Die wichtigsten Bio-Siegel im Überblick
Nachhaltig, umweltschonend, artgerecht: In Deutschland gibt es über 100 Ökolabels und Bio-Siegel, die die Einhaltung dieser Kriterien für die Herstellung ihrer Lebensmittel versprechen. EAT SMARTER stellt die wichtigsten vor und erklärt, was dahintersteckt.
Inhaltsverzeichnis
- Bio-Siegel im Überblick: EU-Bio-Siegel
- Bio-Siegel im Überblick: Deutsches Bio-Siegel
- Bio-Siegel im Überblick: Demeter
- Bio-Logo im Überblick: Bioland
- Bio-Siegel im Überblick: GÄA e.V.
- Bio-Siegel im Überblick: Biopark
- Bio-Siegel im Überblick: Ecovin
- Weitere Siegel: MSC – Marine Stewardship Council
- Weitere Siegel: ASC – Aquaculture Stewardship Council
-
Weitere Siegel: V-Label
- Das V-Label in der Gastronomie
- Das V-Label auf dem Vormarsch
- Wissen zum Mitnehmen
Seit 1993 gibt es die EG-Öko-Verordnung, „Bio“ und „Öko“ sind seither rechtlich geschützte Bezeichnungen. Zur Orientierung gilt: Wenn auf einer Verpackung „Bio(logisch)“ oder „Öko(logisch)“, „aus kontrolliertem ökologischem Anbau“ oder „biologisch-dynamisch“ steht, können Verbraucher:innen sicher sein, dass der Inhalt nach den Vorschriften der EG-Öko-Verordnung hergestellt und kontrolliert wurde. Nicht geschützt hingegen sind Begriffe wie „natürlich“ oder „naturnah“, „unbehandelt“, „schadstoffkontrolliert“, „aus Vertragsanbau“, „aus integriertem Anbau“, „aus umweltschonender Landwirtschaft“ oder „aus Freilaufhaltung“. Die Begriffe stehen nicht für echte Bio-Lebensmittel!
Um in der Masse der Bio-Siegel und Attribute wie „aus integrierter Landwirtschaft“, „aus artgerechter Haltung“ oder „aus der Region“ den Durchblick zu behalten, ist gar nicht so leicht. Daher hier ein kleiner Leitfaden, was sich hinter den Siegeln versteckt.
Bio-Siegel im Überblick: EU-Bio-Siegel
Seit dem 1. Juli 2010 müssen alle verpackten Öko-Lebensmittel, die in der EU produziert wurden, dieses Bio-Siegel tragen. Die Lebensmittel erfüllen den EU-Mindeststandard, zum Beispiel, dass 95 Prozent der landwirtschaftlich produzierten Zutaten aus ökologischem Anbau stammen. Die Hersteller, die dieses Bio-Siegel tragen dürfen, werden mindestens einmal im Jahr von einer Kontrollstelle überprüft. Über einen Code auf der Verpackung lässt sich die Kontrolle zurückverfolgen.
Dieses EU-weit verwendete Logo dürfte sich in deutschen Supermärkten am häufigsten finden. Mehrere hunderttausend Produkte tragen das Bio-Label. Laut den Regeln des EU Bio-Labels darf ein Produkt nur dann „öko“ oder „bio“ genannt werden, wenn...
- auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel verzichtet wird,
- eine festgelegte Zahl an Tieren pro Quadratmeter nicht überschritten wird,
- die Tierhaltung artgerecht ist,
- das Futter ebenfalls aus biologischem Anbau stammt,
- Antibiotika nur zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden,
- keine Gentechnik eingesetzt wird oder
- in verarbeiteten Lebensmitteln höchstens 49 Zusatzstoffe enthalten sind.
Entspricht ein Produkt zu 95 Prozent diesen Anforderungen, darf es das Bio-Logo tragen.
Das Bio-Label der EU ist besser als nichts – immerhin bleiben die Chemiekeulen bei Düngung und Schädlingsbekämpfung im Schrank. Doch vor allem die Tierhaltung bietet Raum für Kritik. Denn ob es nun „artgerecht ist“, dass Tiere bis zu 24 Stunden lang zum Schlachthof transportiert werden, sei dahingestellt. Auch ist der Spaltenboden, auf dem Mastschweine oft stehen, beim Bio-Logo teilweise erlaubt.
Immerhin, das in der konventionellen Tierhaltung übliche Kupieren der Schwänze, das Abkneifen der Zähne und das Einziehen von Nasenringen ist in Betrieben mit EU-Bio-Zertifizierung nicht routinemäßig erlaubt.
