Wieso soll Gemüse aussehen wie Fleisch?

Von Lina Nagel
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Burger mit vegetarischem Pattie

Warum Fleischersatzprodukte für Vegetarier und Veganer weder besonders gesund noch ökologisch sind.

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Gestern Mittag aß ich mit meinen Kollegen in einem dieser Szene-Restaurants, auf deren Karte Spätzle, Knödel und Burger stehen. Ich bestellte einen vegetarischen Burger und bekam ein Brötchen mit einem vor Fett triefenden Pattie aus Seitan, das dennoch fad schmeckte. 

Viel schöner, gesünder und weniger fettig wäre es gewesen, einige Portobello-Pilze, gegrillte Zucchini- oder Auberginenscheiben auf den Burger zu legen. Doch leider hat vegetarische und vegane Kost oft den Anspruch, Fleischgerichten sowohl in der Form als auch geschmacklich nachzueifern. Das trifft anscheinend den Geschmack der Menschen, die sich entschlossen haben, auf Fleisch oder komplett auf tierische Produkte zu verzichten. 

Ein befreundetes Pärchen, das vegan lebt, bestellt sich jedes Jahr zu Weihnachten einen veganen Braten, "der genau so schmeckt wie echter Braten". Sie bestellen diesen veganen Braten in den USA, denn dort gäbe es die besten Produkte. Ich frage mich, ob der ökologische Fußabdruck nicht geringer wäre, wenn sie ein Stück ökologisch erzeugtes Fleisch aus der Region kauften, anstatt ein Stück Ersatz-Fleisch von einem Kontinent auf den anderen zu schaffen, nur um die seit Kindesbeinen antrainierte Vorliebe "Weihnachten = Deftiges" zu befriedigen. 

Zugegeben, dieses Beispiel ist krass, und nicht jedes vegetarische oder vegane Ersatzprodukt hat einen so weiten Weg hinter sich wie der Weihnachtsbraten aus den USA. Doch dass Fleischersatzprodukte ökologischer und gesünder sind als ihr "reales" Pendant, ist ein Trugschluss: Sie sind hoch verarbeitet und verbrauchen in der Herstellung viel Energie. Bleiben wir bei dem Beispiel des Weihnachtsbratens: In einem exemplarisch herausgegriffenen Produkt stecken laut Liste der Inhaltsstoffe "Wasser, Weizeneiweiß (29%), Kokosfett, Zwiebeln, Sonnenblumenöl, Hefeextrakt, Salz, Reismehl, Erbseneiweiß, Maisstärke, Verdickungsmittel: Guarkernmehl und Johannisbrotkernmehl, Aromen, Gewürze, Verdickungsmittel Xanthan, Paprika, Weizenstärke, Farbstoff: Eisenoxid, natürlicher Buchenholzrauch". Puh, ganz schön viele Inhaltsstoffe, dank derer der Kloß aus Weizeneiweiß und Verdickungsmitteln schmeckt wie einst Omas Sonntagsbraten. 

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bewundere den Einfallsreichtum, mit dem Köche und Food-Blogger klassische Rezepte veganisieren und zum Beispiel aus Cashewnüssen einen Frischkäse-ähnlichen Brotaufstrich herstellen. Oder Würstchen, die schmecken wie Wienerle. Da unsere kulinarischen Vorlieben in der Kindheit geprägt werden, ist es nur natürlich, dass auch Vegetarier und Veganer den Geschmack von bestimmten Gerichten mit Fleisch oder tierischen Produkten saulecker finden. Und natürlich ist es in Ordnung, diesen Appetit nach einem ganz bestimmten Geschmack mit Ersatzprodukten zu stillen. 

Doch auch Vegetarier und Veganer sollten auf möglichst unverarbeitete Lebensmittel setzen. Das ist besser für die Umwelt und für den Körper. Ein Lebensmittel, das vegetarisch oder vegan ist, ist nicht automatisch besser. 

