Vegane Kinderernährung – gefährlicher Trend oder gesunde Alternative?
Eine vegane Lebensweise ist in der heutigen Gesellschaft so präsent wie nie zuvor. Aus verschiedenen Gründen entscheiden sich immer mehr – vor allem junge – Menschen bewusst für eine pflanzliche Ernährung. Die Meinungen zu diesem Thema sind breit gefächert und es kursieren immer noch einige Fehlinformationen. Erfahren Sie hier mehr!
Inhaltsverzeichnis
- Position der Ernährungsgesellschaften
- Potenziell kritische Nährstoffe bei veganer Ernährung
- Versorgung veganer Kinder
- Zivilisationskrankheiten vorbeugen
- Perspektiven
Eine pflanzliche Ernährungsweise wird vor allem unter Jugendlichen immer beliebter. Dies hat vor allem ethische und ökologische Gründe, die im Kontext des Klimawandels deutlicher in den Fokus rücken (1). Doch wie sieht es bezüglich der Gesundheit aus? Ist eine vegane Ernährung bei Kindern und Jugendlichen ein besorgniserregender Trend oder eine gesunde und ressourcenschonende Alternative zur Mischkost?
Position der Ernährungsgesellschaften
Die amerikanische Academy of Nutrition and Dietetics (A.N.D.), der weltweit größte Zusammenschluss von Ernährungsfachleuten, vertritt die Position, dass eine gut geplante vegane Ernährung auch in der Kindheit geeignet ist. Auch die australische, kanadische und britische Ernährungsorganisation schließen sich dieser Haltung an (2).
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hingegen empfiehlt eine rein pflanzliche Ernährung für Kinder und Jugendliche sicherheitshalber nicht, da sich mit einer Restriktion der Ernährung das Risiko für Nährstoffdefizite im Allgemeinen erhöht (2)(3). Wer sich dennoch für eine vegane Ernährung entscheidet, sollte laut DGE zwingend Vitamin B12 supplementieren, regelmäßig die Blutwerte ärztlich überprüfen lassen sowie auf eine nährstoffreiche Ernährung und eine fachgerechte Beratung setzen (3).
Potenziell kritische Nährstoffe bei veganer Ernährung
Neben der notwendigen Supplementierung von Vitamin B12 sollte auch auf eine ausreichende Zufuhr von Protein, langkettigen Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B2 und Vitamin D sowie Calcium, Eisen, Jod, Zink und Selen geachtet werden (3). Vitamin D nimmt eine Sonderstellung ein, da es durch Sonnenbestrahlung über die Haut gebildet werden kann. Eine Supplementierung, vor allem in den Wintermonaten, wird in Deutschland unabhängig von der Ernährungsweise empfohlen (2).
Alle anderen potenziell kritischen Nährstoffe können mit einer gut geplanten Ernährung und einigen Tricks in ausreichender Menge zugeführt werden. Beispielsweise spielen Nori-Algen für die Jodzufuhr eine wichtige Rolle, Raps- und Leinöl sowie Mikroalgen liefern Omega-3-Fettsäuren. Die Aufnahme von Eisen kann durch die Kombination mit Vitamin C gesteigert werden und das Einweichen oder Garen von Lebensmitteln erhöht die Bioverfügbarkeit von Calcium und Zink (2).
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Versorgung veganer Kinder
Bezüglich der tatsächlichen Nährstoffversorgung von veganen Kindern und Jugendlichen gibt es bisher nur wenige Studien. Im Rahmen der VeChi-Youth-Studie konnte jedoch gezeigt werden, dass vegan ernährte Kinder häufig eine günstigere Nährstoffzufuhr aufweisen als mischköstlich ernährte (4). Bezüglich Vitamin B12 wiesen mischköstliche Kinder die höchste Zufuhr auf. Wurden jedoch die Nahrungsergänzungsmittel mit eingerechnet, waren die veganen Kleinkinder am besten versorgt (4). Bezüglich Vitamin D und Jod lag die Zufuhr sowohl bei veganen als auch bei vegetarischen und mischköstlichen Kindern ohne Supplemente unterhalb der Empfehlungen (4).
Zivilisationskrankheiten vorbeugen
Zusätzlich zu der Versorgungslage mit den potenziell kritischen Nährstoffen zeigt die Studie auch, dass der Konsum von Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen in der veganen Gruppe am höchsten war. Außerdem verzehrten die Kinder weniger Fette, Öle und Süßigkeiten als die der mischköstlichen Gruppe (4). Gerade im Kontext des Ernährungswandels der letzten Jahrzehnte hin zu einem hohen Verzehr von Zucker, Weißmehl und Fleisch, ist dies ein sehr positiv zu bewertendes Ergebnis. Diese modernen Ernährungsgewohnheiten stehen mit einem erhöhten Risiko für Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung (5).
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Perspektiven
Die Studienlage ist begrenzt und die Haltungen der Ernährungsgesellschaften nicht ganz eindeutig. Dennoch lässt sich sagen, dass eine gut geplante, rein pflanzliche Ernährung auch in kritischen Lebensphasen wie der Kindheit gesundheitsförderlich sein kann (2). Auch wenn nicht auf eine gänzlich vegane Ernährung umgestellt wird, kann eine pflanzenbasierte Ernährung das Risiko zahlreicher Zivilisationskrankheiten verringern (5). Besonders in der Kindheit, in der der Grundstein für eine langfristige Gesundheit gelegt wird, sollte dies vermehrt berücksichtigt werden.
Die Organisation ProVeg fordert deshalb unter anderem eine Umgestaltung des Mittagsangebots in Schulen und Kitas nach DGE-Standards (6)(7)(8). Der verringerte Verzehr tierischer Produkte ist nicht nur aus gesundheitlichen, sondern auch aus ethischen sowie ökologischen Gründen positiv zu bewerten und der Diskurs rund um eine vegane Ernährungsweise wird in Zukunft noch mehr in den Fokus rücken (6).
In unserem Special zum Thema Kinderernährung bekommen Sie praxisnahe Tipps, wie eine gesunde Kinderernährung leicht gelingt! Zudem möchten wir Ihnen unsere liebsten veganen Rezepte für Kinder nicht vorenthalten: