Neue Test-Ergebnisse: Warum BIO nicht immer besser ist
Die Stiftung Warentest hat acht Jahre lang 250 Bio- und mehr als 1 000 konventionelle Produkte getestet und miteinander verglichen. Das Ergebnis dürfte einigen Bio-Fans gar nicht schmecken: Die teuren Produkte sind nicht zwingend gesünder oder besser als herkömmliche Lebensmittel. Vorsicht ist vor allem beim Discounter geboten.
94 Prozent der deutschen Haushalte kaufen regelmäßig Bio-Produkte. Oft sind diese 30 bis 40 Prozent teurer als herkömmliche Lebensmittel. Ein Preis, der sich auszahlt, meint man. Schließlich erwirbt man Qualität, Gesundheit und ein gutes Gewissen gleich dazu.Doch das stimmt so nicht ganz, erklärt jetzt die Stiftung Warentest nach einer Langzeitstudie. In der Gesamtqualität, so das abschließende Urteil, ist Bio im Durchschnitt nicht besser, als herkömmliche Lebensmittel, enthält im Schnitt sogar genauso viele Keime. Auch der oft gepriesene gute Geschmack von Bio-Produkten konnte nicht belegt werden.
Weniger Pestizide, mehr ökologische Verantwortung
Zwei gängige Argumente für Bio sind damit ausgehebelt. Aber es gibt auch Positives zu berichten: Pluspunkte gibt es für die ökologische Verantwortung der Landwirte und den niedrigen Pestizidgehalt von Bio-Produkten. Denn bei Tierhaltung und Produktion gehen viele Öko-Bauern nachweislich einen nachhaltigeren und umweltschonenderen Weg als konventionelle Hersteller. Gentechnik und der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Stickstoffdünger sind verboten, die Tiere sollten artgerechter gehalten werden. Mehr Auslauf, besseres Futter, Wachstumshormone sind tabu. Verbraucher können sich sicher sein, dass Bio-Obst und Gemüse weniger mit Pestiziden belastet ist als herkömmliche Ware. Bei den Tests waren 75 Prozent der Bioware komplett pestizidfrei.
Nicht jedes Produkt ist 100 % Bio
Das gilt aber nicht für alle Bio-Lebensmittel. Viele sind einzig mit dem bekannten sechseckigen, grünen Logo ausgezeichnet. Es stützt sich auf die EU-Öko-Verordnung und wird ab dem 1. Juli vom neuen EU-Siegel abgelöst. Und dieses Siegel belegt lediglich, dass Mindestkriterien bei der Herstellung eingehalten wurden und 95 Prozent der Zutaten aus biologischem Anbau stammen. 100 Prozent Bio ist das nicht. Der Hof muss nicht einmal komplett auf ökologischen Anbau umgestellt sein, konventionelle Waren werden neben Biowaren angebaut, Tiere mitunter auf wesentlich kleineren Flächen gehalten als auf vollökologischen Verbandshöfen. Auf Zusatzsiegel achten Wer mit gutem Gewissen Bio kaufen will, achtet deshalb auf ein Zusatzsiegel von Verbänden wie Demeter, Bioland oder Naturland. Diese Anbauverbände, denen rund 70 Prozent aller Biolandwirte in Deutschland angehören, haben wesentlich strengere Kriterien und gehen meist weit über die Richtlinien der EU-Öko-Verordnung hinaus. Verbands-Landwirte haben ihren Gesamtbetrieb auf Biolandbau umgestellt und können so wirklich „100 Prozent Bio“ garantieren. Zum Vergleich: Die EG-Öko-Verordnung erlaubt für ihr Bio-Siegel pro Hektar und Jahr maximal 230 Legehennen, 580 Hähnchen und 14 Mastschweine. Bioland ist freiwillig strenger, begrenzt auf 140 Hennen, 280 Hähnchen und zehn Mastschweine – jedes Tier hat also mehr Platz. Auch bei den Zusatzstoffen gibt es Unterschiede. Nach EG-Öko-Verordnung sind rund 45 Stoffe erlaubt, bei Bioland 22, bei Demeter nur 20.
Vorsicht bei Bio-Produkten vom Discounter
Die Zeiten, in denen man Bio nur im Reformhaus oder direkt beim Bauern kaufen konnte, sind längst vorbei. Kaum ein Supermarkt oder Discounter, der keine eigene Bio-Linie in die Regale stellt. Biosupermärkte wie Alnatura oder Basic erhalten durchweg gute Bewertungen, ihre Produkte werden strengen Richtlinien gerecht oder tragen das Siegel eines Anbauverbandes. Anders sieht das beim Discounter aus: Die Bio-Lebensmittel erfüllen oft nur die Minimal-Anforderungen von Bio-Produkten. Der Kampf um die Preise drückt die Qualität: Bio-Philosophie? Fehlanzeige. Oft produziert nur ein Teil des Betriebes Bio, es geht um Masse, nicht um Klasse. Nur so lassen sich die Günstig-Preise halten, die Discounter sind bis zu 30 Prozent billiger als andere Bio-Anbieter. Auch die Verbraucherinitiative e.V. urteilt: Marken wie BioBio (Netto), Naturgut (Penny) oder Biotrend (Lidl) sind nur eingeschränkt empfehlenswert.
Fazit:
Wer Bio will, kauft Produkte, die neben dem EU-Siegel auch ein Zeichen von einem der großen Anbauverbände tragen. Dafür gibt es dann zwar nicht mehr Geschmack oder ein Gesundheitswunder, aber immerhin die Gewissheit, dass die Waren nachhaltig und ökologisch korrekt hergestellt wurden.
Zum Weiterlesen:
Einen ausführlichen Wegweiser durch den Bio-Dschungel finden Sie in unserem Ratgeber zu Bio-Lebensmitteln.
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