Leider sind Produkte, die den EU-Bio-Siegel-Richtlinien entsprechen, oft nicht besonders nachhaltig. Da liegen im Winter schon mal Bio-Kartoffeln aus Ägypten im Supermarkt oder zwei Bio-Fenchelknollen liegen in einer Plastikschale und sind zusätzlich eingeschweißt. Dieser Verpackungswahnsinn soll den Kontakt oder das Risiko des Vertauschens zwischen konventioneller Ware und Bio-Ware so gering wie möglich halten.
Der häufig kursierenden Meinung, Bio-Produkte würden nicht kontrolliert, entgegnete Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg gegenüber EAT SMARTER: „Deutschlandweit gibt es Kontrollstellen, die Bio-zertifizierte Betriebe überwachen. Dazu gehören auch unangekündigte Besuche. Auf der Verpackung des Lebensmittels ist immer ein Hinweis abgebildet, welche Kontrollstelle das jeweilige Lebensmittel kontrolliert hat. Dazu kommt, dass auch die staatlichen Kontrollstellen Bio-Lebensmittel unter die Lupe nehmen. Auch Öko Test und Stiftung Warentest beziehen regelmäßig Bio-Lebensmittel mit in ihre Lebensmitteltests ein.“
Am Beispiel von Bio-Eiern zeigen sich jedoch die Grenzen dieser Kontrolle. EAT SMARTER sprach dazu mit Markus Wolter vom WWF Deutschland. Wolter berichtete: Höfe, deren Eier das EU-Bio-Siegel tragen, werden standardmäßig einmal im Jahr kontrolliert. Diese Kontrolle geschieht nach vorheriger Anmeldung. Besonders bei Legehennenbetrieben wird jedoch oft auch ein zweites Mal geprüft, dann unangemeldet.
Kontrolliert wird allerdings nur, ob die Richtlinien der EG-Öko-Verordnung, beziehungsweise zusätzlich die Einhaltung der Verbands-Richtlinien wie Bioland, Biopark oder andere eingehalten werden. Haben die Hühner im Stall oder Auslauf zerrupftes Federkleid, interessiert dies die Kontrolleure in erster Linie nicht. Außer sie gehören Verbänden wie Bioland, Demeter oder Naturland an, die das Tierwohl mittlerweile als Prüfkriterium in der Kontrolle der Verbandsrichtlinien eingeführt haben.
Bio-Siegel im Überblick: Deutsches Bio-Siegel
Neben dem EU-Siegel steht auf vielen Produkten nach wie vor noch das sechseckige Deutsche Bio-Siegel. Das Siegel bleibt trotz des EU-Bio-Siegels gültig und kann freiwillig auf Produkten verwendet werden. Das deutsche Siegel wird vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) vergeben und kennzeichnet Lebensmittel aus kontrolliert ökologischem Anbau. Die Kriterien für die Vergabe des Siegels richten sich nach den Bestimmungen der EG-Bio-Verordnung. Auch hier gilt: Mindestens 95 Prozent der Zutaten, die landwirtschaftlich erzeugt wurden stammen aus ökologischem Anbau.
Dieses Bio-Label gibt es seit 2001, derzeit verwenden es rund 5.500 Unternehmen für circa 82.000 Waren. Die Anbieter:innen verzichten bei ihren Lebensmitteln zum Beispiel auf Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und Farbstoffe. Tiere dürfen nur mit ökologischem Futter gefüttert werden, der Einsatz von Antibiotika ist beim deutschen Bio-Siegel stark begrenzt.
Bio-Siegel im Überblick: Demeter
Der älteste und strengste Anbauverband in Deutschland: Seit 1924 arbeitet die Demeter-Gemeinschaft nach den Kriterien einer biologisch-dynamischen Landwirtschaft des Anthroposophen Rudolf Steiner, dem Begründer des Waldorfschulkonzepts. Der Hof als Kreislauf – nach diesem Motto wird auf Demeter-Betrieben gewirtschaftet. Demeter-Bauern und -Bäuerinnen verstehen ihren Betrieb als Organismus, der materiellen und immateriellen Einflüssen wie kosmischen Wirkungen von Mond und Planeten ausgesetzt ist. Selbst hergestellte Präparate aus Mist, Heilpflanzen und Mineralien sollen eine langfristige Bodenfruchtbarkeit garantieren. Nicht nur Lebensmittel, auch Kosmetika und Reinigungsprodukte können das Demeter-Siegel tragen.
Kritiker:innen bemängeln, dass die Demeter-Richtlinien oft weiche „Soll-Vorschriften“ sind. Es gilt ein hoher ökologischer Standard bei Erzeugung und Verarbeitung der Produkte – Demeter geht mit seinen Richtlinien über die gesetzlichen Anforderungen der EG-Öko-Verordnung hinaus.
