Im Veganz leben alle Mitarbeiter vegan
Haselnusstofu, Soja-Aufschnitt und Getränke aus Kokos, Gerste, Mandeln oder Reis: Veganz – der erste vegane Vollsortiment-Supermarkt Hamburgs lässt Veganerherzen höher schlagen! Neben Lebensmitteln und Tierfutter können Sie hier auch vegane Kosmetik ohne Tierversuche und sogar Kondome aus Naturkautschuk kaufen.
Einkaufen im veganen Supermarkt
Inhaltsverzeichnis
- Das sagen die Kunden
- Wer steckt hinter der Idee?
Abgepackt in kleinen Verkaufsgrößen und Schraubgläsern findet der Kunde außergewöhnliches in den modernen schulterhohen Holzregalen des Veganz: Seegras, Fruchtleder sowie Kaffee zum Knabbern und Rohkostkäse aus Cashewkernen sind hier nur einige Beispiele. Der Chicorée liegt bedeckt– mit einem Hinweisschild: „Ich mag es gerne dunkel, bitte deckt mich wieder zu“ – in einer kleinen Kiste. Ein paar Regale weiter werden Dinkel-Zucchini-Taler angeboten. Allerdings sind diese nicht als Snack für den veganen Kunden gedacht, sondern als fleischlose Kost für dessen Hund!
Veganer essen keine tierischen Produkte. Sie verzichten nicht nur auf Fleisch und Fisch, sondern auch auf Milch- und Milchprodukte, Eier und Honig. Der Vegetarierbund Deutschland geht momentan von 800.000 vegan lebenden Menschen in Deutschland aus – Tendenz steigend! Kein Wunder, dass der vegane Supermarkt den Nerv der Zeit trifft: Mittlerweile kann in vier Veganz-Supermärkten in Deutschland eingekauft werden. Die Städte München, Wien, Leipzig und Prag werden dieses Jahr noch folgen. Bis Ende 2015 soll es europaweit 21 Veganz-Filialen geben.
Im Veganz in Hamburg gibt es unglaubliche 6.000 komplett tierfreie Produkte von über 200 Lieferanten aus 30 Ländern. Alle Lieferanten werden persönlich von Veganz-Gründer Jan Bredack besucht, bevor sie in das Sortiment aufgenommen werden, damit sich dieser von der Qualität der veganen Produkte überzeugen kann. Das rein pflanzliche Sortiment ist frei von tierischen Inhaltsstoffen, fair gehandelt und hat einen Bio-Anteil von über 90 %.
Beim Betreten des Supermarktes erinnert der Geruch an den eines Reformhauses – jedoch ist die Einrichtung eine völlig andere: bunte Lichtspiele tauchen die weißen Wände in gemütliche Farben und laden zum Verweilen ein. Viele Produkte fallen durch ihre farbigen Verpackungen auf, sodass man sich gar nicht satt sehen kann und jedem Einzelnen besondere Aufmerksamkeit schenken möchte.
Gleich neben der Obst- und Gemüseabteilung lockt die Müslibar. Dort kann aus 20 verschiedenen Zutaten das Lieblingsmüsli selbst zusammengestellt werden: Zur Auswahl stehen Haferflocken- und Nussmischungen, Linsen, Bircher Müsli und, und, und. Wer auf Salat nicht verzichten will, findet gleich nebenan die Salatbar.
Das sagen die Kunden
Vier Mitarbeiter arbeiten an diesem Samstagmittag im Veganz. Alle tragen graue T-Shirts mit grünem Firmenlogo, bestücken die Regale, bedienen die Kunden und stehen diesen bei Fragen zur Seite. „Hier leben alle Mitarbeiter vegan“, erklärt Katharina. Sie ist seit der Eröffnung am 28.06.13 im diesem Supermarkt beschäftigt und vor allem von der veganen Produktvielfalt begeistert: „Veganz erleichtert vielen den alltäglichen Einkauf. Bei uns muss kein Produkt erstmal umgedreht und das Kleingedruckte gelesen werden. Man kann alles einfach aus den Regalen nehmen, zum Beispiel bieten wir im Milchregal 45 verschiedene pflanzliche Varianten an – im Käse- und Eisregal sind es sogar 80(!) verschiedene Varianten. Das ist ein ganz anderes Einkaufserlebnis für die Kunden.“
Die Kunden wiederum könnten unterschiedlicher nicht sein: Junge Familien mit Babys oder Kleinkindern, Schwangere, Köche und Senioren. Alle kommen sie aus Hamburg und der Umgebung extra zum veganen Supermarkt, um dort ihre Einkäufe zu erledigen. Dabei ist mit Laufkundschaft eher nicht zu rechnen, da sich der Veganz umgeben von Bürogebäuden im Phoenixhof befindet.
