Wie gesund ist Milch wirklich? | EAT SMARTER

Unverzichtbar oder Dickmacher?

Wie gesund ist Milch wirklich?

Von EAT SMARTER

Wie gesund ist Milch? Wie gesund ist Milch?

Ob als Muttermilch im Säuglingsalter, als Grundlage des Babybreis, als Getränk für starke Knochen oder als Beigabe im Kaffee: Milch ist für die meisten nicht aus dem Alltag wegzudenken. Dass sie als Dickmacher gilt und womöglich sogar schlechte Haut verursacht sind dabei weit verbreitete Mythen. Wir wollten wissen: Wie gesund ist Milch wirklich?

Während in Europa rund 90 Prozent der Menschen Milch vertragen, kann sie weltweit nur ein Drittel der Bevölkerung ohne Beschwerden genießen. Wie gesund ist Milch also? 50 bis 70 Prozent der Nordamerikaner sowie fast 100 Prozent der Menschen in Südostasien fehlt das nötige Enzym, um den in der Milch enthaltenen Zucker, die Laktose, zu verarbeiten. Laktoseintoleranz lautet die Diagnose und quält die Betroffenen mit Bauchschmerzen und Blähungen. Grund für diese Symptome ist der unverdaute Zucker, der im Dickdarm von Bakterien vergoren wird.

Überversorgung von Milch führt zu Genmutation

Dass der Großteil der Europäer Milch verträgt, hat evolutionäre Gründe: In den langen und kalten Wintern, in denen Gemüse Mangelware war, stellte Milch für viele Bauern einen wesentlichen Bestandteil der Ernährung dar. Diese Überversorgung an Milch führte zu einer Genmutation, die heute dafür sorgt, dass die meisten von uns auch über das Säuglingsalter hinaus Milch vertragen.

Demnach ist eine Laktoseintoleranz gar keine Krankheit. Vielmehr stellt sie die ursprüngliche Form des Gens dar und ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf den Verzehr von Milch und Milchprodukten. Säuglinge werden in der Regel mit der Fähigkeit zur Milchzucker-Verdauung geboren und vertragen daher die zuckerhaltige Muttermilch. Allerdings verlieren sie diese Fähigkeit im Regelfall nach der Entwöhnung. Leidet ein Baby von Geburt an am Laktasemangel reagiert es genau so mit Blähungen und Durchfall auf den Verzehr von Milchprodukten wie Erwachsene.

Wie gesund ist Milch? Die einzelnen Sorten im Überblick

Fettreduziert, mit Vollfettgehalt und ultrahocherhitzt für eine besonders lange Haltbarkeit: Im Supermarkt gehen diese Milchsorten am häufigsten über das Kassenband. Dabei ist die Liste der erhältlichen Milchsorten um einiges länger. Rohmilch zum Beispiel (3,5 – 5,0 % Fettgehalt)ist unbehandelte Milch, die auf dem Hof des Erzeugers gekauft werden kann. Sie wird deshalb auch „Milch ab Hof“ genannt.

Die gleiche Milch kann verpackt im Handel als Vorzugsmilch erstanden werden. Vollmilch (3,5 % Fett), fettarme Milch (1,5 – 1,8 % Fett) und entrahmte Milch (weniger als 0,3 % Fett) werden wärmebehandelt, um Bakterien abzutöten. Findet die Wärmebehandlung, die auch Pasteurisierung genannt wird, bei 75 Grad statt spricht man von Frischmilch. Diese ist gekühlt ungefähr eine Woche haltbar. Im Gegenteil dazu wird die „extended shelf life“ Milch (ESL) bei 123 – 127 Grad erhitzt und ist ungeöffnet bis zu drei Wochen haltbar.

Die ultrahocherhitzte Milch (H-Milch) erfährt ihre Wärmebehandlung bei 135 – 150 Grad und kann dadurch auch ungekühlt bis zu acht Wochen aufbewahrt werden. Übrigens: Die Bezeichnung „Milch“ darf in der Europäischen Union nur Kuhmilch tragen; der im Volksmund entstandene Begriff „Sojamilch“ ist rechtlich nicht zugelassen. Vielmehr lautet Soja-Getränk die richtige Bezeichnung.

Auch für Milchsorten von anderen Tieren muss immer das jeweilige Tier im Namen auftreten, sodass wir im Supermarkt unter anderem Ziegen- und Schafmilch erhalten. Wer es etwas ausgefallener mag kommt mit Stutenmilch, Büffelmilch oder sogar Kamelmilch auf seine Kosten.

Wie gesund ist Milch? Hartnäckige Mythen

Wir Deutschen nehmen mittlerweile bis zur Hälfte des täglichen Kalorienbedarfs über Milch und Milchprodukte auf: Quark, Käse, Milchkaffee oder ein Pudding zum Nachtisch sind aber echte „Milchbomben“ – und oft sehr fett- und kalorienhaltig. Achten Sie beim Kauf von Milch und Milchprodukten auf den Fettgehalt: Ein entrahmter Fruchtjoghurt (150 g) beispielsweise enthält 70 Kalorien weniger als ein Fruchtsahnejoghurt.

Wer sich in der kalten Jahreszeit gerne mit Kakao tröstet sollte bedenken, dass eine Tasse heiße Schokolade mit Sahnehaube circa 400 Kalorien enthält – fast so viel wie eine Tafel Schokolade! Ein Kakaotrunk auf der Basis von Magermilch hingegen ist mit 50 Kalorien viel figurfreundlicher. Dass der Verzehr von Milch eine unreine Haut verursacht, stimmt nicht. Vielmehr ist es die Kombination von Milch und Zucker, die für Pickel sorgt. Auf stark gesüßte Milchprodukte wie Kakao, Joghurt und ein gezuckerter Milchkaffee sollte für eine reine Haut daher verzichtet werden.

Wie gesund ist Milch: Kuhmilch oder Soja-Getränk?

Dass immer mehr Menschen zu Soja-Getränken greifen, hängt meistens mit einer Unverträglichkeit des Milchzuckers in der Kuhmilch zusammen. Doch auch wer nicht an einer Laktoseintoleranz leidet tut seinem Körper Gutes, indem er hin und wieder zu Soja-Getränken greift. Im Vergleich zur oft fetten Kuhmilch sind diese nämlich nicht nur cholesterinfrei und reich an Proteinen; vielmehr enthalten sie zudem weniger als 2 % Fett – ein entscheidender Grund Soja-Getränke Kuhmilch mit einem Fettgehalt von 3,5 % vorzuziehen.

Jedoch enthält kein Lebensmittel so viel Kalzium wie Kuhmilch. Kalzium ist besonders wichtig für den Aufbau und Erhalt von Knochen sowie Zähnen. Auch ist Kuhmilch um ein Vielfaches reicher an den Vitaminen A, B, D und E als Soja-Getränke und enthält große Mengen der überlebenswichtigen Mineralstoffe Jod, Magnesium und Zink. Die in der Milch enthaltenen Proteine kann der Mensch optimal in körpereigenes Eiweiß umsetzen, was Stoffwechsel und Muskelaufbau zugute kommt.

Wenn Sie Kuhmilch nicht trinken möchten oder aufgrund einer Unverträglichkeit nicht trinken können, sollten Sie besonders darauf achten, ausreichend Kalzium aufzunehmen. EAT SMARTER empfiehlt viel grünes Gemüse, frische Kräuter und Nüsse zu essen. Achten Sie außerdem auf einen besonders hohen Kalziumgehalt im Mineralwasser. Laktosefreie Milch ist zudem eine Möglichkeit, die in der Kuhmilch enthaltenen Nährstoffe aufzunehmen.