Kennzeichnung bleibt aus: Klon-Fleisch weiterhin im Handel
Kein Klon-Fleisch: Die Mehrheit der EU-Einwohner lehnt das Klonen von Tieren für die Lebensmittelherstellung ab. Doch sie werden auch künftig nicht wissen, ob ihr Fleisch von Nachfahren geklonter Tiere stammt. Der Grund: Das EU-Parlament scheiterte mit einem Antrag für eine eindeutige Kennzeichnung. Dabei sind diese Waren nach Angaben von Verbraucherorganisationen schon lange im Handel.
Klon-Fleisch sieht aus wie natürliches Fleisch, schmeckt wie natürliches Fleisch und weckt bei den meisten Verbrauchern doch großes Unbehagen. Immerhin will laut einer Eurobarometer-Umfrage fast die Hälfte der EU-Bürger dieses Fleisch nicht essen. Weder von einem direkt geklonten Tier, noch von dessen Nachkommen. Doch meistens wissen die Verbraucher nicht, ob das Schnitzel auf ihrem Teller nun wirklich unbedenklich ist: Denn die Lebensmittel müssen nicht gekennzeichnet werden. Und das wird vorerst auch so bleiben. In der vergangenen Woche scheiterte das europäische Parlament mit einer Forderung nach strengeren Regeln. Konkret ging es um Produkte aus Nachkommen geklonter Tiere. So kann hierzulande zum Beispiel Fleisch von Tieren in den Handel gelangen, die aus dem Sperma eines geklonten Bullen gezüchtet wurden. Streng genommen können diese Tiere selbst nicht als Klontiere bezeichnet werden, auch wenn sie das entsprechende Erbgut enthalten. Allerdings sollten diese Produkte nach dem Willen des EU-Parlaments nun deutlich gekennzeichnet werden. Doch einige Mitgliedsländer, darunter auch Deutschland, und die EU-Kommission machten nicht mit. Das Vorhaben scheiterte. So können nun weiterhin Milch- oder Fleischprodukte von Nachkommen geklonter Tiere in den Supermärkten liegen, ohne dass der Verbraucher davon weiß.
Welchen Wert haben Verbraucherinteressen?
An dem Scheitern entbrennt wieder einmal die Diskussion, wie viel Verbraucherinteressen eigentlich noch zählen. "Offenbar wollen die Mitgliedstaaten, dass die Verbraucher Klonfleisch essen, ohne dies zu erfahren", sagt Peter Liese, gesundheitspolitischer Sprecher der konservativen EVP-Fraktion. Die EU-Kommission hält dagegen, dass es zu aufwändig sei, die Nachfahren von Klontieren zu ermitteln. So gebe es in Amerika zum Beispiel kein einheitliches System, das geklonte Tiere erfasse. Allein schon dies mache die Rückverfolgung schwierig. Ob Produkte aus Nachkommen geklonter Tiere bereits im Handel sind, ist in der Tat schwer zu ermitteln. Nach Angaben der Verbraucherorganisation Foodwatch sind sie aber schon längst auf dem Markt. Foodwatch wirft der EU-Kommission vor, dass sie durch ihr Nein nun vor allem wirtschaftliche Interessen verfolge. Ein Handelsstreit mit den USA, den eine mögliche Diskussion zum Thema Klonen nach sich zöge, sei derzeit nicht willkommen, so die Verbraucherorganisation.
Auswirkungen auf den Menschen sind ungeklärt
Viele Verbraucher nennen vor allem ethische Gründe, wegen denen sie geklontes Tierfleisch nicht akzeptieren. Denn bei dem Vorgang geht vieles schief. Bevor man ein einziges gesundes Tier bekommt, entstehen beim Klonvorgang zahlreiche schwache oder kranke Tiere. Ein Großteil stirbt bereits früh. Nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes sei noch völlig unklar, welche Folgen das Klonen auf die Tierzucht habe. "Es ist nicht zu akzeptieren, wenn jetzt Fleisch aus geklonten Tieren aus den USA in den deutschen Lebensmittelhandel kommt", sagt Pressesprecher Michael Lohse. Ob die Produkte von Klontieren auch für den Menschen gefährlich sind, ist derzeit noch nicht vollständig geklärt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit stuft die Lebensmittel als unbedenklich ein. Allerdings gibt es noch keine Langzeitstudien.
Die wichtigsten Fragen zum Klonen
Was passiert beim Klonen?
Dem Tier werden Zellen entnommen, aus denen der Kern und damit das Erbgut extrahiert wird. Dieser Kern wird in eine Eizelle gesetzt, aus der zuvor ihr eigener Zellkern entfernt wurde. Auf diese Weise ist garantiert, dass der Nachkomme nur aus Genen des Spendertiers besteht. Aus dieser Zelle wächst nun ein Embryo heran, der nach einiger Zeit in ein Muttertier eingesetzt wird. Die DNA des neugeborenen Tieres ist identisch mit dem Ursprungstier. Bei einer "normalen" Fortpflanzung fließen die Gene vom Vater und Mutter mit ein. In der Regel werden geklonte Tiere nicht geschlachtet, aber sie werden zum Beispiel für die Zucht eingesetzt.
Warum wird überhaupt geklont?
Das Klonen wird dann interessant, wenn besonders leistungsfähige Tiere exakt vermehrt werden sollen. Das kann zum Beispiel eine Kuh mit besonders hoher Milchleistung oder ein Zuchtbulle mit gutem Sperma sein. Aber Klonen ist sehr teuer, teilweise kann es bis zu 100.000 Euro pro Tier kosten. Beim Klonen findet allerdings keine genetische Veränderung der DNA statt, sie wird nur kopiert.
Wo werden Tiere geklont?
Farmer in den USA, Kanada, Brasilien oder Argentinien setzen das Verfahren ein. In Deutschland wird davon noch Abstand genommen. Die Gründe: Die Tierrassen in Deutschland sind derzeit sehr gut, außerdem will man die Artenvielfalt erhalten.
Woran kann ich Klonfleisch erkennen?
Klonfleisch unterscheidet sich von herkömmlichem Fleisch weder im Aussehen noch im Geschmack. In der Regel taucht Fleisch von geklonten Tieren auch nicht im Handel auf – es wäre viel zu teuer. Allerdings kann es passieren, dass zum Beispiel Fleisch aus Argentinien von Nachkommen geklonter Tiere stammt. Diese Tiere sind zwar durch eine geschlechtliche Vermehrung entstanden, tragen dennoch einen Teil der DNA geklonter Tiere. Genau dieses Fleisch sollte nach dem Willen des EU-Parlaments gekennzeichnet werden.
Warum die Aufregung?
Die EU-Bürger sind mehrheitlich gegen Gen-Produkte, hauptsächlich aus ethischen Gründen. Verbraucherorganisationen wie Foodwatch kritisieren nun, dass darauf seitens der EU wenig Rücksicht genommen werde. Zwar ist nach Angaben der Organisation das Klonen von Tieren zur Lebensmittelerzeugung in der Union nicht erlaubt, dennoch landen seit längerem Produkte von deren Nachkommen im Handel.
Schadet geklontes Fleisch meiner Gesundheit?
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit stuft die Produkte geklonter Tiere und deren Nachkommen als unbedenklich ein. Allerdings gibt es noch keine Langzeituntersuchungen, die diese Annahme bestätigen können.
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