Schauspieler Hannes Jaenicke im Interview
Er ist Vegetarier und Verfechter eines nachhaltigen Lebensstils: Schauspieler Hannes Jaenicke (53) nutzt seine Prominenz, um sich für den Umweltschutz zu engagieren. Im Interview erzählt er, wie seine Kollegen reagieren und wer seine internationalen Vorbilder sind.
Sie engagieren sich wie kaum ein anderer deutscher Schauspieler für Umweltfragen. Wie kam es dazu?
Ich bin seit meinen Teenagerjahren Greenpeace-Mitglied. Da wird man ja vierteljährlich mit diesem Newsletter bombardiert – das ist bei mir auf fruchtbaren Boden gefallen. Ich bin auch genug gereist, um zu wissen, dass es nicht überall so organisiert und umweltfreundlich zugeht wie bei uns. Beispiel Asien, Afrika. Und ich denke einfach, ich kann das Medium Fernsehen dazu benutzen, ein bisschen mehr zu betreiben als reine Unterhaltung.
Gerade als Schauspieler ist es sicher nicht immer leicht, alltäglichen Umweltschutz zu praktizieren. Was sind konkret die Probleme?
Also die FAZ nennt mich zum Beispiel den „Vielflieger gegen den Klimawandel“. Da hat sie nicht ganz unrecht. Die Branche fliegt ständig durch die Weltgeschichte. Ich natürlich mit. Das ist ein fauler Kompromiss, das ist mir klar. Aber ich mache den sogenannten CO2 -Ausgleich und versuche, in meinem eigenen Zuhause den Laden so sauber zu führen, wie es irgendwie geht. Da bin ich mittlerweile relativ weit.
Wie reagieren die Kollegen eigentlich auf Ihre Umweltschutzhinweise?
Sehr unterschiedlich. Es gibt Leute, die finden das toll, und andere finden das nervig. Aber Anecken bleibt nicht aus, wenn man den Kopf ein bisschen weiter aus dem Fenster streckt.
Haben Sie ein internationales Vorbild?
Da gibt es eine ganze Reihe. Ich bin seit meinen Teenagerjahren großer Bruce-Springsteen-Fan. Er war einer der allerersten, die gegen die Atomkraft losgezogen sind. Robert Redford, George Clooney mit seinem Sudan-Projekt, DiCaprio und sein Umweltengagement: Die Liste an angelsächsischen Vorbildern, die sich wirklich engagieren, ist lang. Ich finde das ermutigend. Bono ist ein großartiges Beispiel. In Deutschland Karlheinz Böhm, Peter Maffay, Thomas D.. Es gibt ja auch bei uns Leute, die sich wirklich engagieren.
Als Schauspieler nutzen Sie Ihre Bekanntheit, um auf Ihre Ideale aufmerksam zu machen. Wie sieht es im Privatleben aus? Sind Sie eher jemand, der versucht seine Mitmenschen zu bekehren, oder leben Sie nach der Devise „jeder nach seiner Fasson“?
Jeder nach seiner Fasson, aber in meinen eigenen vier Wänden bin ich der Chef. Da gibt es keinen Wäschetrockner, Plastiktüten oder Ähnliches. Wer bei mir zu Besuch kommt, muss sich an meine Regeln halten. Ansonsten sollen die Menschen machen, was sie für richtig halten.
Stichwort Gutmenschen. In Deutschland ist der Begriff eher negativ behaftet. Im Englischen gibt es diesen Begriff zum Beispiel gar nicht – warum tun wir Deutschen uns damit so schwer?
Weil wir den Neid, die Missgunst und das Gemecker erfunden haben. Ich höre nie jemanden über Schlechtmenschen schimpfen, ich höre die Deutschen nur über Gutmenschen meckern. Das muss mir bitte mal jemand erklären.
Einer Ihrer Appelle ist, weniger Fleisch zu essen …
Ich bin seit 1982 Vegetarier und noch nicht von den Knochen gefallen.
Worauf sollten wir beim Essen grundsätzlich achten?
Also, ich bin eiserner Bio-Kunde. Nicht, weil ich auf meine Gesundheit achte. Sondern weil es darum geht, wie Nahrungsmittel produziert werden. Was man im Grundwasser oder auch in Seegetier findet, an Düngemitteln, Pestiziden, Fungiziden, Herbiziden und sonstigen Giftstsoffen, ist gespenstisch. Deshalb kaufe ich eisern biologische Nahrung – auch wenn es oft heißt, in Bio sei nicht Bio drin. Ich bleibe dabei, einfach weil die Produktion umweltfreundlicher ist. Ansonsten esse ich eben vegetarisch, viel Thai, viel Italienisch, und ich trinke gern und viel guten Wein.
Warum nutzen Sie privat einen Trinkwassersprudler und werben auch öffentlich dafür?
Wenn die Politik schon nichts gegen PET und Plastik unternimmt, sollten wir das als Verbraucher tun. Die klarste Absage, die wir der Verpackungsindustrie machen können, ist, einen Sprudler aufzustellen und nicht mehr Wasser, Cola oder Limo in Plastikflaschen nach Hause zu schleppen. PET-Flaschen sind ein Ölprodukt, das in der Herstellung schon umweltfeindlich ist, per Lastwagen über die Alpen gekarrt wird und später großenteils in der Landschaft oder im Meer landet. Wir müssen unseren Plastikmüll endlich reduzieren.
Welches Ihrer Projekte liegt Ihnen derzeit am meisten am Herzen?
Ende Mai bringt Bertelsmann mein zweites Buch heraus – mit dem Titel „Die große Volksverarsche“. Das wird ein Konsumenten-Navi, damit wir Verbraucher uns im Konsumdschungel ein wenig besser orientieren können.
(Interview: Bruntje Thielke)
- Antworten
- Melden
- Antworten
- Melden
- Antworten
- Melden
- Antworten
- Melden
- Antworten
- Melden
- 1
- 2