Vegane Kinderernährung – warum Experten davor warnen | EAT SMARTER

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Vegane Kinderernährung – warum Experten davor warnen

Von EAT SMARTER

Vegane Kinderernährung: Wer sie praktizieren will, muss einiges beachten. © oksun70 - Fotolia.com Vegane Kinderernährung: Wer sie praktizieren will, muss einiges beachten. © oksun70 - Fotolia.com

Eine rein vegane Kinderernährung kann für Säuglinge und Kleinkinder unzureichend und mitunter sogar schädlich sein. Darauf haben Wissenschaftler im Rahmen der 92. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin in Saarbrücken hingewiesen. Der Grund: Die Kleinen erhalten nicht alle wichtigen und für das Wachstum erforderlichen Vitamine und Nährstoffe. Worauf Eltern achten sollten, wenn sie ihre Kinder vegan ernähren möchten...

Veganer leben nach klaren Maßstäben: Tierische Produkte sind tabu – egal, ob es sich um Lebensmittel im Kühlschrank oder Kleidungsstücke und Wohnaccessoires handelt. Joghurt, Käse, Butter oder Wurst wird man in einem Veganer-Haushalt genauso wenig finden wie Lederjacken und Daunenkissen. Rund 700.000 Menschen in Deutschland leben inzwischen vegan – Tendenz steigend. Doch ist Veganismus auch für den Nachwuchs die richtige Ernährungsform?

Vegane Kinderernährung: Die DGE warnt davor

Viele Experten lehnen eine vegane Kinderernährung ab und warnen explizit davor – darunter auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Für vegan ernährte Säuglinge und Kinder kann es zu einer unzureichenden Zufuhr mit Energie, Protein, Eisen, Calcium, Jod, Zink, Vitamin B2, Vitamin B12 und Vitamin D kommen, und die Zufuhr langkettiger n-3 Fettsäuren kann ebenfalls zu gering sein. Bedingt durch das starke Wachstum und geringe Nährstoffspeicher steigt das Risiko für die Entwicklung von Nährstoffmangelzuständen“, heißt es auf der Homepage der DGE. Bei vegan ernährten Kindern seien „spezielle Kenntnisse der Lebensmittelauswahl und -zubereitung bzw. die Sicherstellung der Versorgung durch angereicherte Lebensmittel oder Supplemente erforderlich“. Auch auf der 92. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin in Saarbrücken wurde auf die Risiken einer veganen Kinderernährung hingewiesen: „Rein gestillte Säuglinge veganer Mütter haben ein hohes Rachitis-Risiko“, betonte die Rechtsmedizinerin Dr. Bianca Navarro-Crummenauer von der Forensischen Ambulanz am Institut für Rechtsmedizin der Universitätsklinik Mainz.

Mögliche Folgen einer Mangelernährung

Unter einer Rachitis verstehen Mediziner eine Störung des Knochenstoffwechsels, die im Kindesalter unter anderem aufgrund einer Mangelernährung bzw. fehlendem Vitamin D auftreten kann. Als problematisch gilt im Falle einer rein veganen Ernährung zudem die unzureichende Versorgung mit Eisen und Vitamin B12. Bei einer gemischten Ernährungsweise gelangt beides über tierische Produkte in den Körper. Fehlt es den Kleinen an Vitamin B12, können eventuell Schäden im Gehirn und im Nervensystem auftreten.

Wie eine vegane Kinderernährung funktionieren kann

Viele vegan-lebende Eltern wollen bei der Ernährung ihres Nachwuchses jedoch keine Kompromisse eingehen. Gefährlich, betonen Veganer-Verbände, sei eine rein vegane Kinderernährung ohnehin nur, wenn alle tierischen Lebensmittel vollkommen unvorbereitet vom Speiseplan gestrichen würden. Bei der Ernährungsumstellung gilt es allerdings, einige wichtige Regeln zu beachten: So müssen fehlende Vitamine und Nährstoffe dringend als Zusatzstoffe verabreicht werden, damit eine Mangelernährung von Säuglingen und Kleinkindern ausbleibt.

Der Vegetarierbund Deutschland spricht sich für Supplemente aus

Letzteres empfiehlt auch der Vegetarierbund Deutschland. Auf der Homepage der Organisation heißt es: „Aufgrund der begrenzten Körperreserven nach der Geburt sollten alle gestillten Säuglinge von Veganerinnen ein Vitamin-B12-Supplement (z. B. Tropfen) erhalten. Empfehlenswert ist eine tägliche Gabe von 0,4 µg bis zum fünften und 0,5 µg Vitamin B12 ab dem sechsten Lebensmonat.“ Und weiter: „Bei der veganen Ernährung von Kleinkindern sollte darauf geachtet werden, dass die Nahrung ausreichend Energie und Protein und wenig Ballaststoffe enthält. Die Proteinversorgung kann durch die regelmäßige Verwendung von Getreide, Hülsenfrüchten und Kartoffeln verbessert werden.“

Fazit: Vegane Kinderernährung ist möglich, birgt aber Risiken

Eltern, die mit dem Gedanken spielen, ihre Kinder vegan zu ernähren, sollten also auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Kost bauen und nicht davor zurückschrecken, dem Nachwuchs zusätzliche Nährstoffe – ggf. in Form von Supplementen – zu verabreichen. Wichtig ist es zudem, die Ernährungspläne mit dem Kinderarzt abzustimmen und regelmäßige Kontrolluntersuchungen der Kleinen durchführen zu lassen, damit möglicherweise vorhandene Vitamin- und Nährstoffmängel frühzeitig erkannt und behoben werden können. Befolgt man diese Regeln, ist eine vegane Kinderernährung durchaus umsetzbar.

(jad)