Annehmen, was ist | EAT SMARTER

Annehmen, was ist

Von Uwe Pettenberg

Akzeptieren ist der erste Schritt in Richtung Loslassen Akzeptieren ist der erste Schritt in Richtung Loslassen

Vor einigen Wochen habe ich an dieser Stelle schon einmal über die Leichtigkeit des Loslassens geschrieben. Da Loslassen ein Thema ist, das mir in meinen Coachings fast täglich in den verschiedensten Variationen begegnet, möchte ich ihm heute nochmals einen Blogeintrag widmen.

Oft erzählen mir meine Klienten, dass sie, wenn sie in einer Situation feststecken, von Freunden oder auch Familie den gut gemeinten Rat bekommen: „Lass doch endlich los!“ Auch wenn vielleicht in einzelnen Fällen ein bisschen Ungeduld mitschwingt, ist es natürlich lieb gemeint, aber leider so gar nicht hilfreich. Denn loslassen kann man nicht so einfach auf Knopfdruck.

Silvia beispielsweise kam mit dem Anliegen ihrer Trennung zu mir. Ihr Mann hatte sich nach 21 Jahren Ehe von ihr getrennt, weil, so sagte er, „die Luft raus“ sei. Silvia sah das anders. Sie war tief enttäuscht, die Trennung hatte sie völlig unvorbereitet getroffen, und nun kämpfte sie mit ihrer Verzweiflung. „Warum hat er nie mit mir geredet? Es war doch alles gut! Endlich waren die Kinder so weit, dass wir wieder mehr zu zweit hätten unternehmen können. Nach alle den Jahren, in denen ich immer für ihn da war, lässt er mich jetzt im Stich.“

Nicht immer ist in solchen Fällen das letzte Wort gesprochen, und nach meiner Erfahrung gibt es auch immer Anzeichen dafür, wenn ein Partner sich trennen will oder nicht mehr glücklich in der Beziehung ist. In Silvias Fall war es aber so, dass ihr Mann entschieden hatte zu gehen, um ein neues Leben ohne seine Frau zu beginnen – und Silvia musste es akzeptieren, ob sie wollte oder nicht.

Akzeptieren ist der erste Schritt in Richtung Loslassen

Und hier sind wir bereits bei einem ganz wichtigen Punkt: Akzeptieren, was ist. Akzeptieren ist der erste Schritt in Richtung Loslassen. Es tut immer noch weh, wir werden noch viel darüber nachdenken, aber nach Möglichkeit sollten wir so bald wie möglich mit dem „hätte“, „wäre“, „wenn“ aufhören.

Auch wenn sich zwei trennen, die dies im Einverständnis tun, oder wenn Sie Ihre Stelle verloren haben – so bitter das ist – und selbst wenn Sie in manchen Situationen noch Pläne haben, wie Sie sich nicht geschlagen geben wollen: Akzeptieren Sie die Situation in jedem Moment, wie sie ist. Denn Loslassen ist ein Prozess. Loslassen ist etwas, das geschieht; ich kann es nicht aktiv tun, sondern muss es geschehen lassen. Ich muss dem Loslassen erlauben, geschehen zu dürfen. Und wenn etwas wirklich vorbei ist, lässt es uns los.

Loslassen heißt Abschied nehmen und nicht wissen, was danach kommt. Aber mal ganz ehrlich – letztlich wissen wir nie, was danach kommt! Loslassen müssen wir ein Leben lang, wir tun es jeden Tag im Kleinen und manchmal eben auch im Großen. Dabei ist es durchaus möglich, diesen Prozess zu beschleunigen. Auch wenn in einer Situation bereits für Sie entschieden wurde, haben Sie es jederzeit in der Hand, ebenfalls Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen sorgen für Klarheit, und wenn Sie klar mit sich sind, welchen Weg Sie dann Ihrerseits in Zukunft einschlagen, sind Sie wieder einen Schritt weiter in Richtung Loslassen.

Die Zeit heilt keine Wunden

Zeit heilt übrigens keine Wunden: Das Ganze also auszusitzen und zu hoffen, dass es schon irgendwann besser wird, funktioniert in aller Regel nicht. Im Prinzip ist Loslassen die andere Seite von etwas mit aller Macht loswerden wollen. Wenn wir etwas verdrängen, kommt es meist durch irgendein Hintertürchen doppelt so schlimm wieder. Loten Sie Ihre Gefühle aus, leben Sie Ihre Gefühle der Trauer, des Verlassenseins, des Schmerzes, der Ohnmacht und der Wut aus und lassen Sie sie nicht vom Denken unterdrücken. Vielleicht (sehr wahrscheinlich) gibt es verdrängte Gefühle und Erlebnisse, die aufgearbeitet werden wollen. 

Loslassen hat letztlich auch viel mit Selbstachtung zu tun, denn Loslassen bedeutet Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, indem wir uns nicht an Menschen oder Situationen klammern, die nicht mehr zu uns gehören. Da hilft es auch, sich alles von der Seele zu schreiben, und natürlich sollten Sie nicht zögern auch Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie das Gefühl haben, alleine nicht weiter zu kommen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie so oft wie möglich annehmen können, was ist!

Herzlichst,
Ihr Uwe Pettenberg