Functional Food: Margarine aus der Apotheke
Streitthema Functional Food: Haben mit Zusatzstoffen angereicherte Lebensmittel tatsächlich einen Gesundheitsnutzen oder sind derartige Produkte sogar eher schädlich? Diese Diskussion wurde vergangene Woche von der Organisation Foodwatch neu befeuert. Die Forderung der Verbraucherschützer: Eine Cholesterin senkende Margarine sollte in der Apotheke, nicht im Supermarkt, verkauft werden.
Man kann Verbraucher verstehen, die zu speziell angereicherten Lebensmitteln greifen. Ein Joghurt, der die Darmflora auf Trab bringt, eine Margarine, die den Cholesterinspiegel senkt – dieses sogenannte „Functional Food“ klingt gesund und verlockend. Doch immer wieder entbrennt die Frage, ob derartige Produkte tatsächlich die in der Werbung versprochene Wirkung haben.
Aktuell schießt die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch gegen eine cholesterinsenkende Margarine und fordert einen Verkaufsstopp im Supermarkt: Ein gesundheitlicher Nutzen durch Cholesterin senkende Lebensmittel sei nicht belegt, stattdessen könne es bedenkliche Nebenwirkungen geben, teilte Foodwatch vergangene Woche in Berlin mit. Die Forderung der Verbraucherschützer: Derartige Produkte sollen künftig wie Medikamente behandelt und in Apotheken verkauft werden. Der Hersteller reagierte sofort und wies die Vorwürfe als irreführend und schlicht falsch zurück.
Verbraucher sind verwirrt
Erhöhte Cholesterinwerte können zum Beispiel zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen. Und viele Verbraucher glauben, mit dem Konsum von Functional Food gegensteuern zu können. Wissenschaftler bezweifeln jedoch schon lange die Wirkung Cholesterin senkender Lebensmittel. „Zum Functional Food gibt es keine Daten, die zeigen, dass sie das kardiovaskuläre Risiko senken“, sagte Oliver Weingärtner von der Universitätsklinik des Saarlandes bereits im Mai 2011 im Gespräch mit EAT SMARTER. Im Gegenteil: Experten fürchten, dass die als Cholesterinsenker angepriesenen Inhaltsstoffe, die pflanzlichen Sterine, sogar gesundheitsgefährdend sein können.
Genau wie Cholesterin sind Sterine fettähnliche Substanzen, die Cholesterin im Darm verdrängen. So beschreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) den Zusatzstoff, kritisierte aber bereits 2007 eine unzureichende Kennzeichnung betreffender Lebensmittel. Foodwatch merkt an, dass Sterine durch eine Ablagerung in den Blutgefäßen sogar das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen können. Eine abschließende Klärung stehe zwar noch aus – dennoch fehlen auch den Verbraucherschützern auf den betreffenden Lebensmittelverpackungen Hinweise auf derartige mögliche Nebenwirkungen. Insbesondere der, der bereits wegen eines erhöhten Cholesterinspiegels ärztlich behandelt wird sollte nicht ohne Rücksprache mit einem Arzt mit Sterinen angereicherte Lebensmittel zu sich nehmen. (ben)
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