Bio-Logo im Überblick: Bioland
5443 Biobauern und -bäuerinnen, 922 Lebensmittel-Hersteller:innen: Bioland ist nach eigenen Angaben der bedeutendste ökologische Anbauverband in Deutschland. Auch die Kriterien für Bio-Markenzeichen von Bioland gehen über die EG-Öko-Verordnung hinaus. Das System des Anbauverbandes (seit 1976) basiert auf einem geschlossenen Betriebskreislauf, mit dem unter anderem auf die langfristige Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit geachtet wird. Produktions- und Futtermittel stammen weitgehend aus dem eigenen Betrieb, erkrankte Tiere werden naturheilkundlich behandelt.
Bio-Siegel im Überblick: Naturland
Ein Bio-Siegel mit hohen Standards für die Erzeugung und Verarbeitung: Die Kriterien für Naturland-Waren (seit 1982) gehen über die EG-Öko-Verordnung für Bio-Label hinaus. Detaillierte Richtlinien begleiten die Produkte vom Anbau bis zu ihrem Weg in den Handel. Das Naturland-Siegel kennzeichnet neben Lebensmitteln auch Holzprodukte und Textilien.
Bio-Siegel im Überblick: GÄA e.V.
Dem 1989 in Dresden gegründeten Verband gehören 350 Bauern und 20 Unternehmen in 14 Bundesländern an. Dazu gehören spezialisierte Betriebe für Kräuter- und Beerenanbau, Gemüsebau, Saatgutvermehrung oder Teichwirt schaft. Die GÄA-Richtlinien orientieren sich an hohen Standards für Bio-Siegel und gehen in vielen Punkten über die EG-Öko-Verordnung hinaus.
Bio-Siegel im Überblick: Biopark
Wie bei anderen Öko-Verbänden auch, verzichten Biopark-Landwirt:innen auf Gentechnik, Chemie oder synthetische Stickstoffdünger. Dem 1991 gegründeten Verband für Bio-Siegel gehören derzeit 700 Mitglieder an. Einige Landwirt:innen bewirtschaften Flächen in Naturschutzgebieten. Auch die Richtlinien von Biopark gehen über die EG-Öko-Verordnung hinaus. Das Tierfutter für die über 100 000 Rinder stammt beispielsweise aus betriebseigenem Anbau, Leistungsförderer oder Futter tierischer Herkunft sind für dieses Bio-Label verboten.
Bio-Siegel im Überblick: Ecovin
Ecovin, der Bundesverband Ökologischer Weinbau e.V.., wurde 1985 von 35 Ökowinzer:innen aus Rheinhessen, der Pfalz, von der Mosel und aus Baden gegründet.
Für Weinfreund:innen: 245 deutsche Ökowinzer:innen garantieren mit diesem Label auf ihren Flaschen kontrolliert ökologischen Anbau nach EG-Öko-Verordnung und versprechen, dass sie besonders schonend mit Wasser und Boden umgehen. Dabei bewirtschaften die Winzer:innen derzeit eine Rebfläche von rund 2.606 Hektar.
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Weitere Siegel: MSC – Marine Stewardship Council
In Sachen Fisch bedeutet eine bewusste Ernährung vor allem, Produkte aus nachhaltiger Fischerei zu bevorzugen. Daher wurde der MSC 1997 von Unilever und WWF als Initiative für verantwortungsbewusste Fischerei gegründet. Das MSC-Siegel soll eine Orientierungshilfe bieten, und kennzeichnet im Supermarkt entsprechende Produkte. Die unabhängige, gemeinnützige Organisation hat das Ziel, die globale Fischerei durch ein Zertifizierungsprogramm mit strengen Anforderungen in nachhaltigere Bahnen zu lenken und Überfischung zu verhindern.
Der Grundgedanke: Nur durch einen verantwortungsvollen Umgang mit den Fischbeständen weltweit können diese auch dauerhaft erhalten werden. Rund 400 Fischereien in 36 Ländern sind aktuell nach dem MSC-Standard zertifiziert. Zusammen fangen diese Fischereien über 10 Millionen Tonnen Fisch und Meerestiere – das sind etwa 15 Prozent der weltweiten Fangmenge. Mehr unter www.msc.org/wo-kaufen/produktsuche. Durch den Griff zu Produkten mit MSC-Siegel können Verbraucher eine nachhaltige Fischerei unterstützen.
