Dioxin-Skandal weitet sich aus: die 10 wichtigsten Fragen | EAT SMARTER

Gift im Frühstücks-Ei

Dioxin-Skandal weitet sich aus: die 10 wichtigsten Fragen

Von EAT SMARTER

Der Dioxin-Skandal rund um verseuchte Futtermittel weitet sich aus. Immer mehr Betriebe werden gesperrt, Verbraucher sind in großer Sorge. Doch was bedeutet der Lebensmittel-Skandal für die eigene Gesundheit? Worauf muss man achten, was darf man noch essen? EAT SMARTER klärt die wichtigsten Fragen.

Was ist passiert?

Zum Jahreswechsel fanden Lebensmittelkontrolleure aus Nordrhein-Westfalen in mehreren landwirtschaftlichen Betrieben dioxinbelastete Eier. Kurze Zeit später stand der Hauptverursacher fest: Der Futtermittelhersteller Harles & Jentzsch aus Schleswig-Holstein soll minderwertige Fette gekauft und an Zwischenhändler weiter geleitet haben. Insgesamt sollen laut Bundesamt für Verbraucherschutz bis zu 3000 Tonnen kontaminiertes Futterfett in Umlauf gebracht worden sein. Bei den Fetten handelt es sich um ein Abfallprodukt aus der Biodiesel-Herstellung, das nicht für die Lebensmittelindustrie verwendet werden darf. Normalerweise ist es für die Papierherstellung vorgesehen. Nach Angaben des Ministeriums sind diese sogenannten Mischfettsäuren der Grund für die Kontamination. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Was sind Dioxine?

Dioxine sind chemische Verbindungen, die aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Chlor und Sauerstoff bestehen. Es gibt etwa 200 verschiedene Dioxine, die unterschiedlich giftig sind. Die Verbindungen entstehen unerwünscht bei Industrie- und Verbrennungsprozessen.

Wie gefährlich ist Dioxin?

Nach Angaben des Umweltbundesamtes nimmt der Mensch etwa 90 bis 95 Prozent der Dioxine über die Nahrung auf. Das bekannteste Dioxin ist das 2,3,7,8 TCDD (Seveso-Gift). Dieses ist es bereits in geringen Mengen gefährlich, gilt unter anderem als krebserregend. Um welchen Typen es sich bei dem aktuellen Skandal handelt, ist allerdings noch nicht bekannt.

Wie konnte das passieren?

Der Firmen-Chef Siegfried Sievert räumte Fehler ein. Dem Westfalen-Blatt sagte er: „ Wir waren leichtfertig der irrigen Annahme, dass die Mischfettsäure (...) für die Futtermittel-Herstellung geeignet ist.“ Ob es sich nun um Fahrlässigkeit oder Absicht handelt, werden die Ermittlungen der Behörden zeigen. Bestätigt sich der Verdacht, droht dem Geschäftsführer nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren.

Wie groß ist der Skandal?

Nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz wurde das belastete Futterfett im November und Dezember 2010 an 25 Futtermittelhersteller in mindestens vier Bundesländern verkauft. Laut dpa wurde das Fett mit einer Einmischrate von zwei bis zehn Prozent in das Futter für Legehennen, Mastgeflügel und Schweine gemischt. Dadurch können bis zu 150.000 Tonnen Futtermittel belastet sein. Von den Futtermittelherstellern gelangte es an die landwirtschaftlichen Betriebe, über 1000 sind nun gesperrt. Nach Angaben des Ministeriums ging das Futter an Betriebe in Brandenburg, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen.

Welche Lebensmittel sind betroffen?

Betroffen sind nun vor allem Eier. Der Grund: Das aufgenommene Dioxin lagert sich im Fettgewebe des Eis ab. Weniger stark betroffen ist dagegen das Hühnerfleisch, da dieses recht mager ist. Neben den Geflügelprodukten wird derzeit auch Schweinefleisch untersucht.

Lassen sich die belasteten Eier erkennen?

Welche Eier betroffen sind, weiß man aktuell noch nicht genau. Die Prüfungen laufen, die Laboruntersuchungen dauern an. Die Liste mit betroffenen Betrieben wird ständig erweitert. Ein Anhaltspunkt für besorgte Verbraucher ist aber der Stempel-Code auf dem Ei. Er gibt Auskunft über den Herkunftsbetrieb. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat eine erste Warnliste mit gesperrten Betrieben und den dazugehörigen Codes veröffentlicht, die ständig aktualisiert wird. Hier können sich Konsumenten informieren, ob von ihnen gekaufte Eier betroffen sind.

Darf ich jetzt noch Eier essen?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt vorerst Entwarnung. In einer Meldung heißt es: „Die derzeit ermittelten Dioxingehalte liegen bei einigen Proben über dem in der Europäischen Union festgelegten Höchstgehalt. Sie stellen jedoch keine akute Gesundheitsgefahr für Verbraucher dar.“

Was kann ich als Verbraucher tun?

Auch die Verbraucherzentrale Hamburg warnt vor Panik. Besorgte Verbraucher sollten Eier, Geflügel und Schweinefleisch, das bereits gekauft wurde, vorerst zwar nicht verwenden, wenn nicht sicher ist, aus welchem Betrieb die Lebensmittel stammen. Doch wegwerfen muss man die Lebensmittel auch nicht. „Wir raten Verbrauchern, erst einmal abzuwarten. Anfang kommender Woche erwarten wir konkretere Ergebnisse und können mehr sagen“, so Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Sehr bald wird auch klar sein, welche Bundesländer nicht mit dem verseuchten Futtermittel beliefert wurden. Diese Eier kann man dann ohne Bedenken essen.“ Die Verbraucherzentrale Hamburg wird deshalb so bald wie möglich auch eine Liste der unbedenklichen Betriebe auf ihrer Interseite veröffentlichen.

Was ist mit Bio-Eiern?

Bedenkenlos essen können Verbraucher Eier mit dem EU-Biosiegel. Sie gelten als sicher. Biobetriebe dürfen keine konventionellen Futtermittel verwenden und kamen nicht mit dem verseuchten Futter in Berührung. So befindet sich unter den bisher gesperrten Betrieben auch kein Bio-Hof.