Übergewicht: Dicke Menschen werden nicht unbedingt krank
Krankmacher Übergewicht: Bislang glaubte man, dass alle dicken Menschen das gleiche Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen haben. Grund dafür sind Entzündungen im Fettgewebe. Nun haben amerikanische Forscher Gewebeproben von mehr als 100 Menschen untersucht und eine interessante Entdeckung gemacht: Nicht jeder dicke Mensch wird automatisch krank. Offenbar spielt die Zusammensetzung des Fettgewebes eine entscheidende Rolle.
Bislang galt: Wer dick ist, hat ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs oder Diabetes II. Der Grund: Das Fettgewebe produziert Schadstoffe, im Gewebe selbst treten Entzündungen auf und die Gefäße funktionieren deutlich schlechter. Doch eine Untersuchung von Forschern der Boston University School of Medicine und des Boston Medical Center zeigt nun, dass nicht alle dicken Menschen gleich stark von diesen Risiken betroffen sind. Viele der untersuchten Probanden wiesen deutlich weniger Entzündungen auf.
Fettgewebe unterschiedlich anfällig für Entzündungen
Die Forscher um Noyan Gokce hatten insgesamt 109 übergewichtige und 17 schlanke Frauen und Männer im Alter von 21 bis 55 Jahren untersucht. Dabei wurden den Probanden Proben des Fettgewebes entnommen. Mit Hilfe von immunologischen Markern stellten die Wissenschaftler fest, wie hoch die Entzündungsgrade im Fettgewebe waren. Daneben kontrollierten sie auch die Aterie des Vorderarms – als Test, wie gut die Gefäße der Probanden funktionierten. Das Ergebnis überraschte: Rund 30 Prozent der getesteten Personen hatten deutlich bessere Entzündungswerte als die übrigen Teilnehmer. Außerdem hatten sie eine weniger stark ausgeprägte Insulinresistenz und ihre Gefäße funktionierten ähnlich gut wie bei den schlanken Vergleichspersonen.
"Übergewicht macht nicht automatisch herzkrank"
Noyan Gokce: "Bislang glaubte man, dass Übergewicht und Entzündungen die Ursache für Herz-Kreislauferkrankungen sind. Wir haben nun nachgewiesen, dass Übergewicht nicht bei allen Personen zwangsläufig Entzündung und damit die Entstehung von kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes Typ II und Krebs begünstigt." Die Wissenschaftler wollen nun die schädlichen Stoffe identifizieren, die im Fettgewebe produziert werden. Damit könnten die Erkrankungen möglicherweise besser behandelt werden. Trotz der Erkenntnisse bleibt Übergewicht weltweit nach wie vor ein großes Problem: 500 Millionen Menschen sind fettleibig, 1,5 Milliarden Menschen übergewichtig. Innerhalb von 30 Jahren hat sich die Zahl verdoppelt. Und häufig bringt das Essverhalten die Menschen ins Grab: Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO werden 2020 rund drei Viertel der Todesfälle ernährungsbedingt sein. (wil)
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