Vegan ist kein Allheilmittel | EAT SMARTER

Interview mit einer Ex-Veganerin

Vegan ist kein Allheilmittel

Von Lina Nagel

Gezeichnete, durchgestrichene Kuh

Eine Veganerin entscheidet sich nach sieben Jahren wieder Fleisch zu essen. Ihr Körper habe gegen die einseitige Ernährung rebelliert. Ich habe mir den Fall der bekehrten Veganerin genauer angesehen.

Falsche Erwartungen

Veganismus ist ein Lifestyle-Thema, das ein gesünderes, fitteres und nicht zuletzt schlankeres Leben verspricht. Sich dafür zu entscheiden, vollkommen auf tierische Lebensmittel zu verzichten, bedeutet allerdings, sich permanent und sehr eingehend mit seiner Ernährung zu beschäftigen. Kürzlich bin ich im Internet über ein Interview mit Barbara Frielinghaus gestolpert. Frielinghaus, 53 Jahre alt, ist nach sieben Jahren als Veganerin wieder zu Mischkost übergegangen. Sie, die schon als Kind und Jugendliche unter Nahrungsmittelunverträglichkeiten litt, kam über die makrobiotische Ernährung zum Veganismus. Die ersten zwei Jahre sei es ihr blendend gegangen, so Frielinghaus, doch "meine Finger fingen an zu kribbeln, ich fühlte mich in einem ständigen Stresszustand." Der Grund: "Nach drei Jahren veganer Ernährung sind die Vitamin-B12-Speicher geleert (...). Ein Test hat mir einen B12-Mangel bescheinigt."  

Empfindliche Zähne, das Ausbleiben der Regelblutung, allgemeiner Erschöpfungszustand: Trotz per Spritze verabreichter Vitamin-B12-Dosen kam Barbara Frielinghaus nicht mehr aus ihrem Formtief heraus. Sie beschloss, wieder Fleisch zu essen. Der Ekel, der sie früher beim Essen von Fleisch befallen habe, sei wie weggeblasen gewesen. Heute sagt die Ex-Veganerin: "Wenn ich viel Fleisch esse, habe ich keine Verdauungsprobleme." 

Veganismus ist keine Frage des Glaubens, sondern der Information

Über andere zu urteilen ist natürlich immer einfach. Doch im Fall der bekehrten Veganerin Freilinghaus ist festzuhalten: Wer unvorbereitet und ohne ärztliche Begleitung in das Lifestyle-Experiment Veganismus stolpert, wird über kurz oder lang genau die Stories liefern, auf die militante Veggie-Gegner nur warten. Mit Aussagen wie "Was ich in Büchern gelesen habe, hat mich bestätigt (...) Laut Studien sind Zucker, Fleisch und Milchprodukte hochgradig schädlich, führen zu Krebs, Osteoporose und anderen Krankheiten" stellt Frielinghaus sich selbst in die Ecke des Veggie-Naivlings und bietet eine extra große Angriffsfläche.

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, liebe EAT SMARTER-Leser: Wer sich vegan ernähren möchte, kann und soll das sehr gerne tun. Doch Veganismus ist keine Mode, der man einfach so folgt. Wer keine Schäden an lebenswichtigen Organen wie beispielsweise dem Gehirn riskieren will, sorgt vor – mit seriöser Information. Und die findet man weder in pseudowissenschaftlichen Büchern oder Internetforen, sondern zum Beispiel beim Hausarzt des Vertrauens. 


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