Eisenmangel durch Langzeitstillen? | EAT SMARTER

Problematik Langzeitstillen

Eisenmangel durch Langzeitstillen?

Von Katrin Koelle und EAT SMARTER

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Wie lange gestillt werden soll, ist ja ein Thema, bei dem sich die Geister scheiden. Meist ist der Zeitpunkt des Abstillens, sofern denn überhaupt gestillt wird, etwas Individuelles zwischen Mutter und Kind. Doch gibt es ein ZU lange? Und kann es zu einem Eisenmangel durch Langzeitstillen kommen?

Inhaltsverzeichnis

  1. Hintergrund: Worum geht’s? 
  2. Warum Beikost?
  3. Statt Langzeitstillen: schon ab dem vierten Monat Brei?
  4. Was darf ich meinem Kind wann geben?
  5. Was sagt die WHO zum Langzeitstillen?
  6. Fazit: Ist Langzeitstillen gut oder schlecht?

Hintergrund: Worum geht’s? 

Wie gesund ist das Langzeitstillen für den Säugling? Erst heißt es, Muttermilch sei für die Kleinsten die allerbeste Nahrung und nun zeigen Studienergebnisse, dass Langzeitstillen auch zu Mangelerscheinungen führen kann. 

Kein Wunder, wenn insbesondere Mütter verunsichert sind, wie sie es richtig machen sollen. Deswegen haben wir für Sie einmal genauer nachgeforscht.

Grundsätzlich muss erst einmal differenziert werden, um welche Art des Stillens es geht. Hierbei wird unterschieden in das Voll- sowie das Teilstillen. Beim Vollstillen erhält der Säugling ausschließlich Muttermilch. Das Teilstillen hingegen stellt eine Mischkost dar, bei welcher der Säugling zwar auch noch gestillt wird, jedoch zusätzlich Beikost, wie zum Beispiel Brei, erhält.

Merke!
Es ist wichtig, zwischen Voll- und Teilstillen zu unterscheiden. Pauschalisierungen durch den Begriff “Langzeitstillen” können zu Verunsicherungen führen.

Warum Beikost?

„Stillen – Die beste Ernährung in den ersten Lebensmonaten“ heißt es groß auf der Webseite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Aber wenn Muttermilch so toll ist, warum sollte man dann schon im ersten Lebensjahr mit der Beikost beginnen?

Muttermilch bietet dem Säugling alle wichtigen Nährstoffe, die es zum Heranwachsen benötigt, stärkt das Immunsystem und trägt zu einer gesunden Entwicklung bei. Auch langfristig birgt es gesundheitliche Vorteile für das Kind, wie zum Beispiel ein geringeres Risiko für Übergewicht und Diabetes Typ 2. Daher ist es durchaus gesund für das Kind, gestillt zu werden, sofern es für Mutter und Kind möglich ist. Alternativ gibt es mittlerweile viele Ersatzprodukte, die auf die Bedürfnisse der Säuglinge abgestimmt sind.

Die Problematik liegt nun darin, dass sich der Nährstoffbedarf des Säuglings ändert – je älter es wird, desto mehr Nährstoffe benötigt er. Diesen Bedarf kann die Muttermilch allerdings nicht langfristig decken, so wie es unter anderem bei Eisen der Fall ist. Damit es nun nicht zu einem Nährstoffmangel kommt, braucht der Säugling eine weitere Nahrungsquelle, aus der er seine Nährstoffe beziehen kann. „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“, eine Initiative von IN FORM, welche von verschiedenen Berufsverbänden und Fachgesellschaften (wie zum Beispiel der Fachgesellschaft Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V.) unterstützt wird, empfiehlt die Einführung von Beikost zwischen dem Beginn des fünften und dem Beginn des siebten Lebensmonats.

Merke!
Wenn der Säugling nach den ersten sechs Monaten weiterhin ausschließlich Muttermilch bekommt und keine Beikost eingeführt wird, muss darauf geachtet werden, dass das Kind keinen Eisenmangel erleidet.

Statt Langzeitstillen: schon ab dem vierten Monat Brei?

Eisenmangel durch Langzeitstillen? Nach der Studie sind die körpereigenen Eisenspeicher bei jedem 5. Kind, das ein halbes Jahr voll gestillt wurde, schon im 10. Lebensmonat völlig aufgebraucht. Für die Forscher ein Alarmsignal, denn: „Der Eisenbedarf ist gerade in dieser Phase sehr hoch.“ Speziell Eisen sei besonders wichtig für eine gesunde Entwicklung von Körper und Gehirn des Säuglings. Bekommen Babys nicht genug von diesem Spurenelement, kann das langfristig zu Blutarmut und sogar zu teilweise dauerhaften negativen Folgen für Nervensystem und Gehirn führen.

