Zu Besuch im Drive-in-Supermarkt | EAT SMARTER

Neuer Trend

Zu Besuch im Drive-in-Supermarkt

Von EAT SMARTER

Drive-in-Filialen kennt man eigentlich nur von Fast-Food-Ketten. Doch mittlerweile gibt es sie auch für Supermärkte. EAT SMARTER hat in Hamburg hinter die Kulissen eines Drive-in-Supermarkts geschaut und erklärt den neuen Trend.

Ein Rewe-Markt in Hamburg: Die kleine Ampel, die über den Supermarktkassen hängt leuchtet rot. Kunden fällt sie kaum auf. Doch Monja Gernhard hat die Ampel ständig im Blick. Denn rotes Licht bedeutet, dass eine Bestellung eingegangen ist. Und Monja Gernhard ist verantwortlich dafür.

Rote Ampel = neue Bestellung

Sie läuft von der Verkaufsfläche durch das kleine Lager in ein Büro. Dort stehen meterweise Regale, eine Kasse, ein Kühl- und ein Gefrierschrank. Und ein Computer, bei dem die Bestellungen eingehen und verwaltet werden. Auf dem Monitor blinkt die aktuelle Bestellung auf. Gernhard bestätigt den Eingang mit einem Mausklick und die Ampel über den Kassen leuchtet wieder grün. Dann greift sie eines der Geräte, die im Regal direkt über dem Computer stehen. Das sind die sogenannten "Kommissierungs-Geräte", auf denen die georderten Artikel angezeigt werden. Die Geräte sehen aus wie Game-Boys. In die andere Hand nimmt Monja Gernhard einen Einkaufskorb. Dann geht sie zurück in den Markt.

Drive-in-Supermärkte als neuer Shopping-Trend

Diese Bestellungen sind neu für den Supermarkt in Hamburg. Sie kommen von Menschen, die keine Lust mehr haben, selbst in den Supermarkt zu gehen. Das müssen sie auch nicht mehr. Die Kunden brauchen ihre Waren nur noch mit dem Auto abzuholen. Eingepackt werden sie von Verkäuferinnen wie Monja Gernhard. Das Ganze erinnert irgendwie an eine Drive-in-Filiale einer Fast-Food-Kette. Und genau hierher stammt die Idee auch. Die Supermarktkette Rewe betreibt mittlerweile neun Drive-in-Supermärkte. Kunden in Hamburg, Frankfurt, Köln, Aschaffenburg, Bergisch Gladbach und Landshut können ihre Einkäufe online bestellen und die Produkte in diesen Märkten abholen. Die Preise sind dieselben wie im Supermarkt.
 Monja Gernhard arbeitet die Liste auf dem Display ihres Kommissierungs-Geräts ab. Der erste Artikel: Shampoo. Das ist gerade im Angebot. "Angebote werden besonders oft bestellt", sagt die Verkäuferin. Sie nimmt die Flasche aus dem Regal und hält sie an den "Game Boy". Ein integrierter Scanner liest den Barcode. "So nimmt man mit Sicherheit den richtigen Artikel", erklärt Monja Gernhard. Schritt für Schritt arbeitet Monja Gernhard die Bestellliste ab. Den fertig gepackten Einkaufskorb lagert sie im Büro: Tiefgefrorene Produkte stellt sie in den Gefrierschrank, gekühlte Waren in den Kühlschrank. Zwei Stunden nach der Onlinebestellung kann der Kunde seinen Einkauf abholen. Er kann aber auch eine beliebige Abholzeit angeben, sogar bis zu 21 Tage im Voraus.


Kein Schlangestehen an der Kasse

In der Mittagspause bestellen und auf dem Heimweg den Einkauf abholen: Drive-in-Supermärkte richten sich an Kunden, die wenig Zeit für ihren Einkauf verwenden wollen. Deswegen sind die Märkte auch fast immer in Autobahnnähe. Wenn der Kunde die Waren abholen möchte, kann er auf gesonderten Parkplätzen halten. Bei Rewe in Hamburg liegen sie genau am Abhol-Büro. Bevor der Kunde seinen Einkauf an der Büro-Kasse bezahlt, kann er sich jeden Artikel anschauen und gegebenenfalls stornieren. Der Abholservice kostet bei Rewe zwei Euro extra pro Bestellung.

Neben Rewe betreibt auch Real zwei Drive-in-Supermärkte, einen bei Hannover und einen in Köln. Im Gegensatz zu Rewe ist der Real-Drive aber ein Supermarkt, in dem man nicht mehr selbst einkaufen kann. Und es gibt noch einen minimalen Unterschied. Die Bestellungspauschale bei Real beträgt einen Euro. Ansonsten ähneln sie die beiden Angebote doch sehr: online bestellen, Abholzeit aussuchen und abholen.

Drive-in-Supermärkte: ein internationaler Trend

Auch im Ausland gibt es Drive-in-Supermärkte: In Frankreich betreiben alle großen Supermarktketten sogenannte "Drives": Auchan 46, Système U um die 400, Carrefour 34, Casino 85 und E.LecLerc 144. In Großbritannien fängt der Trend gerade an. Supermarkt Tesco betreibt im Moment zehn "Click & Collect"-Märkte. Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten hinkt Europa aber noch hinterher. In dem Geburtsland der "Drive-Through"-Idee gibt es nicht nur die bekannten Fast Food Restaurant-Drives, sondern auch Café-, Bank- und Apotheken-Drives. Und dort werden die Drive-in-Filialen auch massenhaft benutzt.

So weit ist es in Hamburg noch nicht. "An manchen Tagen haben wir vielleicht 20 Bestellungen", sagt Monja Gernhard, "und dann wieder haben wir Tage, an denen nur ein Kunde bestellt." Zumindest in Hamburg scheinen die meisten Kunden dann doch noch lieber selbst in den Supermarkt gehen zu wollen.