Wie Hersteller Kalorienbomben schön rechnen
Sie sollte Verbraucher vor Zuckerbomben und Fettfallen warnen, doch die Lebensmittelindustrie wehrte sich dagegen: Die Lebensmittelampel wurde im europäischen Parlament abgelehnt. Stattdessen erfahren die Verbraucher jetzt über die sogenannte GDA-Liste, wie viel Zucker, Salz oder Fett in den Lebensmitteln steckt. Viele Verbraucher führen diese Angaben in die Irre.
Es war ein ehrgeiziges Projekt: Seit langem setzten sich Ärzteverbände, Krankenkassen und Verbraucherschützer für die Lebensmittelampel ein. Die Verbraucher sollten so erfahren, ob ein Lebensmittel viel (rotes Ampel-Symbol), mittel (gelbes Ampel-Symbol) oder wenig (grünes Ampel-Symbol) von einem bestimmten Stoff enthält. Die Kennzeichnung sollte vor Stoffen wie Salz, Fett oder Zucker warnen. In England hatte man mit der Ampel gute Erfahrungen gemacht. Doch als sie in Europa zum Gesetz werden sollte, fiel sie durch. (Die Diskussionen über die Ampel und die Argumente der Kritiker und Befürworter erfahren Sie hier). Eine Milliarde Euro gegen die Ampel
Im Juni stimmte das Europäische Parlament dagegen. Zuvor hatte die Lebensmittellobby eine große Kampagne gegen die Ampel gefahren. Sie war teuer: Nach Angaben von Anti-Lobby-Organisationen gaben die Interessensverbände damals rund eine Milliarde Euro aus. Und sie hatten Erfolg: Statt der Ampel setzte sich die GDA-Liste durch.
Dieses Modell hatte die Industrie stets befürwortet. GDA steht für Guideline Daily Amount, also den Richtwert für den Tagesbedarf eines bestimmten Inhaltstoffes. Dies führt zum Beispiel dazu, dass auf einer Packung von Frühstücksflocken zu lesen ist, dass eine Portion 10 Prozent des täglichen Kalorienbedarfs deckt, 20 Prozent des Zuckerbedarfs und fünf Prozent des täglichen Fettbedarfs. Doch die Kennzeichnung hat so ihre Tücken.
Irreführende GDA-Kennzeichnung
Der Haken ist nämlich, was als Portion definiert ist. Bei Frühstücksflocken nimmt der Hersteller beispielsweise 30 Gramm Flocken plus fettarme Milch. Doch wer einmal 30 Gramm abwiegt wird feststellen, dass man in der Regel sehr viel mehr Flocken verspeist. Und dann wird es interessant: 60 Gramm beispielsweise decken 20 Prozent des täglichen Kalorienbedarfs ab – und 40 Prozent der täglich benötigten Zuckerzufuhr. Sosehr die GDA-Liste von der Industrie geliebt wird, sosehr wird sie von Verbraucherschützern kritisiert.
Keine Alternative im Kampf gegen Übergewicht
„Wenn die Politik wirklich gegen Übergewicht vorgehen möchte, gibt es keine Alternative zur Lebensmittelampel“, sagt Sarah Ruhland von der Organisation Foodwatch. Nur so könne man den Verbrauchern schnell die wichtigsten Informationen über den Kaloriengehalt von Lebensmitteln geben. Dafür sei es höchste Zeit: Nach Angaben der Organisation belaufen sich die Kosten für Behandlungen aufgrund von Fehlernährung in der Europäischen Union auf rund 70 Milliarden Euro.
Bevölkerung befürwortet Lebensmittelampel
Die Mehrzahl der deutschen Bürger spricht sich indes für die Lebensmittelampel aus. Dies ergab eine kürzlich veröffentlichte Studie des Marktforschungsunternehmen Dialego. Etwa 90 Prozent der Befragten haben von der Ampel gehört, etwa 50 Prozent verfolgen die Diskussion mit großem Interesse. Und etwa 54 Prozent der Bürger sagen, dass die Ampel ihnen bei einer gesunden Ernährung helfen würde.
Wie man die GDA-Kennzeichnung austrickst
Manchmal kann man die irreführende GDA-Liste aber auch umgehen. Auf einigen Packungen sind nämlich die durchschnittlichen Nährwertangaben pro 100 Gramm abgedruckt und das ist dann eine vergleichbare Größe. Mit diesen, oft sehr klein gedruckten Angaben lässt sich feststellen, dass bestimmte Sorten Eistee mehr Zucker pro 100 Gramm enthalten als Cola. Die 100-Gramm-Regel lässt sich in der Regel auf alle Lebensmittel oder Getränke anwenden.
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