Dr. Ingo Froböse

Die wichtigsten Fragen rund um die Massage

Von Prof. Dr. Ingo Froböse
Aktualisiert am 19. Mai. 2020
Massage

Sich richtig durchkneten zu lassen tut gut. Doch was passiert dabei überhaupt im Körper, und ist jede Massage automatisch gesund? Fitness-Doc Ingo Froböse beantwortet die wichtigsten Fragen.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Darf eine Massage wehtun?
  2. Wann kann eine Massage schaden?
  3. Kann eine Massage Sport ersetzen?
  4. Wie erkennt man einen guten Masseur?
  5. So können Sie sich selbst massieren
  6. Lieber vor oder nach dem Sport zur Massage?

In meiner aktiven Zeit als Leistungssportler hatte die Massage einen festen Platz, liebe EAT SMARTER-Leser: Nach einem intensiven Wettkampf oder bei kleinen muskulären Verletzungen sorgte das Physiotherapeuten-Team dafür, dass meine Teamkameraden und ich schnell regenerierten und wieder fit wurden.

Noch heute bin ich ein großer Fan der Massage. Denn die Behandlung hat eine Vielzahl an positiven Wirkungen auf das körperliche und geistige Wohlbefinden. Durch die sanften Berührungen und die dadurch entstehende Wärme reduzieren Massagen Stress und helfen uns bei der Entspannung. Zudem fördern sie die Durchblutung und regen so den Nährstoffaustausch im Körper an. Durch regelmäßige Massagen können weiterhin Verklebungen und Verspannungen der Muskulatur und des Bindegewebes gelöst werden.

Es gibt verschiedene Arten der Massage, wobei der Krafteinsatz des Masseurs eine wichtige Rolle spielt. Bei einer Wellnessmassage, wie sie beispielsweise in einem Spa angeboten wird, steht die Entspannung im Vordergrund. Es kommen sanfte Massagetechniken zum Einsatz, vor allem Streichungen („Effleurage“) und Knetungen („Petrissage“).

Sportmassagen hingegen sind meist intensiver. Bei ihnen liegt das Augenmerk auf der Behandlung von Verletzungen oder der Nachsorge nach einem intensiven Wettkampf. Dabei kommt häufig die Technik der Friktion zur Anwendung, die die Durchblutung und den Abbau von Laktat fördert, das sich nach einem Wettkampf in den Muskeln gebildet hat.

Darf eine Massage wehtun?

Manchmal geht es leider nicht anders. Um eine Tiefenwirkung auf den Muskeln zu erzielen oder Verhärtungen zu lösen, muss der Masseur zuweilen stärkeren Druck ausüben. Das kann wehtun. Zudem sind einige Körperregionen schmerzempfindlicher als andere, zum Beispiel die Leiste oder die Außenseite der Oberschenkel. Lassen Sie die Schmerzsignale Ihres Körpers bei der Massage bitte nicht außer Acht! Sagen Sie dem Masseur, wenn etwas wehtut. Ein guter Masseur geht auf Ihre Bedürfnisse ein und findet einen Weg, die Massage entspannend und zugleich wirkungsvoll zu gestalten.

Auch nach der Massage kann es zu Schmerzen kommen, da Haut und Muskulatur durch die Behandlung gereizt werden. Meistens sind die Schmerzen nach einem Tag wieder verschwunden. Wenn auch Tage nach der Massage Schmerzen bleiben, sollten Sie jedoch einen Arzt aufsuchen, der die Ursachen abklärt.

Wann kann eine Massage schaden?

Richtig angewendet, hat eine Massage kaum negative Folgen. Bei akuten Verletzungen wie Entzündungen oder Wunden sollte nicht massiert werden. Durch die Massage würde der Körper nur noch mehr belastet werden, was den Heilungsverlauf verzögert. Auch bei Hauterkrankungen sollte auf eine Massage verzichtet beziehungsweise die betroffene Stelle ausgelassen werden.

Kann eine Massage Sport ersetzen?

