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Avocado: Wasserverbrauch und Umweltbilanz

Von Daniela Neu
Aktualisiert am 28. Mai. 2020
© Pixabay/ Deeezy
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Die Avocado ist hierzulande seit einigen Jahren zum gesunden Trendfood geworden. Doch ist die fettreiche Frucht bedenkenlos genießbar oder eine Umweltsünde? EAT SMARTER klärt auf.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Der Weg der Avocado auf unseren Teller
    1. Ursprung und Anbaugebiete
    2. Transportwege
    3. Große Konzerne verdrängen Kleinbauern
    4. Anbau
    5. Industrielle Aufbereitung
  2. Tipps für den Kauf von Avocados
    1. Bio-Siegel, FairTrade
    2. Regionalität
    3. Lagerung und Reifung
    4. Verwendung von Avocado-Kern und -Schale
  3. Umweltbilanz Avocado: Naturschutz und Nachhaltigkeit
  4. Lebensmittel im Klima-Vergleich
    1. Kakao und Röstkaffee
    2. Rindfleisch
    3. Butter
    4. Schokolade
  5. Wissen zum Mitnehmen

Die Avocado zählt botanisch gesehen zu den Früchten und ist genau genommen eine Beere. Sie enthält viele gesundheitsfördernde Fette und ist reich an Vitalstoffen. Dass die Fettfrucht kein heimisches Superfood ist, ist den meisten bekannt. Seit einiger Zeit wird die gesunde Frucht jedoch als Klimasünder mit schlechter Ökobilanz bezeichnet. Sind Avocados wirklich so schlecht für unsere Umwelt? Was ist dran an den Vorwürfen und worauf sollte beim Kauf der leckeren Wunderfrucht geachtet werden? Erhalten Sie hier alle wichtigen Informationen rund um das Thema Avocado und ihre Ökobilanz.

Der Weg der Avocado auf unseren Teller

Ursprung und Anbaugebiete

Die Avocado benötigt für ihr Wachstum reichlich Sonne und wird daher in feuchtwarmen Gebieten unter anderem in Ländern wie Peru, Mexiko, Südafrika, Spanien, Israel oder Chile angebaut. Beheimatet ist der Avocadobaum jedoch in Südmexiko, wo er schon seit über 10.000 Jahren genutzt wird. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Frucht weiter verbreitet und gelangte schließlich nach Europa. Mittlerweile wird sie in über 400 verschiedenen Kultursorten angepflanzt.

Transportwege

Die meisten Avocado-Früchte, die wir im Supermarkt kaufen, stammen aus fernen Ländern wie Peru und Chile, Israel oder Spanien. Nach ihrer Ernte müssen sie also einen weiten Weg aufnehmen um zu uns gelangen, was oft in gekühlten Containerschiffen erfolgt und zu hohen CO2-Emissionen führt. Nun würde man denken, es sei besser eine Avocado aus Israel als aus dem weiter entfernten Mexiko zu kaufen, jedoch spielt auch das Transportmittel, mit dem die Frucht zu uns gelangt, eine Rolle. Denn die aus Israel eingeflogene Frucht ist für die Ökobilanz schlechter einzustufen, als eine aus Mexiko verschiffte.

So oder so sind die Transportwege lang und der Natur wenig zuträglich. Trotzdem steigen die Importzahlen seit Jahren an, da die Frucht stetig beliebter wird und die Nachfrage das Angebot und somit auch den Anbau sowie Import maßgeblich beeinflusst. 

Große Konzerne verdrängen Kleinbauern

In vielen Anbaugebieten haben große Konzerne mit ihren riesigen Plantagen die kleinen Avocado-Bauern schon lange verdrängt. Die Bauern haben keine Chance, Schritt zu halten und ihre Existenzgrundlage zu sichern. Der Anbau der Früchte ist vor allem finanziell ertragreich, weshalb die Anpflanzung immer weiter von den Großkonzernen vorangetrieben wird (1),(2).

