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Warum das Leben eine Reise ist

Von EAT SMARTER

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Jeder kennt die Sehnsucht danach, endlich anzukommen, sei es im Job, in der Beziehung, an einem Ort... Warum wir nie wirklich ankommen können, zugleich aber das ganze Leben ein Ankommen ist, dazu hat sich Profi-Coach Uwe Pettenberg Gedanken gemacht.

Niemand von uns weiß genau, wohin wir unterwegs sind. Und wir sind unterwegs - würden Sie mir zustimmen? Wenn wir psychisch gesund sind, gibt es in jedem von uns diesen Antrieb, der uns ständig weitermachen lässt. Der uns jeden Morgen aufstehen und unseren Verpflichtungen nachgehen lässt, der unsere Hoffnung aufrecht erhält, wenn wir schwere Zeiten durchleben, der uns Pläne machen lässt, der uns atmen lässt, der uns vertrauen lässt.

Und mehr noch. Menschen, die zu mir ins Coaching, in unsere Seminare und die Ausbildung kommen, sind getrieben von dem Wunsch auf möglichst ganzheitliche Weise sich selbst zu erfahren, sich selbst und andere noch besser zu verstehen, um so dazu beizutragen, dass diese Reise - die zwar für jeden von uns eine ganze individuelle ist - für uns zusammen unsere Welt ein kleines bisschen besser macht. Letztendlich ist das immer die Motivation: Es soll besser werden, im wahrsten Sinne des Wortes, unser Leben, das der anderen, unsere Welt. Solange wir das in uns fühlen, haben wir die Kraft, etwas zu tun.

Die Frage aller Fragen

„Hört das eigentlich je auf? Ist man denn auch irgendwann mal fertig?“ Diese Frage, begleitet von einem tiefen Seufzer, stellte eine unserer angehenden Coaches in unserem letzten Ausbildungsmodul. Wir hatten einen intensiven, herausfordernden Tag hinter uns, es gab viele Fragen und noch mehr Erkenntnisse. Die Frage schien sich auf den ersten Blick „nur“ auf die Selbsterfahrung zu beziehen, tatsächlich handelt es sich hier um eine ganz grundsätzliche und zutiefst menschliche Frage. Sie drückt die große Sehnsucht aus, die wir alle kennen: endlich anzukommen.

Mein Instinkt und meine Erfahrung sagen mir, dass wir ständig ankommen. Stetig bewegen wir uns von einem Etappenziel zum nächsten; wir gehen von Meilenstein zu Meilenstein und jedes Erreichen ist ein kleines Ankommen. Wir atmen durch und dann treibt uns die Sehnsucht nach dem Ankommen wieder weiter, denn - und das ist das spannende - wir wissen nicht, wie unser Zielort, unser Bestimmungsort aussieht. Vielleicht wissen wir im tiefsten Inneren, dass es diesen traumhaften Zustand nur in uns selbst gibt. Und vielleicht wissen wir, wie es sich anfühlen wird, tiefe Ruhe, alle Fragen beantwortet … Meine Vermutung wäre, dass wir uns alle nach etwas sehnen, dass größer ist als wir selbst.

Wann ist endlich alles gut

Das ultimative Ankommen als solches gibt es meiner Meinung nach nicht, das wäre geradezu paradox - und liegt auch überhaupt nicht in der Natur der Dinge. Allein unser Körper verändert sich fortwährend, unsere Zellen erneuern sich regelmäßig, unsere Haare wachsen, unser Herz schlägt weiter. Wie sollte ein solches Ankommen aussehen? „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“ Diesen Satz kennen wir wahrscheinlich alle aus den Grimmschen Märchen. Er beschließt die Märchen typischerweise, wenn der Held, die Heldin alle Abenteuer überstanden hat, wenn alles aufgelöst ist, die Bösen ihre gerechte Strafe und die Guten ihr verdientes Glück bekommen haben. Jetzt ist alles gut, so scheint es. Da die Geschichte hier aufhört, lässt sie uns mit dem Eindruck zurück, so bleibt es bis in alle Ewigkeit. Doch wir wissen, dass nichts je bleibt wie es ist. Auch wenn wir uns das manchmal wünschen, lehrt uns die Erfahrung, dass höchstens alles anders bleibt.

„Das Leben kann nur rückwärts verstanden werden, aber es muss vorwärts gelebt werden,“ lautet eines meiner liebsten Zitate von Søren Kierkegaard. Wir machen Erfahrungen und lernen daraus, und manchmal lernen wir nicht gleich daraus, und dann müssen wir noch eine Schleife ziehen und noch eine, bis wir begreifen, was das Leben von uns will. Das Leben als solches will sich erfahren, immer und immer wieder, denn das ist die Bedeutung und die Bestimmung von Leben, fortwährende Weiterentwicklung durch fortwährende Veränderung. Darauf können wir uns verlassen, sicher ist, dass sich alles immer weiter verändert.

Als ganzheitliche Wesen mit Körper, Geist und Seele durchleben wir gerade spannende Zeiten, vielleicht so spannend wie kaum jemals zuvor. Wie bereits gesagt, Leben bedeutet Erfahrungen machen, und diese Erfahrungen machen wir, um unser Bewusstsein immer mehr zu weiten, um immer bewusster zu leben. Dabei befinden wir uns auf einer Reise, während der wir immer wieder ankommen.

Deshalb: Es hört nie auf. Und das ist gut so.

Herzlichst, Ihr Uwe Pettenberg