Fitnesstrend 2015

Fit und elastisch mit dem Faszientraining

Von Lina Nagel
Aktualisiert am 07. Mär. 2024
Gruppe macht Faszientraining mit der Blackroll

Ohne Übertreibung kann man Faszientraining als DEN Fitnesstrend 2015 bezeichnen. Was verbirgt sich hinter der Entdeckung des Bindegewebes als Wohlfühl- und Anti-Aging-Faktor? EAT SMARTER hat bei einem Faszientherapeuten nachgefragt.

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Belastbare Sehnen und Bänder, ein starker Rücken, eine jugendliche und straffe Figur bis ins Alter – all das verspricht das Faszientraining oder „Fascial Fitness“.

In Fitness- und Bewegungsstudios in ganz Deutschland wird gestretcht, gebounct und über die sogenannte „Blackroll“ gerollt.

Um zu verstehen, was das Faszientraining ausmacht, gilt es erst einmal den Begriff „Faszien“ zu erklären: 

Unter Faszien verstehen wir die Weichteil-Komponenten des Bindegewebes. Dazu gehören unter anderem Gelenk- und Organkapseln, Sehnenplatten, Bänder, Sehnen, aber auch flächige, feste Bindegewebsschichten, die Muskeln, Organe und Bandstrukturen umhüllen und verbinden.

Was bringt das Faszientraining?

„Use it or lose it – wenn wir bestimmte Strukturen im Körper nicht bewegen, dann kleben diese zusammen oder bauen sich ab“, sagt Carsten Schmilgeit, der in Hamburg die Faszien-Therapie-Praxis „Faszien-Helden“ betreibt. Und wo sich Bindegewebe verklebe oder abbaue, komme es zu Beschwerden. „Das beste Beispiel ist die Schulter, die nach einer Verletzung mit einer Schlinge oder einem Gips nah am Körper fixiert wird“, sagt Carsten Schmilgeit, „nach zwei Wochen lässt sich der Arm gerade mal im 60- bis 90-Grad-Winkel heben. Verantwortlich sind kleine fasziale Strukturen in der Gelenkkapsel, die sich bereits nach zwei Wochen ohne Bewegung verkleben – die Bewegung ist massiv eingeschränkt.“

Es gilt also: Nur wer sich bewegt, hat auch bis ins hohe Alter ein straffes, elastisches Bindegewebe. Grundsätzlich werden die Faszien bei jeder Sportart angesprochen. Doch bestimmte Bewegungen sind besonders gut geeignet, Trainingsreize zu schaffen. „Faszientraining besteht häufig aus federnden, schwingenden Belastungen“, sagt Faszien-Experte Schmilgeit. Um die Faszien elastisch zu halten, sind großräumige, schwingende, aber auch federnde und schnelle Bewegungen besonders geeignet.

Abnehmen mit Faszientraining

„Wer abspecken möchte, sollte seine Faszien trainieren“, sagt Carsten Schmilgeit, „viele Patienten, die mit Beschwerden am Bewegungsapparat in unsere Praxis kommen, haben ein Gewebe, das sich verquollen und verklebt anfühlt.“

Für schöne, straffe Beine zum Beispiel sei ein elastisches Bindegewebe ohne Verklebungen und Staus wichtig. Entscheidend dafür: regelmäßiges Training! „Ich stelle immer wieder fest, dass Menschen, die regelmäßig Sport machen und sich gut ernähren, ein eher festes, jugendliches Bindegewebe haben – und das auch in hohem Alter“, so Schmilgeit.

Wo kann man Faszientraining lernen?

Es gibt verschiedenste Anbieter für Faszientraining oder „Fascial Training“, wie es auch genannt wird. Kleinster gemeinsamer Nenner sind großräumige, federnde und schwingende Bewegungen. Je nachdem, wo die Trainer oder das Studio ihre Wurzeln haben, kann das Training anders aussehen: Kommt der Trainer aus dem Tanz- oder Group Fitness-Bereich, wird auch das Faszientraining aus eher tänzerischen Elementen bestehen. Hat der Trainer eine Yoga-Ausbildung, wird er Yoga-Elemente benutzen, während ein Personal Trainer eher hüpfende, federnde Übungen mit höheren Belastungsspitzen einbauen wird.

Welche Übungen für welchen Menschen geeignet sind, hängt immer auch vom Alter, dem Gesundheits- und Trainingszustand ab. „Ein 25-jähriger Basketballspieler braucht ein anderes Training als ein älterer Mann, der nach 20 Jahren das erste Mal Sport macht“, sagt Carsten Schmilgeit. Er rät: „Vertrauen Sie auf Ihr Körpergefühl! Wenn das Training etwas anstrengend ist, aber befreiend, dann haben Sie schon vieles richtig gemacht.“

Auch zu Hause oder im Büro kann man Übungen für die Faszien machen. Auf YouTube gibt es einige gute Tutorials. EAT SMARTER hat dieses Video von Happy and Fit Yoga gut gefallen: 

Welche Bedeutung hat die Blackroll?

Eine junge Frau trainiert mit der Blackroll Einen großen Anteil am Faszientraining haben Übungen mit der sogenannten Blackroll, einer Rolle aus elastischem Kunststoffmaterial, die in verschiedener Härtegraden erhältlich ist. Auch Blackroll-Bälle werden eingesetzt.

