Vorsicht! Diese Abnehm-Pillen machen krank | EAT SMARTER

Von wegen Wunschgewicht

Vorsicht! Diese Abnehm-Pillen machen krank

Von EAT SMARTER

Vorsicht: Abnehm-Pillen sind gefährlicher als viele denken Vorsicht: Abnehm-Pillen sind gefährlicher als viele denken

Sie werden als Schlankmacher angepriesen, ihr Konsum kann aber lebensgefährlich sein: Trotzdem boomt der Handel mit verbotenen Abnehm-Pillen. Für den Wunsch nach einer Traumfigur nehmen die Konsumenten gefährliche Risiken in Kauf. EAT SMARTER erklärt, warum die vermeintlichen "Wunder-Pillen" so gefährlich sind.

Der Anbieter verspricht, dass diese Abnehm-Pillen völlig harmlos sei. „Reduce Weight Fruta Planta“ sei aus Limonen gemacht, aus Papayas und anderen Früchten – zu 100 Prozent natürlich. Eine Packung kostet 15 US-Dollar. Wer sie im Internet bestellt, kann die Abnehm-Pillen nur wenige Tage später per Post bekommen.

Verbotene Stoffe in Abnehm-Pillen

Was der Anbieter verschweigt: die Pille enthält Sibutramin. Ein Stoff, der bis 2010 nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden durfte. Ein Stoff, der seit 2011 verboten ist, weil er das Risiko für akute Herzerkrankungen deutlich erhöht. Ein Stoff, der von dubiosen Herstellern aber immer noch für Abnehm-Pillen eingesetzt wird. „Der Stoff ist ein echter Hammer“, sagt Achim Ginkel vom Landesuntersuchungsamt Rheinland Pfalz. Erst kürzlich hat die Behörde eine Warnung für Abnehm-Pillen der Marke „Reduce Weight Fruta Planta“ herausgegeben. Zwar könne der Wirkstoff Sibutramin den Hunger unterdrücken, doch das Risiko für gefährliche Nebenwirkungen ist hoch. Ginkel: „Das Mittel ist eine Black Box. Man weiß nicht, was passiert. Wir raten von einer Einnahme dringend ab.“

Warnungen für Abnehm-Pillen

Immer wieder gibt das Landesuntersuchungsamt Warnungen für Abnehm-Pillen heraus. Diese werden meistens in Asien hergestellt, übers Internet angeboten und schließlich über den Postweg nach Europa gebracht. Der Handel ist verboten, manchmal fallen die Lieferungen dem Zoll in die Hände. „Der illegale Handel mit Abnehm-Pillen ist seit 2006 extrem angestiegen“, sagt Hans-Jürgen Schmidt vom Zollfahndungsamt Frankfurt am Main. Im Jahr 2010 seien 5000 Pillen mit dem Inhaltsstoff Sibutramin sichergestellt worden. Dazu kommen noch einmal 6000 Kaffee-Beutel, in die ebenfalls Sibutramin gemischt wurde. „Das ist der neueste Trend“, sagt Schmidt, „im Internet werden Tees oder Kaffees angeboten, die beim Abnehmen helfen sollen, dabei aber diese verbotenen Substanzen enthalten.“ Die Mittel werden dann zum Beispiel unter dem Namen "Green Coffee 800" angeboten. Es ist der Wunsch nach einem schlanken Körper, den sich die Geschäftemacher zu nutzen machen. „Es scheint, dass viele Menschen die möglichen Gefahren dann einfach ausblenden“, sagt Schmidt. Neben Schlankmachern seien auch verbotene Potenzmittel oder Anabolika im Handel. All diese Substanzen verstoßen gegen das Arzneimittelgesetz: Entweder dürfen die Stoffe nur gegen ein Rezept ausgegeben werden, oder sie sind grundsätzlich verboten. Fasst man alle Mittel zusammen, wurden nach Angaben des Zollkriminalamtes Köln 2010 fünf Millionen Tabletten sichergestellt. Vor fünf Jahren waren es noch 500.000 gewesen. Doch dies sind nur die Mengen, die der Zoll sicherstellen konnte. Die Dunkelziffer liegt weit höher.

Das Geschäft mit den Abnehm-Pillen

Dabei ist das Geschäft durchaus lukrativ. „Bei den Gewinnspannen erreichen Sie das 800 bis 1000 fache“, sagt Schmidt. Der Handel mit verbotenen Arzneimitteln könne so durchaus lukrativer sein als Geschäfte mit Rauschgift, Alkohol oder Zigaretten. Das liege aber auch daran, dass eine mögliche Bestrafung längst nicht so hoch ausfalle wie zum Beispiel bei Drogengeschäften. „Bei Arzneimitteln verstoßen Sie gegen das Arzneimittelgesetz“, sagt Schmidt. Das Strafmaß kann im Höchstfall bis zu zehn Jahren betragen, wird aber auch bei größeren Vergehen selten ausgeschöpft. „Es fehlt derzeit noch das Bewusstsein, was falsche Arzneimittel alles bewirken“, sagt Schmidt. Und so ist es derzeit meistens auch noch bei Abnehm-Pillen. In zahlreichen Foren kursieren Einträge von Menschen, die mit diesen vermeintlichen „Wunder-Pillen“ gute Erfahrungen gemacht haben. Doch ob das wirklich stimmt, darf bezweifelt werden. Bereits im Jahr 2007 testete die Stiftung Warentest mehrere dieser Abnehm-Pillen: Alle Produkte fielen durch, das Gesundheitsrisiko war entweder viel zu hoch, oder erst gar nicht abschätzbar. Der Rat aller Experten: Wer auf Dauer Gewicht verlieren möchte, sollte dies auf keinen Fall mit Abnehm-Pillen tun, sondern auf eine bewusste und ausgewogene Ernährung setzen. (wil) Weitere Informationen zum Thema Sibutramin in Abnehmpillen finden Sie beim Landesuntersuchungsamt Rheinland Pfalz.