Der Profi-Coach

Vier Energiemuster, die Ihnen Ihr Leben spiegeln! Teil 4: Der Bewahrer

Von Uwe Pettenberg
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
der Bewahrer

Verlässliches und Gewohntes sind enorm wichtige Werte in unserer Kindheit. Auch im Erwachsenenalter geben uns Strukturen das Gefühl von Sicherheit. Denn in einer chaotischen Welt ohne Regeln und Normen ließen sich unsere menschlichen Fähigkeiten gar nicht entfalten und uns selbst könnten wir nicht einschätzen lernen, da wir keine Referenzpunkte im Leben hätten.

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Ein französisches Sprichwort besagt: „Die Wiederholung ist die Mutter allen Lernens.“ Dies ist auch die Grundlage für Stabilität im Leben. So gehört das Streben nach Dauer und Kontinuität zu den Grundwerten unseres Menschseins.

Wie tief dieses Bedürfnis in unserem Unbewussten verankert ist, erleben wir dann, wenn wir gezwungen sind, unsere Komfortzone zu verlassen. Es steht Neues an, und Veränderungen warten darauf gelebt zu werden. Da der Mensch lieber in seiner Gewohnheit wohnt, ist die Hürde in der Regel groß. Das kennen wir alle. Doch je heftiger wir uns absichern wollen, desto größer wird das Gefühl der Unsicherheit. Und so halten wir oftmals an Dingen fest, die wir wohl kennen, uns aber nicht gut tun.

Entgegen dem natürlichen Fluss des Lebens

Für das Energiemuster des Bewahrers ist dies eine grundsätzliche Lebenshaltung. Er versucht, immer wieder das Gleiche, schon Bekannte und Vertraute zu finden oder wiederherzustellen. Ändert sich etwas, fühlt er sich außergewöhnlich stark gestört und ist beunruhigt, ja sogar sehr verängstigt. Instinktiv wird er versuchen, Änderungen zu unterbinden, aufzuhalten oder einzuschränken. Da das Leben aber immer in einem ganz natürlichen Fluss ist, sich also in einer fortwährenden Wandlung befindet, zwingt er sich ständig unter enormem Gegen-Druck, anstehende Neuerungen zu vermeiden.

Gleichzeitig versucht er aber auch, dies vor seiner Umwelt zu verbergen, denn er ist ein Meister der Tarnung. Auch hier kontrolliert er sich, denn um seinem Streben – anerkannt zu werden – treu zu bleiben, möchte er nicht als Bremser dargestellt werden. Er weicht neuen Erfahrungen gerne aus und kann dies immer wieder sehr intelligent begründen. Dabei geht es oftmals nicht um eine reale Objektivität, sondern um die Rettung einer festgehaltenen Einstellung, „die doch wohl bitte nicht in Frage gestellt werden sollte!“.

Trockenschwimmer des Lebens

Die Diskussionen münden dann oftmals in eine interne oder externe Rechthaberei. Doch wer Recht haben möchte, ruft eigentlich nach Liebe! Doch der Bewahrer tut sich schwer, Gefühle wahrzunehmen, ins Gefühl zugehen, ins Gefühl zu kommen. Es ist die Angst vor dem Risiko, der Wandlung und der Vergänglichkeit, die ihn immer wieder dazu zwingt, alles zu überprüfen und besonders genau zu hinterfragen. Damit rutscht er in wiederkehrende bis zwanghafte Gedanken-Spiralen ab und tritt auf der Stelle. Da ihm diese Wiederholungen ein hohes Sicherheitsgefühl vermitteln, bemerkt er nicht, dass andere schon fortfahren möchten. Wird ihm dies dann auch von Fall zu Fall gespiegelt, fühlt er sich – neben seinem hausgemachten Innendruck – zusätzlich von außen unter Druck gesetzt.

