Die Entschlackungs-Lüge | EAT SMARTER

Die Entschlackungs-Lüge

Von EAT SMARTER

Die Entschlackungslüge

Momentan ist Fastenzeit und vielleicht üben Sie sich auch gerade in Verzicht. Dagegen ist auch überhaupt nichts einzuwenden, Heilfasten tut dem Körper sogar gut. Wer aber glaubt, er würde durch das Hungern seinen Körper entschlacken, irrt. Denn es gibt keine Schlacken.

Die traditionelle Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern nutzen viele von uns, um sich in Verzicht und Disziplin zu üben. Einige verkneifen sich Süßigkeiten, andere trinken keinen Alkohol, wieder andere versuchen sich im vollen Programm, dem Heilfasten, und essen für mehrere Tage oder Wochen gar nichts. 

„Ich faste gerade, so eine Entschlackungskur vor dem Frühling ist total wichtig!“ säuselte mir eine Bekannte an diesem Wochenende ins Ohr, während sie an einem Kräutertee nippt. „Aber es gibt keine Schlacken, die sich im Körper ablagern“, entgegne ich. „Das ist ein Irrglaube.“ „Ein was?!?“ faucht sie mich schlecht gelaunt an. „Das sagst Du nur, weil du es nicht schaffen würdest, drei Wochen nichts zu essen!“ 

Das würde ich tatsächlich nicht, da hat sie Recht, aber darum geht es gar nicht. Was mir wieder bewusst wurde: Das Thema Fasten ist eine hochsensible Angelegenheit. Gott, sind die Leute empfindlich und schlecht gelaunt. Aber kein Wunder, wenn ich Hunger habe, bin ich auch unausstehlich. 

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Von mir aus kann jeder fasten, wie, wann, was und wo er will. Mir ist das völlig gleich, zumal Heilfasten tatsächlich einige positive Effekte auf Körper und Geist hat: Der Stoffwechsel wird entlastet, Cholesterin- und Zuckerspiegel werden ausbalanciert und auch die Darmflora erholt sich in so einer Hungerphase nachweislich. Ganz nebenbei verliert man noch etwas Gewicht und, so stellte man fest, eine Fastenkur kann sogar glücklich machen. Ist doch herrlich! 

Aber wenn ich in dem Zusammenhang das Wort „Entschlackung“ höre, stellen sich mir direkt die Nackenhaare auf. Es gibt keine Schlacken im Körper. Und wo keine Schlacken sind, ist auch keine Entschlackung möglich. So einfach ist das. 

„Dieser Mythos hält sich hartnäckig, aber er ist falsch“, bestätigt auch EAT SMARTER-Experte Prof Dr. Eberhard Windler. „Der Körper scheidet jegliche Abfallprodukte, die bei der Umwandlung von Molekülen entstehen, auf ganz natürliche Weise aus. Dabei fungiert die Leber als Entgiftungsstation, filtert Schadstoffe aus dem Blut und baut sie ab. Die nicht verwertbaren Stoffe werden über den Darm und die Nieren ausgeschieden. Entschlackungskuren haben insofern vermutlich keinen Nutzen“, erklärt er.

Also, liebe Fastenfans, weitermachen! Denn ungesund ist das ja alles nicht. Nur das Wort Entschlackung, das streichen wir ab heute aus dem Wortschatz, einverstanden? 

Nicole Benke