Anbau

  • Wasserverbrauch: Damit der Baum seine fettreichen Früchte trägt, benötigt er reichlich Wasser. Für ein Kilogramm Avocados werden durchschnittlich 1000 bis 1500 Liter Wasser benötigt – etwa acht Mal so viel wie für ein Kilogramm Kartoffeln. Dieser hohe Wasserbedarf ist vor allem in trockenen Regionen mit geringen Wasserreservoirs als schädlich anzusehen, denn es werden große Mengen Trinkwasser verbraucht, das Menschen, Tiere und Pflanzen zum Leben benötigen. In Chile zum Beispiel führte der Avocado-Anbau zu großen ökologischen Schäden und Trinkwassermangel. Ausgetrocknete Flussbetten neben saftig grünen Avocado-Bäumen machen das Ungleichgewicht erschreckend deutlich. Auch Israel ist als Wüstenstaat klimatisch zwar geeignet für den Avocado-Anbau, doch auch hier ist die Trinkwasserversorgung knapp und die Bewässerung der Avocado-Plantagen muss künstlich erfolgen.
  • Waldrodung für neue Plantagen: Zudem leidet oftmals die Artenvielfalt unter dem Avocado-Anbau. Denn um Platz für die großflächigen Plantagen zu erhalten, werden beispielsweise Pinien- und Tannenwälder großflächig abgeholzt. Dadurch wird die ursprüngliche Artenvielfalt sowie das vegetative Wachstum gestört und in eine Monokultur umgewandelt, worunter heimische Tiere und Pflanzen leiden.
  • Nachteil Monokultur: Eine weitere Problematik einer solchen Monokultur ist, dass Schädlinge weniger natürliche Feinde haben und die angebauten Pflanzen daher leichter schädigen können. Aus diesem Grund kommen oft vermehrt giftige Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, die für Menschen, Tiere und Pflanzen nicht unbedenklich sind (1),(2),(3).

Industrielle Aufbereitung

Damit die empfindlichen Früchte auch essbar bei uns ankommen, werden sie oft früh geerntet, wenn sie noch fest und somit robuster sind. Anschließend werden sie dann per Schiff oder Flugzeug an ihr Ziel gebracht. In großen klimatisierten Lagerhallen werden sie in einem aufwendigen Schnellverfahren nachgereift, um als „essreife, verzehrfertige“ Frucht auf den Markt zu kommen. Der weite Transport schluckt große Mengen Energie und beeinflusst den ökologischen Fußabdruck durch den hohen CO2-Ausstoß negativ. Auch die riesigen Lagerhallen verbrauchen immense Energiemassen für die dauerhafte Klimatisierung.

Die künstliche Nachreifung schluckt nicht nur immense Mengen Energie und Raum, sondern hat auch noch weitere Nachteile, die den Einzelhandel betreffen: Ist die Frucht reif im Regal und wird nicht binnen weniger Tage verkauft, ist sie sehr anfällig für Druckstellen und mikrobiellen Verderb. So müssen vermehrt Früchte weggeschmissen werden, die nicht mehr zum Verkauf und Verzehr geeignet sind (1),(4).

Merke!
Der Avocado-Anbau verschlingt Unmengen Trinkwasser, das in den meisten Anbaugebieten knapp ist. Für große Plantagen werden Wälder gerodet, worunter die Artenvielfalt leidet und klimatisierte Lagerhallen lassen die unreif geerntete Frucht im Schnellverfahren nachreifen, wofür immense Energiemengen benötigt werden.
 

Tipps für den Kauf von Avocados

Bio-Siegel, FairTrade

Achten Sie beim Kauf von Avocados unbedingt auf ökologischen Anbau, da bei diesem weniger Pestizide und andere Umweltgifte verwendet werden. Auch das Fair Trade Siegel ist empfehlenswert, da dies auf gerechte Arbeitsbedingungen und angemessene Bezahlung, Unterstützung der kleineren Betriebe und somit auf einen fairen Handel entlang der Produktionskette hinweist.

Regionalität

Wann immer möglich, versuchen Sie Lebensmittel aus der Region zu kaufen. Natürlich wächst die Avocado nicht hierzulande, aber es kann zumindest darauf geachtet werden, die Frucht aus Ländern zu beziehen, in denen keine starke Trockenheit herrscht, wie zum Beispiel in Israel oder Chile. Stattdessen sind auch aus Spanien Avocados erhältlich, die einen weitaus kürzeren Transportweg haben und damit umweltfreundlicher sind, wenn sie nicht eingeflogen werden.

