7 von 20 Grillwürsten fallen bei Öko-Test durch | EAT SMARTER

Antibiotika, Phosphate, Tierleid

7 von 20 Grillwürsten fallen bei Öko-Test durch

Von Lina Nagel

Grillwurst mit Senf und einem Stück Brot auf einer Pappe

Geschmack gut, Tierwohl ungenügend: Kaum ein konventioneller Grillwursthersteller kann lückenlos belegen, woher das Fleisch kommt, das in die Wurst wandert. Wenig appetitlich sind auch die Mineralölrückstände, die sich in drei Viertel aller Proben fanden. Lösung laut Öko-Test: Bio kaufen!

Grillwurst ist doch etwas Praktisches. Für wenige Euro im Supermarkt gekauft, schnell aus der Plastikverpackung gedrückt und schön knusprig-braun gegrillt.

Wer den Grillwurst-Test in der aktuellen Ausgabe des Magazins Öko-Test liest, dem vergeht allerdings der Appetit auf die beliebte "Phosphatstange". Denn die Redakteure sind dorthin gereist, wo es wehtut: in die großen Schlachtanlagen Deutschlands. Dort wurden sie Zeuge, wie allein in einer Anlage bei Rheda-Wiedenbrück bis zu 26.000 Schweine am Tag getötet wurden – bei monotoner Panflötenmusik, damit keine Stresshormone das Fleisch der Tiere verderben.

Transparenz in Sachen Tierhaltung: Fehlanzeige

Industrielle Schlachtung ist das eine; dem Öko-Test-Team ging es bei seinem groß angelegten Test jedoch auch darum, die Kette von der Schweineaufzucht bis zur fertigen Wurst transparent nachvollziehen zu können; so, wie es auf der Verpackung vieler Produkte suggeriert wird.

Dazu schickte die Redaktion an den jeweiligen Produzenten, unter anderem Meica, Eberswalder, Kaufland, Penny, Rewe, Kupfer und Gut & Günstig, einen Fragebogen mit 40 Detailfragen zu den Haltungsbedingungen der Schweine.

Das ernüchternde Ergebnis: Die wenigsten Hersteller konnten hinreichend die Herkunft ihres Fleisches bis auf die einzelnen Höfe belegen. Viele behalfen sich mit dem gleichen, vorformulierten Statement der von Wirtschaftsverbänden getragenen "Qualität und Sicherheit GmbH". Das fällt sehr allgemein aus: "Für unser Unternehmen ist die Herkunftssicherung und Rückverfolgbarkeit über alle Stufen der Lebensmittelkette hinweg von besonderer Bedeutung".

Wie es in den einzelnen Ställen aussieht, ob den Tieren die Eckzähne abgeschliffen, die Schwänze kupiert oder regelmäßig Antibiotika verabreicht werden, wissen die Firmen, die ihre Wurstwaren an Verbraucher verkaufen, anscheinend also oftmals selber nicht. 

Besser schnitten die getesteten Bio-Unternehmen ab, bei denen sich die Herkunft des Fleisches gut verfolgen ließ. In Bio-Betrieben steht Schweinen mehr Platz zur Verfügung, und Landwirte dürfen weder Schwänze kupieren noch Eckzähne schneiden. Was Öko-Test allerdings moniert: Auch in Bio-Betrieben dürfen Eber ohne jegliche Betäubung kastriert werden! Erst 2019 soll diese Praxis verboten werden.

Auch die Laborergebnisse sind "unter aller Sau"

In einer getesteten Wurst wurde ein viel zu hoher Wert der Antibiotikums Florfenicol gefunden, das bei Schweinen gegen Atemwegserkrankungen eingesetzt wird. Hier zeigt sich, wie fatal eine intransparente Lieferkette sein kann: Denn auf einem Hof scheint etwas gewaltig schief gelaufen zu sein. Nur, welcher der vielen Höfe, die das betreffende Unternehmen beliefert haben, war es? Darauf gibt es keine Antwort.

Auch die weiteren Laborwerte dürften bei Grillwurst-Liebhabern nicht für Freude sorgen. In zwei Drittel der Wurstproben wurden Mineralölrückstände gefunden, die wahrscheinlich aus der Plastikverpackung in das Fleisch gewandert sind. Die sogenannten gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) können sich im Körper anreichen, Langzeitstudien zu ihren möglichen Auswirkungen auf den menschlichen Organismus gibt es noch nicht.

Frei von Phospat war neben den Bio-Produkten nur ein konventionelles Erzeugnis. Die chemische Verbindung sorgt dafür, dass während des Produktionsprozesses Fleisch- und Wasseranteile in der Wurstmasse homogen bleiben. Für den menschlichen Körper allerdings ist Phosphat alles andere als optimal: Ein Zuviel kann den Nieren schaden und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigern.

Fazit: wenn Wurst, dann Bio

Schweine auf der Wiese

In Sachen Liefertransparenz, Tierwohl und Inhaltsstoffe haben Bio-Produkte im Test ganz klar die Nase vorn. Die Laborergebnisse sollten auch jenen Zweiflern zu denken geben, die Bio für einen Marketing-Gag halten. Dass ein Paket Wurst für 99 Cent nicht viel Gutes enthalten kann, sollte darüber hinaus jedem klar sein. Für diesen Kampfpreis lassen sich weder Tiere gut halten noch Arbeiter fair bezahlen.

EAT SMARTER empfiehlt: Seien Sie bei Fleisch und Bratwurst anspruchsvoll. Fragen Sie Ihren Metzger um die Ecke, woher er sein Fleisch bezieht. Im Zweifel hat er die ausführlichere, vertrauenswürdigere Antwort als das anonyme Produkt im Supermarkt. 

Eine Zusammenfassung von Öko-Test finden Sie hier

Die 3 Spitzenreiter:

  • Alnatura Bratwürstchen Bio (Inhaltsstoffe: "sehr gut", Tierhaltung/Transparenz: "gut", Gesamturteil: "gut")
  • Basic Rostbratwürstchen Bio (Inhaltsstoffe: "sehr gut", Tierhaltung/Transparenz: "gut", Gesamturteil: "gut")
  • Königshofer Original Nürnberger Bio-Rostbratwürste, Dennree (Inhaltsstoffe: "gut", Tierhaltung/Transparenz: "gut", Gesamturteil: "gut")

Die drei schlechtesten Produkte im Test:

  • Eberswalder Rostbratwurst (Inhaltsstoffe: "ungenügend", Tierhaltung/Transparenz: "ungenügend", Gesamturteil: "ungenügend")
  • Penny Rostbratwurst (Inhaltsstoffe: "ungenügend", Tierhaltung/Transparenz: "ungenügend", Gesamturteil: "ungenügend")
  • Kupfer Original Nürnberger Rostbratwürste (Inhaltsstoffe: "ungenügend", Tierhaltung/Transparenz: "ungenügend", Gesamturteil: "ungenügend")

(lin)

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