Essstörung dank Social Media?
Im Januar 2015 hatte Facebook weltweit ca. 1,4 Milliarden Nutzer, Instagram ungefähr 3 Millionen und Twitter um die 280 Millionen Nutzer. Diese „User“ teilen online ihr Leben und tauschen sich aus. Auch ich gehöre dazu, 18 Jahre alt, Abiturientin, tätig bei EAT SMARTER und in ein paar Monaten Studentin.
8:30, schrill klingelt mein Wecker, ich wache langsam aus dem Tiefschlaf auf und greife als erstes zu meinem Handy. Dann beginnt meine morgendliche Routine: Instagram checken, Facebook-News lesen, bei Pinterest nach Inspirationen suchen und die neusten Youtube-Videos schauen. Auf diesen sozialen Netzwerken folge ich nicht nur meinen Freunden, sondern zum Großteil auch professionellen Seiten und Bloggern, welche mehrmals täglich Bilder, Videos und Kolumnen posten – von Mode über Kosmetik, bis zu Sport und Ernährung.
Fanatischer Gesundheits-Trend
In den letzten Jahren erobert besonders ein Thema die sozialen Netzwerke im Sturm – die gesunde Ernährung. Auf einmal gibt es Porridge, Salat und Quinoa im Überfluss. Zumindest wird das so bei Pinterest, Instagram und Co. suggeriert. Alles ist perfekt und selten wird auch nur mal ein „ungesunder“ Schokoriegel fotografiert und gepostet. Auch Fitness nimmt einen großen Platz ein – Selfies vor dem Sport, Selfies während des Sports und Selfies nach dem Sport. Alles unter dem Hashtag #fitness, #sportlich und ähnliches. Diese Hashtags, ein Tastatur-Zeichen zur Verschlagwortung, helfen den Nutzern verschiedene Inhalte zum Thema Fitness etc. zu finden. An sich ist das nicht schlecht – gesund zu leben und das auch zu zeigen.
Doch mit dieser Inspiration schwingt meiner Meinung nach auch ein gewisser Druck mit. Diese User nennen sich zum Beispiel „Healthy Life“ (zu Dt. gesundes Leben) und „Healthy Mind“ (zu Dt. gesunder Geist). Sie locken mit einem Erfolgsrezept für ein gesundes Leben. Und wer möchte das nicht kennen? Kein Wunder, dass diese Blogs und Seiten für viele, auch für mich, eine kleine Vorbildfunktion einnehmen. Wenn meine Lieblingsbloggerin, mit einer Top-Figur, einen grünen Smoothie postet, kann das ja nur gesund sein. Insbesondere wenn man plötzlich auf allen Social Media Kanälen auf diese „Wunderdrinks“ trifft.
Gefahren durch Fernsehen, Print und Co.
Hinzu kommt dass auch die klassischen Medien ein unrealistisches Schönheitsideal vermitteln, zum Beispiel in Sendungen wie Germany's Next Topmodel oder in Modezeitschriften wie die Vogue, Elle oder Instyle. Das Motto lautet: schön und dünn beziehungsweise mager sein. Die beiden Eigenschafen werden in solchen Formaten nämlich gleich gesetzt. Wer dünn ist, ist gleichzeitig auch schön. Im Umkehrschluss gilt also, wer nicht dünn ist, kann niemals schön sein. Das ist natürlich Unsinn, aber heutzutage sind solche Gedanken sehr tief in den Köpfen vieler Menschen verankert. Trends wie die „Thigh Gap“, die Oberschenkellücke, oder die „Bikini Bridge“, stark herausstehende Hüftknochen, beweisen das.
Die Folgen der Gesundheits-Trends
Wenn ich all diese Faktoren verbinde, sehe ich eine Gefahr für die „User“ der sozialen Netzwerke. Insbesondere für Teenager und junge Erwachsene. Denn Sie nutzen Facebook, Twitter und Co. durchschnittlich 2,4 Stunden am Tag. Also genug Zeit, um mit den sämtlichen Inhalten rund um Ernährung und Fitness konfrontiert zu werden. Zum anderen sind Teenies noch auf der Suche nach Identifikation, Vorbildern und Bestätigung. Da kann ich aus eigener Erfahrung sprechen. Eine Zeit lang war auch ich sehr davon fasziniert und wollte diesem Schlankheitsbild fast schon zwanghaft entsprechen. Ich aß sehr gesund, ging fast täglich zum Sport und nahm in kürzester Zeit reichlich ab.
Inzwischen hat sich das geändert. Ich habe eingesehen, dass dieser Zwang nicht gesund sein kann. Man muss nicht täglich Quinoa oder Porridge essen, um schön zu sein. Man darf sich auch mal ein Eis gönnen oder Pommes essen. Die „Vorbilder“ in den klassischen Medien sind professionell retuschiert und entsprechen nicht der Realität. Es ist gar nicht möglich, genauso auszusehen. Bei mir hat sich der Schalter mit der Zeit umgelegt. Ich habe realisiert, dass ich genauso wertvoll bin, auch ohne „Size Zero“. Aber was ist mit den vielen jungen Frauen und Männern, die weiterhin an diesen Idealen festhalten und in Gefahr laufen, dem Magerwahn zu verfallen? Und sich dabei noch einreden, ein gesundes Leben zu führen.
Die neue Gegen-Strömung
Mittlerweile hat sich ein neuer Hashtag entwickelt. Dieser lautet #fürmehrrealitätaufinstagram und beschäftigt sich mit genau diesem queren Schönheitsbild in der Social Media Community. Darunter lassen sich etliche Bilder finden, die nicht perfekte, sondern reale Körper zeigen. Die Körper, die man auf der Straße tagtäglich sieht – unbearbeitet, aber trotzdem genauso schön. Vielleicht wird sich der Trend wieder normalisieren. Und User werden eine Balance zwischen einer sehr gesunden Lebensweise und der gelegentlichen weniger gesunden Leckerei finden. Das wäre doch wünschenswert und sicher gesünder als das ständige Posten von grünen Smoothies, veganen Chia-Pancakes und Grünkohlsalat.
Alisha Mendgen
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