Er ähnelt damit einem Trockenschwimmer, der am Beckenrand unermüdlich trainiert, um besonders gut zu werden, aber leider selbst nicht schwimmt, auch gar keinen Kopf dafür hat, wie sich das Wasser anfühlen könnte, obwohl sich die anderen bereits längst im Becken tummeln.

Denn der Bewahrer übt und denkt im Stillen und im Trockenen – fühlt (Wasser ist Gefühl) aber nicht! Er versucht das Leben in Schemata und Regeln zu zwingen, ist ungeduldig mit anderen, obwohl er das Tempo bestimmt, ist häufig eigensinnig und lehnt das Neue, das Ungewohnte oftmals kategorisch ab. Gleichzeitig kann er nicht verstehen, dass sich andere seiner Macht entziehen können und seinem Willen nicht wirklich unterstehen. So ist dies der paradoxe Kreislauf des zwanghaften Agierens, des Sich-gezwungen-fühlens, sich an Obrigkeiten zu orientieren und dennoch den eigenen Takt vorgeben zu wollen. Dieser Widerspruch in sich zeigt die Verzweiflung des Bewahrers.

Kontrolle ist besser

Oftmals fühlt er sich wie der sprichwörtliche „Adler unter Hühnern“, der seine eigentlich großen Fähigkeiten – durch seine Bedenken – nicht wirklich einzuschätzen weiß und deshalb lieber am Boden der Tatsachen verbleibt. Er erlebt sich als ein Gefangener in seinem eigenen dogmatischen Film. Denn er glaubt, alles in seinen Kontroll-Systemen radarartig einfangen, alles lückenlos klären zu müssen und damit beherrschen zu können.

Seine Mitmenschen kann dies in aufreibende Auseinandersetzungen treiben, weil der Bewahrer seine Meinung oder die Ansicht dessen, wie etwas eben nicht funktionieren kann, auch gerne anderen aufzwingen will. Überhaupt, in die Argumentation gegen etwas legt er sehr viel Energie. Und hier verhält es sich wie mit dem einsamen Alkoholiker: „Wer nicht mittrinkt ist langweilig und eben kein Freund mehr!“ Und dies ist gleichzeitig auch das Leid des Bewahrers, der in der Regel nicht viele Freunde und Beziehungen hat, sich darüber aber sehr wundert, denn er kann es nicht verstehen, weil er es doch so gut mit der Welt meint(e).

Es ist nie genug

Denn dadurch, dass sie eine große Scheu vor fremder Kontrolle haben, fällt es den Bewahrern auch besonders schwer, anderen zuzuhören und auf andere einzugehen. Dies schafft eine gewisse Kontaktlosigkeit und er fühlt sich zunehmend unfähiger an, einen Schritt auf andere zuzugehen. Das wiederum wird von anderen oftmals sogar als Überheblichkeit empfunden, weil der Bewahrer aufgrund seines eigenen zwanghaften Anspruchs auch viel von anderen fordert – es scheint nie genug zu sein. Auch dies führt auf Dauer zu einer Vereinsamung, weil sich andere dem häufig nicht mehr gewachsen fühlen. Bewahrer fühlen sich dann oftmals alleine gelassen und stehen im Leben auch tatsächlich ziemlich alleine da.

So sind diese Menschen auch gerne diejenigen, die ein Coaching oder eine Therapie aufsuchen, um Hilfe zu erhalten, aber dann während der Arbeit viele „gute“ und „kluge“ Argumente finden, warum dies so nicht funktionieren kann. Sie „bauen“ ihre Geschichten im Kopf argumentativ so um, dass keine Veränderung erfolgen muss und geben in keinem Fall die Kontrolle auf, weil sonst alles aufquellen könnte! „Was würde dann alles passieren, wenn...!“

Fühlen sie sich dann in einem Coaching angenommen und versuchen sich einzulassen, und es gelingt ihnen aber nicht, machen sie es wiederum am Coach fest, der sich ja wahrlich noch etwas mehr Mühe geben könnte. Die Erwartungshaltung an den Coach ist enorm hoch – Motto: „Haben Sie nicht mehr zu bieten? Ich setze große Stücke auf Sie!“

Können Sie mir überhaupt das Wasser reichen?

