Wie sinnvoll sind Cheat Days? | EAT SMARTER

Die 10.000 Kalorien Challenge

Wie sinnvoll sind Cheat Days?

Von Oona Mathys

In einer Diät mit Pizza, Eis und Co. den Stoffwechsel ankurbeln und schneller abnehmen? Was sich genau hinter dem Cheat Day verbirgt und ob er wirklich sinnvoll ist, erfahrt ihr hier!

Inhaltsverzeichnis

  1. Was passiert während einer Diät?
  2. Was sind Cheat Days?
  3. Braucht man den Cheat Day wirklich?

Wer mit einer zeitlich begrenzten Diät erfolgreich Gewicht verlieren will, braucht vor allem eins: Willensstärke. Denn die meisten Diäten schreiben nicht nur eine geringe Kalorienzahl vor, sondern verbannen auch Pizza, Süßigkeiten und Softdrinks von unserem Speiseplan.

Was passiert während einer Diät?

Zunächst möchte ich (wieder mal) betonen, dass ich wirklich keine Befürworterin von Diäten und Abnehm-Programmen bin. Kurzfristig seine Ernährung zu ändern, um dann wieder in alte Muster zu verfallen, ist für mich die reinste Zeitverschwendung. Die einzige Lösung ist und bleibt eine Ernährungsumstellung. Ich möchte dieses Thema jedoch trotzdem aufgreifen, da viele von meinen Followern auf Instagram mich danach gefragt haben.

Jeder der schon mal eine Diät gemacht hat, weiß, wie nervenaufreibend und anstrengend es sein kann, sich über einen gewissen Zeitraum ausschließlich gesund und kalorienarm zu ernähren.

Natürlich nehmen wir ab, wenn wir weniger essen als wir es eigentlich gewohnt sind. Jedoch wird diese Gewichtsabnahme mit der Zeit immer geringer, denn unser Körper ist energietechnisch ein echter Sparfuchs. Was unseren Vorfahren in Zeiten von Nahrungsknappheit das Leben gerettet hat, wird uns heutzutage in der Diät zum Verhängnis.

Der Körper passt sich im Laufe der Diät an die geringe Kalorienzufuhr an und lernt, damit umzugehen. Dieser Vorgang, der manchmal auch als „eingeschlafener Stoffwechsel“ bezeichnet wird, führt dazu, dass wir nach der Diät so schnell wieder zunehmen.

Außerdem taucht bei den meisten von uns in einer Diät ein ganz typisches Phänomen auf: Sobald man auf etwas verzichten muss, entwickelt man plötzlich einen unglaublichen Heißhunger darauf. Die „verbotenen“ Lebensmittel lachen uns aus den Regalen im Supermarkt, in der Auslage beim Bäcker oder auf der Speisekarte im Restaurant an und können dafür sorgen, dass unser Projekt „Gewichtsabnahme“ relativ schnell scheitert.

Was sind Cheat Days?

Der sogenannte Cheat Day, auch als Schummeltag oder Fresstag bekannt, scheint auf den ersten Blick die Lösung für alle Diätprobleme zu sein. An diesem Tag werden die in der Diät bestehenden Verbote für einen Tag aufgehoben. Für unsere Psyche kann der Schummeltag durchaus wertvoll sein, denn er erlaubt uns, während einer strikten Diätwoche unseren Gelüsten nach Süßem und Fettigem nachzugeben und alles zu essen, was uns schmeckt.

Außerdem soll der Körper, der sich in einer Diät an die reduzierte Kalorienaufnahme gewöhnt, aus seinem festgefahrenen Rythmus aufgerüttelt werden. Das Ziel von Cheatdays ist es also, den runtergefahrenen Stoffwechsel „anzukurbeln“ und vor allem die Motivation für weitere Diättage wieder zu heben.

So einfach wie es sich in der Theorie zunächst vielleicht anhört, ist es jedoch in der Praxis leider nicht.

Meine Cheat Day-Erfahrung

Ich habe selbst vor etwa zwei Jahren meine ersten Erfahrungen mit Cheatdays gemacht. Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt in einer sehr kohlenhydratarmen Diät und litt unter dem oben beschriebenen Heißhunger auf Brot, Fast Food und Süßigkeiten. Die Schummeltage waren für mich damals die einzige Möglichkeit diesen Heißhunger zu befriedigen.

Die ganze Woche freute ich mich auf den Samstag, der sich in kurzer Zeit zu meinem offiziellen Fresstag entwickelte. Schon am Freitag ging ich so viele Lebensmittel für den Cheatday einkaufen, dass eine vierköpfige Familie davon satt geworden wäre.

