Achtung: Frühe Erdbeeren sind Klimasünder
Im Supermarkt locken sie schon mit der verführerisch roten Farbe: Erdbeeren. Doch ist es Anfang April nicht eigentlich noch viel zu früh für das süße Obst? Tatsächlich sind die Früherdbeeren, die gerade vielerorts angeboten werden, richtige Umweltsünder. Hier erfahren Sie mehr.
Was sieht denn da schon so lecker nach Sommer aus? Die Obstauslage ist gut gefüllt mit frischen Erdbeeren. Die Boten des Sommers sind nur leider weit gereist und kommen meist aus Spanien, wo der konventionelle Anbau der Umwelt schadet. Doch auch Bio-Erdbeeren gibt es bereits zu kaufen. Sieht deren Umweltbilanz besser aus? Wohl kaum, denn auch diese Beeren haben einen langen Weg hinter sich. Rund 100.000 Tonnen Erdbeeren werden jedes Jahr aus dem Ausland importiert (1).
Der Anbau hat Spuren hinterlassen: UNESCO-Weltkulturerbe in Gefahr
Wo einst riesige Pinienwälder waren, findet sich jetzt eine der trockensten Regionen Spaniens und auf mehr als 5.300 Hektar sind Erdbeerplantagen zu sehen. Die Rede ist von der Region um Heulva im Südwesten des Landes, woher die meisten Erdbeeren, die hier im Supermarkt zu kaufen sind, stammen.
Um ein Kilogramm Erdbeeren zu erzeugen, werden rund 300 Liter Wasser benötigt – das entspricht 1,5 Badewannen. Doch gerade im südlichen Spanien herrscht Wasserknappheit. Um dem erhöhten Wasserbedarf Rechnung tragen zu können, müssen immer tiefere und immer mehr Brunnen gegraben werden, teils illegal. Schätzungen des WWFs zufolge werden die Erdbeerfelder von rund 1.000 illegalen Brunnen mit Wasser versorgt, im Land werden vom spanischen Umweltministerium rund 500.000 solcher Brunnen vermutet (2). Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel bedrohlich, was ein Austrocknen der gesamten Region zur Folge hat.
Unter der Wasserknappheit leidet vor allem auch der Nationalpark Coto de Doñana, welcher zum UNSECO-Weltkulturerbe gehört. In Spaniens wichtigstem Feuchtgebiet leben Millionen (Zug-)Vögel, welche die Region auch zum Überwintern nutzen. Zudem findet in dem Nationalpark der stark gefährdete Iberische Luchs einen geschützten Lebensraum.
Frühe Erdbeeren: Schlechte Klimabilanz, Pestizide und Co.
Die Klimabilanz von frühen Erdbeeren fällt schlecht aus, wie Wissenschaftler der Universität Bonn anhand von untersuchten konventionellen spanischen Früherdbeeren herausfanden. Rund 400 Gramm Kohlenstoffdioxid verursacht ein halbes Kilo Erdbeeren vom Anbau bis zum Verzehr, 140 Gramm entfallen davon allein auf den Transport der Früchte (1).
Zudem haben frühe Erdbeeren eine schlechte Klimabilanz, weil viele davon in Gewächshäusern wachsen, auch in Deutschland. Die Anzucht in Gewächshäusern benötigt viel Energie, wovon in Deutschland nur ein Teil aus erneuerbaren Quellen stammt. Da Erdbeeren besonders empfindliche Früchte sind, werden im konventionellen Anbau oftmals Chemikalien verwendet, um Pilzkrankheiten oder Fäulnis zu verhindern – was zum Gesundheitsrisiko werden kann.
Bio-Erdbeeren schnitten allgemein besser ab, da keine Pestizide verwendet werden. Wenn die Erdbeeren allerdings in Gewächshäusern oder aus dem Ausland stammen, unterscheidet sich die Klimabilanz kaum mehr von den konventionellen Erdbeeren.
Saisonales Obst und Gemüse kaufen
Anstatt Erdbeeren bereits weit vor Saisonstart zu konsumieren, greifen Sie doch lieber zu saisonalem Obst und Gemüse. Kosten Sie die jetzige Zeit von Rhabarber, Bärlauch und Co. aus, denn diese sind aktuell aus der heimischen Landwirtschaft in den Supermärkten zu bekommen und schmecken gerade besonders gut. Hier finden Sie leckere Frühlings-Rezepte, während Sie auf den Genuss von frischen, hiesigen Erdbeeren warten.
So geht nachhaltiger Erdbeergenuss: Wenn die Erdbeersaison Ende Mai beginnt, können Sie vielerorts direkt auf den Feldern selbst Erdbeeren pflücken. Achten Sie bei den Beeren zudem auf Bio-Ware, um so wenig Pestizide wie möglich zu verzehren. Besonders nachhaltig wird es, wenn Sie beim Kauf von Beeren nach Möglichkeit auf Plastikschälchen verzichten – bringen Sie einfach Ihr eigenes Behältnis für den Transport mit. Die Haupterntezeit der Erdbeeren ist etwa Ende Juli vorüber, aber Sie können frisch gepflückte Erdbeeren auch ideal einfrieren und sich damit einen Vorrat anlegen, um so auch noch später im Jahr etwas von den süßen Früchten zu haben.