Das Forschungsdepartment für Kinderernährung (FKE) empfiehlt darum Eltern, ihren Babys spätestens ab Beginn des 7. Lebensmonats, aber besser schon nach dem 4. Monat fleischhaltigen Babybrei zu füttern.

Merke!
Säuglinge haben einen hohen Eisenbedarf, der langfristig nicht ausschließlich mit Muttermilch gedeckt werden kann.

Was darf ich meinem Kind wann geben?

Das FKE hat einen Ernährungsplan für das erste Lebensjahr entwickelt.

Hier wird folgendes empfohlen:

  • 0. – 4. Lebensmonat: Muttermilch
  • 5. – 7. Lebensmonat: Beginn der Beikost
  • ab 10. Lebensmonat: Einführung der Familienkost

Auch hier soll bei Beginn der Beikost weiterhin gestillt werden. Zunehmend werden die Milchmahlzeiten mit Beikost ersetzt, um den Säugling nach und nach an feste Nahrung zu gewöhnen.

Neben dem reduzierten Risiko für einen Nährstoffmangel hat die Einführung zu diesem Zeitpunkt noch einen weiteren Vorteil: es kann die Entstehung von Allergien verhindern. In einem von dem Europäischen Institut für Stillen und Laktation veröffentlichten Leitlinie zur Allergieprävention wird aufgelistet, welche Faktoren das Risiko für die Entstehung einer Allergie minimieren können. Hierunter fallen Aspekte wie beispielsweise das ausschließliche Stillen des Säuglings bis zum vollendeten vierten Lebensmonat, dem Einführen der Beikost zwischen dem Beginn des fünften und dem Beginn des siebten Lebensmonats sowie das begleitende Stillen zur Beikost bis zum vollendeten ersten Lebensjahr (1).

Wenn Sie an weiterführenden Informationen interessiert sind, wie Sie Ihr Kind möglichst ausgewogen ernähren, können Sie sich gerne unsere Artikel zum Thema Der optimale Ernährungsplan für das Baby oder Der optimale Beikostplan für das Baby anschauen. Auch können Sie sich gerne von unserem Kochbuch: Babybrei-Rezepte inspirieren lassen.

Auch eine ausgewogene Kost bei der Mutter während der Schwangerschaft und Stillzeit kann vorbeugend wirken.

Merke!
Das Einführen von Beikost nach sechs Monaten hat nicht nur den Vorteil, einen etwaigen Nährstoffmangel vorzubeugen. Es kann auch dem Entstehen von Allergien im Laufe des Lebens vorbeugen.

Was sagt die WHO zum Langzeitstillen?

Die Weltgesundheitsorganisation (kurz: WHO) empfiehlt, Säuglinge im ersten Lebenshalbjahr ausschließlich zu stillen (2). Ab Beginn des siebten Lebensmonats soll die Beikost zusätzlich zum Stillen eingeführt werden, da die Muttermilch nun nicht mehr verlässlich alle Nährstoffe enthält, die der Säugling für seine Entwicklung benötigt.

Auch die Nationale Stillkommission (NSK) kommt auf ähnliche Empfehlungen (3). Die ersten vier Lebensmonate sollten Säuglinge auf jeden Fall ausschließlich gestillt werden. Ab dem fünften Lebensmonat (bis spätestens zum Beginn des siebten Lebensmonats) sollte Beikost eingeführt werden, welcher ergänzend zum Stillen dargereicht wird.

Derzeit gibt es – weder von der WHO, noch von der NSK – keine Empfehlungen darüber, zu welcher Zeit abgestillt werden sollte. Dies liegt allein im Ermessen der Mütter und der Kinder. Um dem Kind jedoch die bestmögliche Ernährung gewähren zu können und etwaige Mangelversorgungen frühzeitig zu entdecken, sollte regelmäßig Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden. Dies kann beispielsweise im Rahmen der U-Untersuchungen stattfinden.

Merke!
Es gibt keine Empfehlung bezüglich des Zeitpunktes, wann abgestillt werden soll. Man ist sich aber einig, dass die Beikost zwischen dem Beginn des fünften und dem Beginn des siebten Monats eingeführt werden sollte.

Fazit: Ist Langzeitstillen gut oder schlecht?

Durch Langzeitstillen im Sinne des Vollstillens besteht durchaus die Gefahr, dass das Kind einen Eisenmangel erleidet. Um dies zu vermeiden, sollte die Beikost zwischen dem fünften und siebten Lebensmonat zusätzlich zum Stillen eingeführt werden.

Falls Sie den Verdacht haben sollten, dass Ihr Kind nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt ist oder Sie Fragen zur adäquaten Nährstoffversorgung haben, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt.