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STUDIENSCHAU

Neue Impfempfehlung für Jungen

Von Marleen Wrage

Impfempfehlung Jungen

Humane Papillomviren werden meistens nur mit Gebärmutterhalskrebs in Verbindung gebracht – daher wird das Thema nicht unbedingt mit Männern assoziiert. Doch nach neuesten Erkenntnissen ist die geschlechtsübergreifende prophylaktische HPV-Impfung ein Muss für Mädchen sowie Jungen.

Seit Juni 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die seit 2007 geltende Impfempfehlung gegen Humane Papillom-Viren nicht nur für Mädchen, sondern auch für Jungen (1).

Was sind Humane Papillom-Viren?

Humane Papillom-Viren oder kurz HPV sind für die Bildung von gutartigen Genitalwarzen oder auch Feigwarzen verantwortlich. Fatale Folge einer HPV-Infektion kann beispielsweise Gebärmutterhalskrebs sein.

Wie werden HPV übertragen?

Infektionen mit HPV treten weltweit auf und gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen (4).

Häufigste Infektionswege ist dabei Geschlechtsverkehr ohne Kondom, sowohl Vaginal- als auch Analverkehr, ebenso oraler Geschlechtsverkehr. Obwohl eine Infektion mit HPV in Deutschland nicht meldepflichtig ist, gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler davon aus, dass sich die meisten sexuell aktiven Menschen mindestens einmal in ihrem Leben mit HPV infizieren (5)

Besonders hohes Risiko für Frauen: Gebärmutterhalskrebs

Laut einer aktualisierten Studie des Robert-Koch-Instituts ist der häufigste durch HPV induzierte Tumor das Zervixkarzinom, welches weltweit den vierthäufigsten Tumor bei Frauen darstellt. Im Jahr 2012 erkrankten weltweit 528.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, 266.000 starben daran. In der Fachzeitschrift Epidemiologisches Bulletin vom Juni 2018 wird berichtet, dass trotz des Screeningprogramms jedes Jahr etwa 4.600 Frauen in Deutschland neu an einem Zervixkarzinom erkranken, von denen etwa 1.600 jedes Jahr an den Folgen der Krankheit versterben (6).

Auch bei Männern Krebs durch HPV: neue Impfempfehlung

Der HPV-induzierte Krebstumor kann sich auch als Penis- und Analkarzinom entwickeln oder im Rachenraum ausbreiten. Aktuell gibt es noch keinen offiziell zugelassenen Test, um bei Männern eine HPV-Infektion nachzuweisen. Männer können daher HPV übertragen, ohne es zu wissen.

Besonders bei gleichgeschlechtlichem Sexualverkehr unter Männern ist der Schutz daher wichtig. Mit einer Impfung, die von den Krankenkassen übernommen wird, könnten sich so auch homosexuelle Menschen schützen. Ob diese Kosten, die sich auf 300 bis 500 Euro belaufen können, tatsächlich übernommen werden, darüber entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss in den nächsten Monaten (7).

"Ich hoffe, dass möglichst viele Jungen die HPV-Schutzimpfung nutzen und die neue Impfempfehlung auch ein weiterer Anstoß für bislang nicht geimpfte Mädchen ist, die Impfung nachzuholen", sagte Lothar H. Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (8). Nach Angaben einer Studie aus dem Jahr 2015 waren nur 44,6 Prozent der 17-jährigen Mädchen vollständig gegen HPV geimpft (9).

Grundsätzlich lautet die Impfempfehlung der STIKO, dass alle Impfungen zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr stattfinden sollten. Insgesamt werden, je nach Alter der Kinder, zwei bis drei Immunisierungen im Abstand von fünf Monaten durchgeführt. Die Impfungen sollte bestenfalls vor dem ersten Sexualkontakt durchgeführt werden, da sich laut einer Studie 40 Prozent der Frauen in den ersten ein bis zwei Jahren nach ihrem ersten Geschlechtsverkehr infizieren (2).

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