Clean Meat: Kunstfleisch aus dem Labor

Von Lara Schümann
Aktualisiert am 06. Mär. 2019
Clean Meat

Künstliches Fleisch – nur Zukunftsmusik oder schon bald Realität? Klingt absurd, aber so unwahrscheinlich ist es gar nicht, dass das aus Stammzellen gezüchtete Fleisch schon bald in unseren Supermarktregalen steht. Kann Clean Meat die zukünftige Lösung für Probleme wie Massentierhaltung, Klimabelastung und Umweltverschmutzung sein?

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Was ist Clean Meat?

Beim Thema Kunstfleisch, künstliches Fleisch, sauberes Fleisch oder auch Clean Meat nehmen San Francisco und das Silicon Valley das Zepter in die Hand. Ziel der laufenden Entwicklungen ist es, künstliches Fleisch herzustellen. Zukünftig auch so, dass es sich Verbraucher leisten können. Und wie? Statt Tiere zu schlachten soll Fleisch mithilfe der Stammzellen von Schweinen, Geflügel und Rindern in Bioreaktoren gezüchtet werden.

Der Autor Paul Shapiro hat im Januar ein Buch zum Thema „Clean Meat: How Growing Meat Without Animals Will Revolutionize Dinner and the World” veröffentlicht und erklärt die Idee in einem Interview mit dem Fernsehsender BBC ganz simpel: „Wenn man Stammzellen in eine Reagenzschale gibt und ihnen vorgaukelt, sie befänden sich in einem tierischen Körper, dann wachsen sie zu Muskelmasse heran." (1)

Der Unterschied zu echtem Fleisch? Es gäbe keinen, denn „es handelt sich um echtes Fleisch – nur, dass man dafür keine Tiere großziehen und schlachten muss“, so Shapiro. Kein Fleisch-Ersatz also. Doch wie realistisch ist es, dass die Produktion von Clean Meat so funktioniert, dass keine Einbußen von Konsistenz und Geschmack in Kauf genommen werden sowie der Preis des Endprodukts dem des jetzigen Fleischs entspricht oder zumindest ähnelt? (2)

Memphis Meat, Mosa Meat & Co.

Es gibt immer mehr Unternehmen, die sich von dem Gedanken Massentierhaltung und alles was mit dem Thema in Zusammenhang steht, größtmöglich versuchen zu distanzieren.

Das innovative Unternehmen Beyond Meat beispielsweise ist ein Hersteller für pflanzlichen Fleischersatz mit Sitz in Los Angeles, das eine Vielzahl von pflanzlichen proteinbasierten Lebensmitteln produziert.

Ein weiteres Start-up ist Memphis Meat; ein Lebensmitteltechnologieunternehmen in San Francisco, welches nachhaltiges Zuchtfleisch anbaut. Das Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, mithilfe von Biotechnologie verschiedene Fleischprodukte herzustellen. Unter anderem Microsoft-Gründer Bill Gates und der britische Unternehmer Richard Branson haben in Memphis Meat investiert.

Stolzer Preis – 40 Dollar pro Gramm

Das Unternehmen Memphis Meat hat 2013 den ersten Hamburger für sauberes Fleisch für rund 330.000 US-Dollar in London auf den Markt gebracht. Es ist nicht untertrieben zu sagen, dass das eine Menge an Geld ist. Doch mittlerweile produziert Memphis Meat das künstliche Fleisch für 40 Dollar pro Gramm, was schon einen erheblichen Unterschied zu 2013 ausmacht.

Das Unternehmen Mosa Meats hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 einen Burger-Patty mit Clean Meat für 10 Dollar zu verkaufen. In Zukunft soll sauberes Fleisch so produziert werden, dass es für Verbraucher preislich angemessen ist und gleichauf mit den Preisen des konventionell produzierten Fleischs liegt. (2)

Kampf gegen den Klimawandel

Tierische Produkte konsumieren, ohne dass dafür Tiere leiden müssen? Klingt nach einem Schritt in die richtige Richtung; auch im Kampf gegen den Klimawandel.

Verschiedene Wissenschaftler sind der Meinung, dass Fleisch aus Bioreaktoren viele Vorteile für die Umwelt und unseren Planeten mit sich bringt. Nicht nur die Gefahr für Verbraucher bei dem Konsum von verunreinigtem Fleisch durch Salmonellen oder andere Bakterien könnte man in den Griff bekommen, sondern auch die Chance auf eine bessere Klimabilanz.

Keine Massentierhaltung bedeutet gleichzeitig auch weniger Wasserverbrauch, weniger Waldabholzung und eine drastische Reduzierung des Einsatzes von Antibiotika.

Clean Meat: Hat das Konzept auch einen Haken?

Beim Thema Clean Meat bleiben bisher noch einige Fragen offen, wenn es um die Kosten für Entwicklung und Forschung geht sowie um die Dauer bis das erste Clean Meat zu einem erschwinglichen Preis für den Verbraucher erhältlich ist.

Einige Kritiker werden wohl auch anmerken, dass es sinnvoller wäre, die Zeit und das Geld dafür zu investieren, die Bedingungen der Tierhaltung langfristig und nachhaltig zu verbessern sowie den Mitmenschen den Rat geben, Fleisch nicht in rauen Mengen zu verzehren, sondern Fleisch lieber gelegentlich mit einer gewissen Wertschätzung zu genießen.

Ist das Clean Meat-Konzept zukunftstauglich und kann es zur Verbesserung beitragen? Wenn Ökobilanz, Nährwert und Geschmack gut sind, wäre das ein riesiger Erfolg!

Kunstfleisch für Verbraucher vorstellbar?

Wie reagieren wohl Verbraucher auf Kunstfleisch? Löst Clean Meat eher Ekel oder vielleicht sogar positive Gedanken bei Verbrauchern aus? Klar ist: Ungewöhnlich ist es anfangs wohl für alle!

Hamburger, Nuggets und Pasteten sind die kleinere Hürde und wohl am schnellsten auf dem Markt. Wenn es sich um ein saftiges Steak handelt, wird es schon etwas schwieriger.

Doch Bio-Chemiker Ali Bouzari aus San Francisco ist der Meinung, dass die Verbraucher sich schnell daran gewöhnen könnten, wenn der Geschmack und die Konsistenz stimmen. Er sagt aber auch ganz ehrlich: „Wenn das aber nicht gelingt, dann dürfte es unglaublich schwer werden." (3)

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