Es gibt so viele tolle Obst- und Gemüsesorten, eine Fülle von Getreide, Nüssen und Hülsenfrüchten – wieso toben wir uns nicht an dieser Vielfalt aus, anstatt Omas Schweinebraten oder eben die Burger-Bulette zu imitieren? 

 
Also in Sachen Nachhaltigkeit und Zusatzstoffe stimme ich zu. Aber Form? Das klingt ja so, als gäbe es Tiere in Würstchenform und auch die Schnitzelform ist voll natürlich und plumpst samt Pannade aus dem Tier raus. Das sind einfach nur Zutaten in eine Formen gepresst, die sich in unserem heimischen Küchen eben leicht bearbeiten lassen. Keine Ahnung warum diese Formen "das Fleisch" für sich beansprucht. Und wenn wir schon dabei sind.... die Frikadelle wurde 1899 erfunden - Ich wage mal die Behauptung, dass lange davor jemand auf die Idee kam Gemüse zu einem Klops zu pressen und ins Feuer zu halten. (Falafel z.b. müsste ja deutlich älter sein) Also umgekehrt: Warum klatschen sich Fleischesser immer Paddies in Gemüseform auf ihren Burger? Ich persönlich bin aber auch kein Freund von diesen Ersatzprodukten. Dennoch kaufe ich mir gelegentlich Nuggets oder Schnitzel, wissend was da alles drin ist, warum ? Weil es schon geil schmeckt. Schmeckt es nach Fleisch? Nö? Aber ist halt trotzdem lecker (manches zumindest) Als Fleischesser habe ich damals auch gerne mal einen Burger gegessen, wissend dass er nicht gut für mich ist - und trotzdem kam alle 2 Wochen der Heißhunger.
 
Diesem Beitrag stimme ich voll und ganz zu. Ich selbst (Single) ernähre mich zwar "normal". Aber auch die Kindheitserinnerungen kommen bei mir voll zu ihrem Recht. Das sind nämlich die "berüchtigten" Beilagen und die sind zu einem sehr großen Teil vegetarisch bzw. auch vegan. Also ich möchte sagen, daß nicht jeder moderne Schnickschnack sein muß, sondern ein Kochbuch mit guten Rezepten, sehr gute Zutaten und die Liebe zum eigenen Körper und dessen Wohlbefinden sowie Experimentierfreude zu einem super Ergebnis führen können.
 
Ich wundere mich immer über die Vegetarier(innen) und Veganer(innen), die da Dinge brauchen wie ....würstchen, ....braten, ....burger. Eigentlich müsste es denen doch schon vor den Bezeichnungen als solchen grausen. Mir würde es spätestens vor der Zutatenliste grausen, denn es braucht doch jede Menge Zusatzstoffe, Emulgatoren etc., damit das Zeugs anständig schmeckt. Ich selbst hab schon mehrere Anläufe mit Seitan und Tofu hinter mir und kanns nicht essen. Also bin ich Flexitarierin - wenn schon mal Fleisch, dann in hoher und wenn möglich, Bio.
 
Ich kann nicht verstehen warum vegan,e oder vegetarische Produkte wie Fleisch aussehen, und den Geschmack imitieren müssen. Geht mir nicht in den Kopf. Wenn ich mich dazu entschieden habe auf Fleisch und andere tierische Produkte zu verzichten, dann weiß ich worauf ich mich einlasse. Ich finde es nur Geldschneiderei. Wie im Blog beschrieben ist der Aufwand für diese Dinge so hoch und naja gefühlt genauso künstlich wie normales Fertigessen. Liest sich manchmal wie eine Abfallliste, statt Nahrungsmittel. Apetitt auf diese Dinge habe ich zum Glück noch nie verspürt.
 
Ich habe immer eher das Gefühl, die ganzen komischen Fleisch"ersatz"produkte kommen von Fleischfans, die uns mit Sätzen nerven wie: "Du musst doch auch mal was Richtiges essen!" Ich jedenfalls esse schlicht deshalb kein Fleisch, weil es mir nicht schmeckt. Was soll ich dann mit komisch wabbeligem Zeug, das "genauso schmeckt wie Fleisch"? Bäää!
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