Mai 2015, Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Erhöht rotes Fleisch das Risiko für Diabetes Typ 2?

Von Maren Baumgarten
Aktualisiert am 28. Okt. 2021

Viele Menschen lieben Fleisch, doch zu viel Fleisch kann auf Dauer krank machen. Wissenschaftler haben nun mögliche Ursachen für ein erhöhtes Diabetes Typ 2 Risiko im Zusammenhang mit rotem Fleisch untersucht.

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Worum ging es bei dieser Studie?

  • Diabetes Typ 2 ist eine Erkrankung des Stoffwechsels. Eine genetische Veranlagung ist Voraussetzung, der Lebensstil jedoch entscheidend darüber, ob die Krankheit ausbricht oder nicht.
  • Weltweit kommen Beobachtungsstudie zu dem Ergebnis, dass ein hoher Konsum von rotem Fleisch (Rind, Schwein, Kalb, Lamm) in Zusammenhang mit einem erhöhten Diabetes Typ 2 Risiko steht.
  • Wird täglich 150 Gramm rotes Fleisch gegessen, steigt das Diabetesrisiko um etwa 80 Prozent.
  • In der Studie werden Biomarker (biologische Merkmale, die objektiv gemessen werden können) untersucht, um Rückschlüsse auf den Stoffwechsel ziehen zu können. 

Wie lautet die zentrale Forschungsfrage?

  • Welche Stoffwechselprozesse liegen dem Zusammenhang zwischen dem erhöhten Konsum von rotem Fleisch und dem Diabetes Typ 2 Risiko zugrunde?

Wie viele Probanden nahmen teil?

  • Es wurden 2.681 Teilnehmer aus der Potsdamer EPIC-Studie untersucht. Die EPIC-Studie ist ein europäisches Projekt, welches Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen untersucht. Insgesamt nahmen 519.000 Probanden teil. In Deutschland ist sowohl Heidelberg als auch Potsdam ein Forschungszentrum für diese Studie.
  • Von den 2.681 Studienteilnehmern sind 688 im Verlauf der Studie an Diabetes Typ 2 erkrankt.

Welche Methode wurde angewandt?

  • Es handelt sich im eine vorausschauende (prospektive) Beobachtungsstudie über einen Beobachtungszeitraum von durchschnittlich sieben Jahren.
  • Blutproben wurden zu Beginn der Studie auf insgesamt 127 verschiedene Biomarker untersucht, 21 davon stehen mit dem Fleischverzehr in Verbindung.
  • Die Ernährungsgewohnheiten wurden mittels Fragebögen zu Beginn der Studie erfasst. 
  • Durch eine aktive Nachbeobachtung wurden die Teilnehmer alle zwei Jahre kontaktiert, um zum Beispiel Erkrankungen abzufragen.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

  • 6 der 21 Biomarker, die in Zusammenhang mit einem erhöhten Fleischkonsum stehen, sind mit einem erhöhten Diabetesrisiko verbunden.
  • Studienteilnehmer mit erhöhtem Ferritin-Wert (Depot-Eisen) und zugleich niedrigem Glyzin (Eiweißbaustein) hatten ein erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 2. Ein hoher Ferritinspiegel bedeutet, dass die Eisenspeicher voll sind. Dies ist mit oxidativem Stress verbunden. Glyzin ist Bestandteil des körpereigenen Schutzes vor oxidativem Stress. Zu viel Eisen und dabei niedrige Glyzinwerte bedeuten also, dass der Körper viel oxidativem Stress ausgesetzt ist. Dies wiederum wird mit Entzündungen und der Entstehung von Diabetes Typ 2 assoziiert. 
  • Bei diesen Studienteilnehmer waren zudem bestimmte Lipide (Fette) verändert, was auf einen gestörten Fettstoffwechsel hindeutet. Auch dieser kann zur Entstehung von Diabetes beitragen.
  • Nicht eine Substanz ist alleine für den Zusammenhang zwischen dem Diabetesrisiko und dem erhöhten Konsum von rotem Fleisch verantwortlich, sondern viele verschiedene Faktoren.

Wer hat die Studie finanziert und durchgeführt?

  • Die Studie wurde von Wissenschaftlern des Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke im Verbund mit Partnern des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung e. V. durchgeführt.
  • Finanziert wurde die Studie durch die EU und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Wo ist die Original-Studie zu finden?


Was ist/sind eigentlich...?


Wie bewertet EAT SMARTER diese Studie?

  • Klare Ernährungsempfehlung: Weniger rotes Fleisch hilft, die Entstehung von Diabetes Typ 2 zu verhindern. Auch wenn die Stoffwechselvorgänge noch nicht bis ins letzte Detail geklärt sind, wurde der Zusammenhang in vielen Studien gezeigt. Daher kann eine klare Ernährungsempfehlung ausgesprochen werden.
  • Große Studie, die einen langen Zeitraum untersucht: Auch wenn bei Ernährungsbefragungen Fehler unvermeidbar sind, zeigt die EPIC-Studie durch ein gutes Studiendesign dennoch relevante Ergebnisse. Die lange Nachverfolgung der Teilnehmer macht es möglich, auch Spätfolgen einer ungesunden Ernährung nachvollziehen zu können. 
  • Keine Förderung von Unternehmen: Die Studie wurde durch die EU und Fördermittel des Bundesministeriums finanziert. Unternehmerische Interessen können daher wohl eher ausgeschlossen werden.
 
Ja klar, Fleischverzehr reduzieren, das ist doch logo!
 
Hm, aber ein bisschen Bündner Fleisch wird schon nicht schaden :)
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