Rückenschmerzen einfach wegmassieren? Das funktioniert leider nicht. Gerade bei Rückenleiden ist Sport ein elementarer Bestandteil der Therapie. Denn Rückenschmerzen sind in den meisten Fällen die Folge von muskulären Dysbalancen. Eine Massage kann lediglich zusätzlich zum Sport ihre Anwendung finden. Als Ergänzung ist sie allerdings sehr hilfreich, denn oftmals ist es auch Stress, der den Schmerz im Rücken verursacht. Durch die entspannende Wirkung von Massagen können Schmerzen im Rücken, im Nacken und in den Schultern gelindert werden.

Wie erkennt man einen guten Masseur?

Der Begriff "Massage" ist in Deutschland nicht geschützt: Theoretisch darf jeder ohne spezielle Ausbildung Massagen durchführen. Daher sollten Sie darauf achten, dass Ihr Masseur eine Qualifikation als Masseur beziehungsweise medizinischer Bademeister nachweisen kann. Diese in Deutschland anerkannten Gesundheitsfachberufe sind durch das Masseur- und Physiotherapeutengesetz geschützt.

Neben der fachlichen Qualifikation ist eine positive Beziehung zwischen Patienten und Masseur entscheidend, da eine Massage oft mit viel Körperkontakt und Intimität verbunden ist. Wichtig ist, dass sie sich wohl fühlen! Einen guten Masseur erkennen Sie zudem daran, wie er mit Ihnen kommuniziert: (Vor)erkrankungen und Faktoren wie Schwangerschaft müssen vor der Massage unbedingt besprochen werden. Ein Masseur, der etwas von seinem Fach versteht, sollte sich Zeit nehmen, Ihre Fragen zu beantworten und Ihnen einen kurzen Überblick über die anstehende Massage verschaffen.

So können Sie sich selbst massieren

Instinktiv wenden wir bei uns selber Massagegriffe an, wenn es beispielsweise im Schulterbereich zwickt und zwackt. Selbstmassage mit oder ohne Hilfsmittel ist eine gute Möglichkeit, die Muskulatur nach einem stressigen Tag zu lockern.

Versuchen Sie doch einmal, Ihr Gesicht und vor allem Ihre Kiefermuskeln mit sanftem Druck „auszustreichen“. Sie werden feststellen, dass diese einfache Bewegung sehr gut tut. Auch können Sie mit Ihren Fingern sanft die Muskulatur links und rechts der Halswirbelsäule kneten.

Ich persönlich finde Faszienrolle sehr geeignet für die Selbstmassage. Das Rollen übt eine Druck- und Zugbewegung auf das Bindegewebe und die Muskulatur aus, Verklebungen und Verhärtungen werden gelockert. Der richtige Umgang mit der Faszienrolle will allerdings gelernt sein; Tipps für Einsteiger finden Sie hier.

Klein, aber effektiv sind Massagebälle für die Füße. Unter den Fußsohlen laufen Tausende Nervenende und Sensoren zusammen. Durch den Druck des Massageballs werden sie stimuliert, der entspannende Effekt ist spürbar.

Lieber vor oder nach dem Sport zur Massage?

Nach dem Training lockert die Massage trainierte Muskelgruppen, fördert die Durchblutung und angesammeltes Laktat wird abtransportiert. Das tut nicht nur gut, sondern verkürzt auch die Regenerationszeit. Insbesondere im Leistungs- oder Profisport haben Sportmassagen einen festen Platz.

Aber auch vor dem Training ist eine Massage durchaus sinnvoll. So kann eine gezielte Massage die Muskeln aktivieren und deren Tonus erhöhen. Das ist für Sportarten, bei denen schnelle, explosive und kurz dauernde Kontraktionen (Sprint) gefragt sind, von Vorteil. 

Sportarten hingegen, die langsame und lang andauernde Kontraktionen benötigen (Langstreckenlauf), erfordern eine andere Massagetechnik. Hier geht es um das Lockern und Anwärmen der Muskulatur. 

Faszienrollen und Massagebälle erhalten Sie in jedem gut sortierten Sportartikelgeschäft. Lassen Sie sich am besten vor Ort beraten.

Bleiben Sie aktiv! Ihr Ingo Froböse

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