Der Profi-Coach

Wie wir mit unseren Ängsten besser umgehen können

Von Uwe Pettenberg
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Mit Angst umgehen

Viele Situationen im Leben sind beängstigend. Der Profi-Coach Uwe Pettenberg rät, sich ihnen zu nähern wie dem Autofahren: Schritt für Schritt.

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In meinem Newsletter diese Woche habe ich bereits geschrieben, dass mich das Thema Angst derzeit beschäftigt, da ich es von vielen Seiten an mich herangetragen wird. Ob es die Angst vor der Zukunft, vor dem Alter, vor Armut oder dem Verlassenwerden ist – es liegt in der Natur des Menschen, dass er sich Sorgen macht. Dass Angst letztendlich eine Illusion ist, hilft uns meist nicht wirklich weiter, wenn wir mittendrin stecken. Daher habe ich heute ein paar Überlegungen dazu, wie wir mit unseren Ängsten besser klarkommen können.

Beginnen Sie am Anfang

Ganz oft lassen wir uns von der Angst lähmen. Einer der Gründe ist, dass wir nur an das Endergebnis denken und uns nicht vorstellen können, je dorthin zu kommen. Wenn es uns jedoch gelingt, eben nicht an das Endergebnis zu denken oder mindestens unseren Fokus lange genug darauf zu lenken, was der erste Schritt sein könnte, schafft das schon eine Menge Erleichterung.

Je mehr wir uns auf all die Dinge konzentrieren, die noch notwendig sind um ans Ziel zu gelangen, umso unwahrscheinlicher wird es, dass wir ins Tun kommen. Daher ist mein Tipp hier: Finden Sie heraus, was als erstes ansteht, und konzentrieren Sie sich zunächst ausschließlich darauf.

Kleine Schritte führen auch zum Ziel

Meist sogar eher als große. Unser Gehirn, unser Ego oder jener ängstliche Teil in uns, der uns beharrlich in unserer Komfortzone halten will, werden uns weismachen wollen, dass unsere Schritte zu klein sind, dass nicht zählt, was wir da vorhaben, dass es nichts bringen wird und dass wir es gar nicht erst versuchen brauchen. Da macht es uns etwas vor, denn das stimmt natürlich nicht. Wir können nicht wissen, ob es funktioniert, bevor wir es nicht probiert haben.

Erinnern Sie sich nur einmal daran, wie Sie Auto fahren gelernt haben. Sicherlich nicht, indem sie gleich das erste Mal auf große Fahrt gegangen sind. In kleinen Schritten, einen nach dem anderen, haben Sie gelernt, wie man Kupplung und Gas bedient, wie man den Überblick behält und sich im Verkehr zurechtfindet. Und das haben Sie immer und immer wieder geübt. Heute, nach vielen Jahren Praxis fahren Sie ganz automatisch, ohne groß nachdenken zu müssen.

Gegen die Angst hilft nur das Tun

Wobei wir natürlich Angst haben dürfen, wenn wir ins Tun kommen. Oft glauben wir, wenn die Angst so groß ist, dass wir auf keinen Fall handlungsfähig sind. Doch auch mit einem beschleunigten Puls und mit zittrigen Händen lässt sich etwas tun. Es sind die Schritte, die wir unternehmen und erst in zweiter Linie die Gefühle, die uns begleiten. Um noch einmal das Beispiel mit dem Autofahren anzuführen: Möglicherweise hatten Sie bei Ihrer ersten Fahrstunde auch schweißnasse Hände – aber als Sie schließlich Ihren Führerschein in Händen hielten, waren Sie stolz und glücklich, dass Sie Ihre Ängste überwunden hatten.

Handeln macht glücklich

Dieses wunderschöne, magische Gefühl, das sich einstellt, wenn wir uns überwunden haben und uns trotz Angst in Gang gesetzt und gehandelt haben. Mit dem Chef über mehr Gehalt verhandelt, den Job gekündigt und etwas ganz Neues angefangen, endlich den Fallschirmsprung gewagt; das fühlt sich unbeschreiblich an. Dieses Gefühl können wir immer wieder aktivieren, wenn wir uns in der nächsten Situation, die uns Angst macht, daran erinnern, wie gut es sich angefühlt hat, als wir das letzte Mal einfach alle Bedenken und Zweifel über Bord geworfen haben und trotzdem in Bewegung gekommen sind.

Handeln schenkt Vertrauen

Schon die Entscheidung, jetzt etwas zu tun, beflügelt. Wenn wir dann gehandelt haben, wächst unser Vertrauen zum einen in unsere Fähigkeit, wieder etwas gelernt zu haben und auch darauf, dass wir uns auf uns selbst verlassen können. Wir wissen, wie wir uns selbst helfen können. Wir sind der Angst nicht hilflos ausgeliefert, denn wir wissen, dass wir über unser Handeln einen Ausweg schaffen können und die Angst sich vermindern und schließlich gehen wird. Wenn wir handeln, überprüfen wir unsere Sicht aufs Leben und auf uns selbst. Wir finden heraus, was für uns funktioniert, was wir brauchen – und was nicht. Das lässt uns wachsen, reifer und stärker werden und immer mehr Selbstvertrauen gewinnen.

Was könnten Sie heute tun, um Ihre Angst zu überwinden?

Herzlichst,

Ihr Uwe Pettenberg

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