Lagerung und Reifung

Verzichten Sie auf die fertig vorgereiften Avocados mit Aufschriften wie „essbar“, „verzehrbereit“ oder Ähnlichem. Diese Früchte wurden in klimatisierten Lagerhallen mit hohem Energieaufwand industriell aufbereitet. Stattdessen können Sie eine noch feste, unreife Frucht sehr gut zu Hause nachreifen lassen.

Alles was Sie dazu benötigen ist ein wenig Geduld: Lassen Sie die Avocado einfach bei Zimmertemperatur ein paar Tage liegen. Wärme beschleunigt den Reifeprozess, weshalb Sie die Frucht getrost an einem warmen Ort oder in der Sonne nachreifen können. Auch neben anderen Früchten wie Äpfeln oder Bananen erfolgt die Reifung schneller, denn diese geben auf natürliche Weise das Reifegas Ethylen ab, das den Prozess unterstützt.

Reife oder angeschnittene Avocado lassen sich problemlos wenige Tage im Kühlschrank lagern.

Verwendung von Avocado-Kern und -Schale

Da die Schale der Avocado nicht essbar ist, muss sie vor dem Verzehr entfernt werden. Am einfachsten geht das, indem man die Frucht halbiert und mit einem Löffel aus der Schale löst. Diese kann man problemlos auf dem eigenen Kompost kompostieren oder aber als Anzuchtschalen für andere Pflanzen verwenden. Dazu einfach etwas Anzuchterde mit entsprechenden Samen in die Schale geben und sobald der Samen keimt, in den Garten oder einen Topf einpflanzen. Die sich bildenden Wurzeln durchwachsen die Schale problemlos und können aus ihr sogar noch Nährstoffe gewinnen. 

Der Kern der Avocado-Frucht ist besonders nährstoffreich. Mit einem leistungsstarken Mixer oder etwas Muskelkraft und einer guten Reibe, kann man ihn zerkleinern und zum Beispiel in Smoothies, Porridges oder Müsli verzehren.

Außerdem kann man aus ihm eine Avocado-Pflanze ziehen. Dazu wird der Kern von drei Seiten mit Zahnstochern aufgespießt und in ein Glas Wasser gehängt, wobei die Spitze des Kerns nach oben zeigt. Es ist wichtig, dass der Kern maximal zu zwei Dritteln im Wasser ist und dieses regelmäßig gewechselt wird. An einem warmen sonnigen Ort dauert es dann bis zu drei Monate, bis sich unten eine Wurzel und oben ein kleiner Trieb bilden. Dann kann die Pflanze in einen Topf mit Erde gepflanzt werden (1),(4).

Merke!
Kaufen Sie Avocado am besten in Bio-Qualität und aus möglichst nahen Anbaugebieten. Reifen Sie selbst nach und verwerten möglichst die komplette Frucht.

Umweltbilanz Avocado: Naturschutz und Nachhaltigkeit

Die Avocado-Frucht hat vor allem durch die weiten Transportwege, den sehr hohen Wasserverbrauch und die künstliche Aufbereitung eine schlechte Umweltbilanz. Auch werden Kleinbauern durch Großkonzerne verdrängt und Wälder radikal großflächig abgeholzt. 

Die Frucht ist zwar gesund, schadet aber den Bewohnern und der Natur in den Anbaugebieten erheblich. Daher sollte man seinen Avocado-Konsum unbedingt reduzieren und sie nur mit Bedacht verzehren. Dabei ist es ratsam beim Kauf auf Bio- sowie Fair Trade-Siegel zu achten und keine künstlich nachgereiften Früchte zu wählen, sondern zu Hause selbst die Nachreifung zu übernehmen. 

Um lange Transportwege zu vermeiden, können Avocados aus Europa bezogen werden. Jedoch ist hierbei auch das Transportmittel zu beachten, denn eingeflogene Ware ist schlechter für die Umwelt, als die per Schiff transportierte. Wer wirklich auf Naturschutz und Nachhaltigkeit achten möchte, verzichtet lieber auf die Fettfrucht und greift zu regionalem und saisonalem Obst und Gemüse (3),(4).

