Süßes im Ayurveda: ausdrücklich erwünscht! | EAT SMARTER

Süßes im Ayurveda: ausdrücklich erwünscht!

Von EAT SMARTER

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Ayurveda boomt. Doch leider gibt es hierzulande noch viel Halbwissen, gerade was das Thema Ernährung angeht. Fleisch, Alkohol oder Süßes sind tabu? Von wegen!

Ayurveda liegt im Trend. Auch ich habe mich in den vergangenen Jahren viel mit der Jahrtausende alten indischen Heilkunst beschäftigt, einfach weil sie mir so einleuchtend erscheint. Doch leider hat viele von dem, was heute in Deutschland als Ayurveda verkauft wird, wenig mit der ursprünglichen Philosophie zu tun. Der Begriff ist nicht geschützt. Und so kommt es, dass inzwischen fast jeder Wellnessanbieter auch Ayurvedamassagen im Angebot hat, aber kaum einer fundierte Diagnosen stellt oder neben den Ölbehandlungen auch andere Elemente berücksichtigt.

Ayurveda bedeutet übersetzt so viel wie das Wissen bzw. die Weisheit vom Leben. Einer der wichtigsten Pfeiler beim Gesundbleiben oder –werden ist die Ernährung. Die spezielle „Ayurveda-Diät“ hat dabei nichts mit Abnehmen oder Verzicht zu tun. Die vedische Ernährung ist weder zwangsläufig vegetarisch noch muss sie indisch oder asiatisch angehaucht sein. Vielmehr geht es vor allem um individuell passende Lebensmittel.

Es gibt natürlich einige allgemeine Richtlinien: Dass die Ernährung der Konstitution, dem Alter, dem Klima und der Gesundheit angepasst sein sollte. Dass das Essen ansprechend, lecker und bekömmlich sein sollte; dass jede Mahlzeit am besten alle sechs Geschmacksrichtungen vereint, also süß, sauer, salzig, scharf, bitter und zusammenziehend. Wenn Sie genau wissen wollen, was zu Ihnen persönlich passt, sollten Sie einen gut ausgebildeten Ayurvedatherapeuten oder -Arzt besuchen. Einen ersten Anhalt, wohin die (Ess-)Reise gehen kann, bieten auch Ayurveda-Tests im Netz.

Grundsätzlich gibt es im Ayurveda drei Typen , die so genannten Doshas. Vata, Pitta und Kapha bestimmen, wie man aussieht, welche Charakterzüge man hat und zu welchen Krankheiten man neigt. Die Grundkonstitution ist angeboren. Bei gesunden Menschen sind die Energien im Gleichgewicht. Durch falsche Ernährung oder eine ungesunde Lebensweise kann allerdings ein Ungleichgewicht entstehen. Vata-Menschen, meist groß und schlank, sollten viele gekochte, leicht verdauliche und süß schmeckende Lebensmittel sowie gesunde Fette essen. Pitta-Typen, oft sportlich, brauchen Bitteres, Herbes, Kühlendes, und verzichten besser auf heiße Gerichte. Für die oft etwas kräftigeren Kapha-Typen eignen sich scharfes und leichtes Essen sowie frisches Obst und Gemüse.

Was die richtige Menge angeht, gibt es zwar Unterschiede; grundsätzlich spielt Süßes aber für alle Doshas eine wichtige Rolle – vor allem natürlich süß schmeckende Lebensmittel wie Möhren, Hafer oder Kürbis. Süß macht (trotz diverser Nachteile) zufrieden, kann beruhigend wirken und gut für die Psyche sein. Daher gibt es auch viele leckere Ayurveda-Süßigkeiten und -Gebäck. Eine klassische Süßspeise ist zum Beispiel Laddu: Konfekt, das aus in Butter geröstetem Kichererbsenmehl und weitere Zutaten wie getrockneten Früchten, Gewürzen und Nüssen besteht.

Ayurveda-Backen hat viel mit vollwertigem Backen, wie wir es kennen, zu tun. So werden zum Beispiel oft Vollkornmehle und alternative Süßungsmittel genommen; Honig zum Erhitzen bzw. Backen hingegen wird weniger empfohlen. Viele Ayurvedaköche benutzen so genannten Sharkara-Zucker. Der wird zwar wie unser normaler Industriezucker ebenfalls aus Zuckerrohr, aber in einem viel schonenderen Verfahren hergestellt. Die bräunlichen Körnchen sollen anders als weißer Zucker keine Übersäuerung im Körper bewirken. Man kann Sharkara in seinen Rezepten einfach statt normalen Zuckers nutzen.

Statt mit Butter oder Margarine wird vor allem mit Kokosöl und Ghee gebacken (oft mit vergleichsweise großen Mengen!). Ghee ist Fett aus geklärter Butter und ähnelt dem deutschen Butterschmalz. Es ist fest und wird erst beim Erhitzen flüssig.

Das Tolle an der Ayurveda-Ernährung: Das einzige, was wirklich verboten ist, sind Verbote. Die Dosis macht´s; selbst eine Trüffelpraline mit Schokolade, Creme und Alkohol darf man guten Gewissens genießen. Ein paar Kniffe können helfen, Rezepte dem eigenen Dosha gerecht abzuwandeln. Beim Kochen und Backen wird nicht umsonst viel mit Gewürzen und Kräutern gearbeitet. Die können als eine Art Gegenmittel die Wirkung von bestimmten Lebensmitteln ausgleichen.

Ich kann Ihnen nur raten, sich auch mal näher mit Ayurveda zu beschäftigen. Es macht Spaß!

Kathrin Runge
www.backenmachtgluecklich.de