Weitere Siegel: ASC – Aquaculture Stewardship Council
Der Aquaculture Stewardship Council definiert unabhängige Standards zu nachhaltiger Zucht, die sowohl ökologische als auch soziale Anforderungen umfassen. Das Fisch-Gütesiegel wurde aus einem Verhandlungsprozess heraus mit einer Vielzahl von Teilnehmer:innen und als Kompromisslösung aller Interessengruppen entwickelt. Daher ist das ASC-Label auch kein Premium-Label, wie beispielsweise die Naturland-Zertifizierung für Zuchtfische.
Negativ fällt beispielsweise der Einsatz von Fischmehl und -öl oder von gentechnisch verändertem Soja-Futter auf. Doch die ASC-Standards enthalten Kriterien zur Herkunft des Futters – das Fischfutter muss rückverfolgbar sein und es darf nicht von überfischten Beständen stammen. Zudem sind transgene Fische unter ASC gänzlich verboten (1).
Folgende Standards hat sich der ASC auf die Fahne geschrieben:
- Der Standort muss sich für Zuchtfische eignen und darf nur dahingehend ausgewählt werden.
- Es muss eine geringe Sterblichkeitsrate während der Zucht nachgewiesen werden.
- Die Wasserqualität muss eingehalten werden, damit die Fische gute Lebensbedingungen haben.
- Antibiotika dürfen nur unter medizinischer Überwachung und nur für erkrankte Tiere eingesetzt werden.
- Es gelten klare Vorschriften zur Behandlung von kranken Tieren.
Weitere Siegel: V-Label
Was bedeutet das V-Label? Das Siegel soll Vegetarier:innen und Veganer:innen das Einkaufen erleichtern. Denn viele Produkte enthalten versteckt Fleisch und tierische Bestandteile. So bestehen oft sogenannte Gemüse-Frikadellen aus Hähnchenfleisch. Für Vegetarier:innen ist es nicht immer einfach, da den Überblick zu behalten. Außerdem müssen Hersteller:innen nicht angeben, wenn sie tierische Lebensmittel nutzen, um ihr Produkte zu verarbeiten.
Bevor ein Produkt das Gütesiegel tragen darf, müssen Hersteller:innen also alle Zutaten und Verarbeitungshilfsstoffe offenlegen. Anschließend wird es einer der folgenden vier Kategorien zugeteilt:
- mit Milch und Eiern (ovo-lakto-vegetarisch),
- mit Eiern, ohne Milch (ovo-vegetarisch),
- mit Milch, ohne Eier (lakto-vegetarisch),
- ohne jegliche tierische Produkte (vegan).
Sobald nur ein Inhaltsstoff verändert wird, muss das Produkt noch einmal überprüft werden, um das V-Label behalten zu dürfen.
Das Label wurde 1985 von der Europäischen Vegetarier-Union (EVU) entwickelt. Daher können nicht nur deutsche Unternehmen ihre Produkte auszeichnen lassen, sondern auch Hersteller aus den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei und Spanien. In Deutschland übernimmt der Vegetarierbund Deutschland (VEBU) die Kontrolle über das V-Label.
Das V-Label in der Gastronomie
Das V-Label gibt es auch für Restaurants. Diese müssen täglich ein wechselndes vegetarisches Gericht und daneben noch mindestens zwei weitere fleischlose Speisen anbieten, um das Gütesiegel verwenden zu können.
Das V-Label auf dem Vormarsch
Neben Aldi Süd druckt auch Tiefkühlkost-Riese FRoSTA das V-Label auf seine vegetarischen und veganen Produkte. Hoffentlich folgen bald mehrere Großunternehmen dem Beispiel der beiden Vorreiter.
Wissen zum Mitnehmen
Viele Slogans auf Verpackungen sind nichts weiter als eine reine Werbemasche. Doch hinter vielen Bio-Labels steckt mehr. So können sich Verbraucher:innen beispielsweise bei Produkten mit deinem Demeter-Logo sicher sein, dass ein hoher ökologischer Standard bei Erzeugung und Verarbeitung der Produkte gilt. Des Weiteren gibt es verschiedene Bio-Siegel, zum Beispiel das EU-Bio-Logo, Bioland und Co., die jeweils für bestimmte Ansprüche stehen.
Das V-Label wiederum bietet eine gute Orientierung für Vegetarier:innen und Veganer:innen, da es Lebensmittel in in ovo-lakto, ovo-, lakto-vegetarisch und vegan kategoriesiert.
Auch interessant: Die Verbraucherinitiative e.V. (Bundesverband kritischer Verbraucher:innen) bewertet auf ihrer Website Gütesiegel mit Nachhaltigkeitsbezug.