Merke!
Die Avocado hat eine schlechte Umweltbilanz und sollte nur selten sowie mit Bedacht verzehrt werden.

Lebensmittel im Klima-Vergleich

Nicht unwesentlich für die Ökobilanz ist neben dem Wasserverbrauch auch der CO2-Ausstoß, der während der Produktion von Lebensmitteln in die Umwelt eingebracht wird. Dabei werden CO2-Äquivalente betrachtet, die beschreiben, wie viel Treibhausgase jeweils zur Erderwärmung beitragen. Der Wert deutet also darauf hin, welchen Anteil das Produkt am Treibhauseffekt hat.

Kakao und Röstkaffee

Neben der Avocado haben auch andere Lebensmittel einen sehr hohen Wasserverbrauch und daher ebenfalls eine schlechte Umweltbilanz. Ganz oben auf der Liste der Wasserschlucker stehen Kakao und Röstkaffee, die nicht nur wegen ihres Anbaus, sondern auch bei ihrer Weiterverarbeitung für je ein Kilogramm über 20.000 Liter Wasser verbrauchen. 

Rindfleisch

Rindfleisch hat mit einem Verbrauch von etwa 15.000 Liter für ein Kilogramm Fleisch ebenfalls einen enormen Wasserverbrauch. Hinzu kommt ein CO2-Äquivalent von 13 Kilogramm pro Kilo Rindfleisch, das ist etwa vier Mal so viel wie für Geflügelfleisch. Damit ist Rindfleisch die klimaschädlichste Fleischsorte, was hauptsächlich an der Haltung der Rinder liegt.

Butter

Butter hat mit 24 Kilogramm CO2-Äquivalent pro Kilogramm verzehrfertiger Butter einen der höchsten Werte. Hintergrund ist, dass pro Kilogramm Butter etwa 28 Liter Milch und dafür wiederum entsprechend viele Kühe benötigt werden. Deren Haltung bedarf nicht nur großer Mengen Wasser, sondern auch Futter. Allein zur Futterherstellung wird schon viel CO2 ausgestoßen und die Kühe selbst scheiden bei ihrer Verdauung das noch schädlichere Methangas aus.

Schokolade

Auch Schokolade, die als „Futter für die Seele“ sehr beliebt ist, schadet der Umwelt. Das liegt einerseits daran, dass der Kakao bei seiner Produktion sehr viel Wasser benötigt, sodass für ein Kilogramm Schokolade um die 27.000 Liter Wasser verbraucht werden. Des Weiteren steckt in vielen Schoko-Sorten Palmöl, für dessen Plantagen jede Menge Regenwald abgeholzt wird. Um den Schokoladengenuss ein wenig klimafreundlicher zu gestalten, sollte neben palmölfreien auch auf Varianten ohne Milch zurückgegriffen werden, da Milch ebenfalls nicht klimafreundlich ist.

Es gibt zahlreiche weitere Lebensmittel und Produkte, die sich schädlich auf unsere Natur und das Klima auswirken können (3),(5)​​​​​​​.

Merke!
Auch andere Lebensmittel haben eine schlechte Ökobilanz und sollten weniger auf unserem Teller landen.

Wissen zum Mitnehmen

Nicht ohne Grund ist die gesunde Avocado-Frucht zum Klimasünder ernannt worden. Die Avocado ist zwar ernährungsphysiologisch als positiv zu werten und vielseitig einsetzbar, jedoch dürfen die umweltschädlichen Anbau- und Importbedingungen keinesfalls außer Acht gelassen werden. 

Wer auf den Verzehr der Trendfrucht nicht verzichten möchte, sollte auf Herkunft sowie Bio-Qualität achten und wenn möglich fair gehandelte Avocados wählen. Greifen Sie der Umwelt zuliebe öfter zu saisonalem Obst und Gemüse aus der Region.

Auch viele andere Lebensmittel neben der Avocado haben eine schlechte Ökobilanz und können sich negativ auf unsere Umwelt und das Klima auswirken. Auch sie sollten weniger und mit Bedacht auf unseren Tellern landen.

Wissenschaftlich geprüft von unseren EAT SMARTER Experten
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