Über die Blackroll oder den Ball werden Körperpartien wie Ober- und Unterschenkel, Rücken oder Arme mit mehr oder weniger hohem Druck gerollt. „Durch die Kräfte, die in das Gewebe eingeleitet werden, entsteht auf der einen Seite ein Druck und auf der anderen Seite ein Zug“, erklärt Carsten Schmilgeit. „Diese mechanische Kraft, die auf die fasziale Struktur wirkt, kann kleinere Verklebungen und Flüssigkeitsstaus auflösen.“ 

Die Arbeit mit der Faszienrolle kann durchaus schmerzhaft sein, sagt Carsten Schmilgeit: „Wenn ich mit der Faszienrolle an einer Struktur herumrolle, die verklebt ist, dann ist das meisten schmerzhaft, aber gut.“ Wer sich unsicher ist, welche Intensität für ihn richtig ist, sollte den Umgang mit der Faszienrolle zusammen mit einem Experten erlernen. Wer ein einigermaßen gutes Körpergefühl hat, wird schnell ein Gefühl für die richtigen Einsatz der Blackroll entwickeln.

Personal Trainer Johannes Luckas zeigt den Einsatz der Blackroll:

Was ist der Unterschied zwischen Faszientraining und Faszientherapie?

Beim Training übt man durch Bewegung Zug auf die faszialen Strukturen aus. Das kann manchmal zielgerichtet, manchmal aber auch völlig unspezifisch sein.

„Nehmen wir als Beispiel die Achillodynie, ein typisches Schmerzsymptom der Achillessehne“, erklärt Carsten Schmilgeit. „Oft beschreiben Patienten, dass sie zwar dehnen, an der betroffenen Stelle aber keinerlei Dehnungsreiz verspüren: die Zielstruktur wird gar nicht mehr gedehnt, weil andere fasziale Strukturen verklebt sind, und bevor der Muskel überhaupt auf Spannung kommt, schon andere Strukturen bis zum Anschlag gespannt werden.“

Alleine durch Bewegung können solche Verklebungen nicht gelöst werden. Hier kommt die Therapie ins Spiel: „Anders als beim Training kann man bei der Faszien-Therapie mit den Händen die fasziale Struktur in verschiedene Kraftrichtungen bewegen. So können Verklebungen und Flüssigkeitsstaus zielgerichtet gelöst werden.“

Was Faszien und Ernährung miteinander zu tun haben

Ähnlich wie die Osteopathie ist die Faszientherapie eine ganzheitliche Therapieform. „Menschen, die sich schlecht ernähren oder gar an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leiden, haben oft ein verquollenes, stark verklebtes Bindegewebe“, berichtet Faszientherapeut Schmilgeit.

Wo genau der Zusammenhang besteht, ist noch nicht final geklärt. Ein Grund könnte das sogenannte „Leaky Gut-Syndrom“ sein, bei dem Stoffe durch die geschädigte Darmschleimhaut direkt in den Organismus gelangen und sich dort anlagern können.

Fazit: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung tut auch dem Bindegewebe gut. Im Umkehrschluss kann es bei Schmerzen im Bewegungsapparat sinnvoll sein, die Ernährungsgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen, „gerade wenn es immer wieder zu ähnlichen Problemen kommt“, empfiehlt Carsten Schmilgeit. Denn ein akuter Schmerz lässt sich zwar mittels Therapie beheben, doch das Problem wird sich nicht lösen lassen, solange andere wichtige Faktoren wie regelmäßige Bewegung und eine gute Ernährung nicht gewährleistet sind.

Kann ich mir die Kosten für Faszientraining und -therapie erstatten lassen?

Viele Krankenkassen übernehmen Kurse bei ausgewählten Sport- und Yoga-Studios. Welche Leistungen genau erstattet werden, variiert von Krankenkasse zu Krankenkasse. Fragen Sie bei Ihrer Kasse nach, welche Kosten übernommen werden und welche Studios bei Ihnen um die Ecke in Frage kommen! 

Ähnlich liegt der Fall bei der Faszientherapie: Erfragen Sie bei Ihrer Kasse, inwieweit eine Kostenübernahme möglich ist. Ganz wichtig: Um die Kosten einreichen zu können, benötigen Sie eine Verschreibung von Ihrem Hausarzt. 

 
Hey zusammen, sehr umfassender und spannender Artikel. Auch ich benutze eine Blackroll da ich sehr viel Sport treibe. Aber habe mich für eine recht harte entschieden, da mein Körper schon recht trainiert ist. Wichtig war es hier auch für mich mir eine genaue Anleitung bei meinem Physiotherapeuten hier in München zu holen. Das ist schon sehr wichtig , da man wie ihr schon beschreibt hier auch viel falsch machen kann. Bei mir in München hab ich das GZM (https://www.gzm-physio.com/training/faszientraining/) für mich entdeckt , die erklären das sehr kompetent dort und geben Anleitungen an die Hand. Grüße Daniel Manz
 
Ich selbst Nutze die Blackroll Orange zum Faszientraining und war von Anfang an begeistert! Ich würde es jedem empfehlen, der fit und beweglich bleiben will... Mir als "Schreibtischtäter" hat das Training mit der Faszienrolle insbesondere bei meinen Rückenschmerzen geholfen. Hier habe ich meine Faszienrolle und viele hilfreiche Info´s gefunden: Viel Spaß beim Rollen! LG
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