel, um den Hunger zu stillen. Und so wird es noch mehr als 60 Jahre dauern, bis die Menschen die Steckrübe als kulinarische Köstlichkeit wieder entdecken.

Viele Mineralstoffe und Vitamine
Dabei hat das Gemüse eine Menge Vorteile zu bieten: Die gelbe Steckrübe (die weiße Steckrübe ist weiterhin vor allem Tierfutter) hat gerade einmal rund 35 Kalorien pro 100 Gramm, liefert dafür aber viele pflanzliche Kohlenhydrate, Kalzium, Kalium, Beta-Carotin sowie B-Vitamine und das Vitamin C.

Die Erntezeit von Steckrüben ist in der Zeit zwischen September und April. Dabei können die Knollen bis zu zwei Kilo schwer werden. Für den Verbrauch eignen sich aber vor allem die kleineren Wurzeln. Bei größeren Exemplaren besteht die Gefahr, dass sie trocken schmecken. Bei der Zubereitung werden die Steckrüben geschält, in Stücke geschnitten und dann entsprechend weiterverarbeitet. Für die Zubereitung werden die Steckrüben geschält und in Stücke geschnitten. Das Gemüse kann dann gekocht oder gedämpft und als Gratin, Suppe oder Eintopf verarbeitet werden. Ideen finden Sie in unsere Steckrüben-Rezepte. (wil)

 
Ich koche bereits seit gut 5 Jahren mit Steckrüben. Das Gemüse ist sehr anpassungsfähig - passt zu Kürbis, Möhren, Kartoffeln, zu Fleisch (almm, Kalb, Rimd, Schwein, Geflügel), zu Fisch (karamellisiert mit Safran eine Wucht) usw. Interessant ist die Steckrübe als u.a. Beilage für Diabetiker -viele Ballststoffe, wenige Kohlenhydrate - und lecker sowieso.
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