Zwischen Vegan, Vollwert und Paleo
Der Eine reist durch Amerika und preist die Vorzüge veganer Ernährung, nachdem seine Bücher hierzulande bereits Verkaufsrekorde erzielt haben.Der Andere betreibt eine Webseite, auf der er den Menschen die Steinzeit-Ernährung (Paleo) schmackhaft machen möchte, und hat ebenfalls gerade ein dickes Kochbuch herausgebracht.
Beide bieten eine „30-Tage-Challenge“ an – nach einem Monat mit der jeweiligen Ernährung soll man sich besser, fitter, gesünder, schlanker fühlen und auch so aussehen. Beide können wissenschaftliche Studien anführen, die die jeweilige Ernährungsweise als besonders gesund ausweisen. Und beide sind Überzeugungstäter, deren persönliche Geschichte ganz eng mit der Ernährungsumstellung auf vegan bzw. Paleo verknüpft ist.
Und nun stehe ich da als Ernährungswissenschaftlerin und werde gefragt: ja, wat denn nu? Irgendwie ist vegane Ernährung ja so ziemlich das Gegenteil von Paleo. Was ist denn nun richtig?! Gute Frage...
Ich selbst bin ja ursprünglich vom Stamme der Vollwertköstler. Als ich studiert habe, war Vollwertkost total angesagt. Zumindest bei denen, die sich gesund ernähren wollten. Das volle Getreidekorn mit allen Randschichten stand im Zentrum der Aufmerksamkeit. Irgendwann wurde das Ganze dann aber auf staubige Grünkernfrikadellen reduziert und geriet aus der Mode.
Doch zurück zu obiger Frage. Der Eine setzt also auf Gemüse, Obst, Getreide und Hülsenfrüchte. Der Andere auf Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch und Eier.
Ich persönlich dagegen setze auf Ausgewogenheit, Natürlichkeit und Qualität. Ich glaube nicht, dass es nötig ist, komplett auf Fleisch zu verzichten, um gesund zu bleiben. Allerdings ist es nötig, auf qualitativ schlechtes Fleisch zu verzichten, wenn man gesund bleiben möchte. Ich glaube ebenso wenig, dass es nötig ist, Vollgetreide von seinem Speiseplan zu streichen, bloß weil es dieses „erst“ seit 10.000 Jahren gibt. Zu damaligen Zeit gab es ja auch noch keine Fahrräder, beschichtete Pfannen und aufblasbare Gummi-Enten... (zum Glück entwickeln die Menschen sich weiter!) Wohl aber finde auch ich, dass es nötig ist, den Verzehr von Weißmehlprodukten und Zucker drastisch einzuschränken (Stichwort: Übergewicht und damit verbundene Krankheiten).
Ich halte es umgekehrt für schädlich, komplett auf Seefisch zu verzichten, da der Bedarf an lebenswichtigen Omega-3-Fettsäuren nicht über eine ausschließlich pflanzliche Ernährung gedeckt werden kann. Und ich kann den Negativ-Hype um Milchprodukte nicht nachvollziehen, denn insbesondere gesäuerte oder fermentierte Milchprodukte sind ein Geschenk für die Darmflora. (Ganz im Gegensatz natürlich zu all den gesüßten und industriell verarbeiteten Molkereiprodukten, die in der Tat kein Mensch wirklich braucht!)
Was ich dagegen sofort unterschreibe, ist die Fokussierung auf Gemüse als Basis einer gesunden Ernährung. Allerdings lege ich auch hier größten Wert auf schadstofffrei angebaute, in der Saison geerntete, möglichst regionale Produkte. Gute Fette halte ich ebenfalls für elementar in einer ausgewogenen Ernährung und dazu gehören natürlich auch Nüsse und Samen.
Wenn ich mich zu der eingangs gestellten Frage nun also positionieren sollte, würde ich sagen, ich gehe sehr bewusst den (in meinen Augen gesunden) Mittelweg: heute vegan, morgen Paleo, übermorgen vielleicht auch mal vegetarisch – und dabei immer eine Tüte hochwertige Vollkornnudeln sowie Haferflocken im Schrank J. Ja, das trifft es im Prinzip ganz gut.
Auch ich bin übrigens (genau wie die beiden oben erwähnten Jungs) Überzeugungstäterin aus persönlicher Erfahrung. Ernährungswissenschaft lebt, das Wissen verändert und vermehrt sich ständig, wie in jeder anderen Wissenschaft auch. Und insofern glaube ich nicht, dass wir der Weisheit letzten Schluss bereits sicher benennen können. Abgesehen davon, dass jeder Mensch sowieso anders reagiert – auch auf Essen. In diesem Sinne freue ich mich auf Ihre Kommentare und Meinungen!
Herzlichst, Alexa Iwan
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