„Plötzlich geht das Einkaufen viel schneller. Ich lebe seit knapp zwei Jahren vegan und finde es toll, dass es endlich eine so große vegane Produktauswahl in Hamburg in einem Supermark gibt“, erklärt Martina begeistert. Beim Blick in ihren grünen Rollkorb fällt auf, dass sie vor allem pflanzliche Ersatzprodukte wie Käse-, Milch- und Fleischalternativen eingepackt hat.
Neben den bereits erwähnten Lebensmitteln bietet Veganz auch glutenfreie Produkte, Kosmetik-, Reinigungs- und Hygieneartikel sowie Tiernahrung und Süßigkeiten an. Nahe der Kasse liegen nebeneinander ordentlich geordnet vegane Kochbücher. Im Regal darunter werden Kinderbücher präsentiert, die sich mit dem veganen Lebensstil auseinandersetzen und dessen Beweggründe erklären. Eines – ein Bilderbuch – trägt den Titel „Warum wir keine Tiere essen“.
„Für besondere Anlässe ist der vegane Supermarkt eine gut Abwechslung zu herkömmlichen Supermärkten“, erklärt Studentin Cordula, „Zum Beispiel wenn ich eine vegane Mayo brauche und diese nicht selber machen will. Aber für den alltäglichen Einkauf ist es hier für mich auf Dauer zu teuer. Außerdem nutze ich Fleischersatzprodukte wie ‚Ente’ und ‚Knabber-Schinken’ kaum.“
Wenn man am Eingang des Supermarktes nicht schon von den Köstlichkeiten des veganen Bistros „Fairy Good“ gekostet hat, bietet sich auf dem Weg hinaus erneut die Möglichkeit. Das Bistro preist eine täglich frisch zubereitete vegane und rohköstliche Küche an. In der Auslage warten zahlreiche frische Brote, ein roher Schoko-Kastanien-Kuchen, Streuselkuchen oder Brownies darauf, genossen zu werden. Das Bistro bietet zudem einen Mittagstisch an, bei dem aus frischen Salaten, Reis, Nudeln, Pesti und Saucen sowie belegten Brötchen und Wraps gewählt werden kann. Zum Mitnehmen und für den kleinen Hunger gibt es “raw confect“ – rohköstliche Früchte umhüllt mit Carob – in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Ananas-Mango zu kaufen.
Wer steckt hinter der Idee?
Der Betriebswirt und Veganz-Gründer Jan Bredack arbeitete zunächst als erfolgreicher Manager bei Mercedes und jettete um die Welt. Als er begann sich vegan zu ernähren, fiel ihm auf, dass er beim alltäglichen Einkauf keine große Auswahl an veganen Lebensmitteln fand. So entstand die Idee der Eröffnung eines veganen Supermarktes. Jan Bredack und seine Frau recherchierten zwei Jahre, um passende vegane Produkte aus aller Welt zu finden. Viele Produkte im Veganz stammen aus den USA, da die vegane Szene dort deutlich größer ist als in Deutschland. Für die Zukunft ist – neben dem Aufbau von veganen Seminaren und Showküchen in den Veganz-Filialen – die nationale und internationale Expansion des veganen Supermarktes geplant.
Drei Fragen an Jan Bredack:
Herr Bredack, leben Sie vegan?
Ja, ich lebe seit 2008 vegan.
Gab es ein bestimmtes Ereignis, das der Auslöser für die Änderung Ihrer Lebenseinstellung war?
Berufsbedingt erlitt ich einen Burnout. Danach ernährte ich mich zunächst vier Monate lang vegetarisch, anschließend komplett vegan.
Was sind die Vorteile eines veganen Supermarktes?
Zum einen bietet Veganz ausschließlich rein pflanzliche Produkte an, allerdings in einem anderen Umfeld als man es erwartet: Von Außen sehen die Supermärkte aus wie herkömmliche Biomärkte. Jedoch mit dem Unterschied, dass Biomärkte auch tierische Produkte vertreiben. Veganz bietet seinen Kunden ein Vollsortiment, das heißt, dass es von der Klobürste bis zur Zahnpasta alle Produkte für den täglichen Gebrauch an einem Ort zu kaufen gibt. Wir haben zum Beispiel eine Käsetheke mit 80 verschiedenen Käsesorten – alles pflanzlich!
Die Kunden besuchen den veganen Supermarkt aus verschiedenen Beweggründen: Die Einen aus gesundheitlichen oder nachhaltigen, die Anderen aus ethisch-moralischen Gründen. Ein Risiko auf tierische Produkte zu treffen, gibt es im Veganz nicht. Zum anderen ist es uns wichtig, dass alle Produkte im Veganz fair gehandelt werden und somit zur Nachhaltigkeit beitragen. Wir importieren das Sortiment selber von vielen kleinen Lieferanten aus der ganzen Welt. Unser Credo lautet: Keiner darf durch unser Handeln zu Schaden kommen wie zum Beispiel Bauern oder Lieferanten.
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