Mehr Plastik durch Corona

Von Marieke Dammann
Aktualisiert am 22. Jul. 2020
Photo: © Pexels/ Karolina Grabowska
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Die Corona-Pandemie führt zum Anstieg des Plastikmülls. Ist eine Plastiksteuer nun die Lösung, um die Umwelt zu schützen?

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Zehn Prozent mehr Müll seit der Coronakrise

Seit März ist der Plastikmüll in privaten Haushalten um zehn Prozent gestiegen, wie das Duale System Deutschland (DSD), besser bekannt als der Grüne Punkt, berichtet (1).

Der steigende Plastikverbrauch ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Menschen privat mehr Lebensmittel kaufen als zuvor, weil sie weniger auswärts in Restaurants oder Kantinen essen. Außerdem fielen deutlich mehr Verpackungen für Essen to go an. 

Für den Gastronomiebereich fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) daher eine deutliche Quote für wiederverwendbares Geschirr von Umweltministerin Svenja Schulze. Denn Thomas Fischer, Leiter für die Kreiswirtschaft bei der DUH, merkt an, dass es nicht nachvollziehbar sei, Mehrwegessensboxen beziehungsweise -becher aufgrund hygienischer Bedenken während der Coronakrise pauschal abzulehnen und stattdessen auf Einwegplastik zu setzen (2).

Niedrige Ölpreise verschärfen das Plastik-Problem

Hinzu kommt, dass durch die derzeitige Coronakrise die Ölpreise sehr niedrig sind, sodass es günstiger ist, neues Plastik herzustellen, weshalb die Quote des recycelten Plastiks rapide gesunken ist. Denn der Rohölpreis spricht klar gegen ein umweltfreundliches Recycling (2).

Auch Reinhard Schneider, bekannt durch die Marke Frosch und Inhaber des Reinigungsmittelunternehmens Werner & Mertz, beklagt diese Entwicklung und bezeichnet dies als einen riesigen Rückschritt für Umwelt- und Klimaschutz sowie als schweren Schlag für die Kreislaufwirtschaft. Remondis, der mit Abstand größte Entsorger des Landes, warnt gemeinsam mit dem Grünen Punkt, Werner & Mertz sowie dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft sogar vor dem Kollaps des Industriezweigs (3).

Einführung der Plastiksteuer

Da sich vielerorts an der Homeoffice-Regelung vorerst wenig ändern wird, ist anzunehmen, dass die Anzahl des verbrauchten Plastikmülls weiterhin hoch bleiben wird. Pro Jahr fallen pro Kopf circa 38 Kilo Kunststoff an (4) – die Tendenz ist aufgrund von Corona steigend.

Die Bundesregierung versucht dem entgegenzuwirken und setzt sich daher für Einsatzquoten von recyceltem Plastik in Produkten wie PET-Flaschen ein, welche an die Entsorgungskosten gebunden werden könnten. Mittels eines finanziellen Anreizes sollen Hersteller dazu bewegt werden, Rezyklate in ihren Produkten einzusetzen. Denn je mehr davon verwendet wird, desto stärker sinken die Entsorgungskosten. 

Oder ist eine EU-weite Plastiksteuer die Lösung? Auch dieser Idee steht das Bundesumweltministerium offen gegenüber. Die Plastiksteuer müsste allerdings so ausgestaltet sein, dass sich auch eine gewünschte Wirkung auf die Umwelt zeigt, beispielsweise ein deutlicher Rückgang des Verbrauchs von überflüssigen Einweg-Kunststoffprodukten. Ein schnelles Handeln ist entscheidend, denn je länger der Rohölpreis niedrig bleibt, leidet die Umwelt darunter.

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