Als am nächsten Morgen mein Wecker klingelte, begann mein Freifahrtschein. Den ganzen Tag über aß ich ununterbrochen Gebäck, Schokolade und Nudeln und Brötchen und nahm über 6.000 Kalorien zu mir. Gegen Abend litt ich dann unter starken Bauchschmerzen, Übelkeit und hämmernden Kopfschmerzen.

fitmelonies Pizza am Cheat Day

Mein Körper war diese Mengen an Essen, Fett und Zucker überhaupt nicht gewohnt und rebellierte. In der Nacht schlief ich immer sehr unruhig und der Tag nach dem großen Fressen war vergleichbar mit einem Kater. Mir war durchgehend schlecht, ich hatte Magenkrämpfe und fühlte mich schlapp.

Obwohl ich mir schwor meinem Körper keinen weiteren Schummeltag anzutun, stand ich am nächsten Freitag wieder im Supermarkt, um für meinen nächsten Cheatday einzukaufen, da mein Verlangen nach verbotenen Lebensmitteln enorm groß war.

Auch wenn ich mich während meiner Diättage haargenau an meine reduzierte Kalorienmenge gehalten habe, hatte ich nach drei Wochen etwa zwei Kilo zugenommen. Der Grund dafür waren die Cheat Days. Durch mein exzessives Essen an einem Tag, hatte ich es geschafft, die eingesparten Kalorien während der Woche zu Nichte zu machen und sogar noch mehr zu essen, als es für meinen Körper normal war.

Ich glaube, ich bin eins der besten Beispiele dafür, wie man es nicht machen sollte. Erst nachdem ich die Diät beendet habe, konnte ich mich komplett von den Cheat Days lösen und zu einem intuitiven Essverhalten zurückfinden.


Cheat Days auf Instagram und Youtube

Gibt man auf Instagram den Hashtag #cheatday ein, sieht man, dass ich mit meinem damaligen Verhalten nicht alleine bin. In über 1.000.000 Beiträgen zelebrieren Menschen weltweit eine regelmäßige Völlerei, die weder gesund noch schlank macht. Während sie unter der Woche streng diäten und sich alles verbieten, wird am Wochenende bis zur Übelkeit gegessen.

Erst im Nachhinein kann ich sehen, wie irrsinnig dieses Verhalten in Wirklichkeit ist. Denn die meisten essen an ihrem Schummeltag mehr Junk Food, als sie es in einer normalen Ernährung ohne Diät tun würden.

Die 10.000 Kalorien Challenge

Zudem hat sich der Cheatday zu einem echten Wettbewerb entwickelt: Wer kann am meisten essen, ohne sich zu übergeben? Wer hat nach dem Fresstag den dicksten Bauch? Auf der Video-Plattform Youtube leben bekannte Fitness-Idole den Cheat Day-Wahnsinn vor und nehmen an sogenannten „10.000 Kalorien Challenges“ teil.

Das Ziel dieser Herausforderung ist es, so viele ungesunde Lebensmittel zu essen bis man 10.000 Kalorien zu sich genommen hat. Diese Menge an Nahrung entspricht etwa dem Energiebedarf einer Frau für fünf Tage. Dieses Verhalten anderen jungen Frauen und Männern vorzuleben, finde ich verantwortungslos und fahrlässig. Unter der Woche hungern, um sich dann an einem Tag vollzustopfen. Geht’s noch?

Braucht man den Cheat Day wirklich?

fitmelonies Pfannkuchen am Cheat Day

Ein Schummeltag kann durchaus sinnvoll sein, wenn er kontrolliert durchgeführt wird und sich zum Beispiel auf eine kohlenhydratreiche Mahlzeit an einem bestimmten Tag in der Woche beschränkt. Diese Mahlzeit dient dann vorrangig dazu, die Glykogenspeicher im Körper wieder aufzufüllen und mit neuer Energie in die nächste Diätphase zu starten.

So wie der Cheat Day jedoch von den meisten gehandhabt wird, ist er aus den genannten Gründen und Erfahrungen meiner Meinung nach nicht sinnvoll oder notwendig. Die Gefahr, dass man die Kontrolle verliert und sich regelrecht in eine Essstörung „hineinfrisst“, ist aus meiner Sicht sehr groß und sollte unter keinen Umständen der Preis für einen schlanken Körper sein.

Stattdessen sollte man sich ab und zu eine ungesunde Mahlzeit oder einen Snack gönnen, wenn man das Verlangen danach hat, und es dann auch dabei belassen. Ich habe mich komplett von Cheat Days distanziert, mache keine Diäten mehr und ernähre mich überwiegend gesund.

Jedoch esse ich täglich eine Kleinigkeit, auf die ich Lust habe. Dadurch ist mein Heißhunger auf Süßes komplett verschwunden und ich halte mein Gewicht problemlos, ohne zu verzichten.