Ja, da haben wir sie wieder: die Überheblichkeit – sie ist jedoch nur ein natürlicher Schutzmechanismus, um die letzten Pfründe zu wahren, um nicht verändern oder gar fühlen zu müssen. Dann zaudern, zögern und zweifeln Bewahrer an allem, was ihnen dargereicht wird. Nichts ist dann mehr gut genug und sie fragen sich, ob ihnen überhaupt jemand „das Wasser reichen kann“!

Für den Bewahrer ist es schwer, sein Gedankenkonstrukt zu verlassen und sich einfach auf eine Spielerei einzulassen. Das könnte er trefflich vom Heilsbringer lernen! Doch diese beiden Energiemuster verbindet wenig. Denn der Bewahrer kann Angebote von außen nur ganz schwer annehmen. Damit wird sein Leben durch Absolutheit und Bedingungen starr und unlebendig. Bewahrer fühlen sich oft wie im Leben erstarrt, obwohl sie sich doch zu bewegen versuchen!

Verlässlich und witzig

Der Bewahrer ist originell und witzig und zeichnet sich meist durch einen skurrilen Humor aus. Mit Leib und Seele würde er sich dafür einsetzen, was er liebt: gerne Familie, aber bestimmt immer für seinen Besitz. Weil sie selbst ständig auf der Hut sind, haben sie auch die Eigenschaft, andere zu warnen und sie vor – aus seiner Sicht – großen Fehltritten zu bewahren. Sie springen auch ein, wenn es eng wird und organisieren alles was möglich ist, sofern sie anderen einen Gefallen damit tun können.

Sie haben einen sechsten Sinn und eine ganz feine Nase für Ungereimtheiten. Sie können Situationen und Objekte in außergewöhnlich hoher Geschwindigkeit erfassen und sind geniale, phantasievolle Denker. Damit sind sie meist ihrer Zeit weit voraus, weil sie die Fähigkeit zu einer großen Weitsicht in sich tragen, wenn es ihnen gestattet ist, logisch zu denken.

Da sie gerne „alles wie immer“ haben, können sie auch eine gewisse Gemütlichkeit und Sicherheit auf andere Menschen ausstrahlen. So gewinnen Bewahrer aber auch Freunde, weil sie sich über den eigenen Schmerz hinwegsetzen und sich in der Regel mitfühlend und optimistisch darstellen. Sie sind stets dienstbereit und nie um Worte verlegen. Eloquent können sie sich jederzeit in den unterschiedlichsten Situationen adäquat ausdrücken, aber auch ganz geschickt der Verantwortung entziehen. Sie sind unterhaltsam und haben einen motivierenden Aspekt für andere.

In der Zielplanung auf lange Sicht und in großen Dingen sind sie groß, um zur Tat zu schreiten und somit den nächsten anstehenden Schritt zu gehen, leider nicht. Die Behausungen sind dominiert durch technisch kühle Brillanz und auch der fahrbare Untersatz zeigt, was man kann: entweder der top ausgestattete Luxus- oder Sportwagen oder der liebevoll restaurierte Oldtimer. Sie sammeln gerne und bewahren auch alte, vermeintliche Schätze auf.

Sie haben aber auch in Liebesbeziehung ein großes Verantwortungsgefühl und stehen bei Entscheidungen felsenfest zu ihrem Partner, auch wenn es ihnen oftmals nicht leicht fällt, den Partner als gleichwertig zu betrachten.

Wenn ein Bewahrer liebt: „Alles zu seiner Zeit!“

Die Liebe ist ein irrationales, grenzüberschreitendes Gefühlserleben, das sich zu einer gefährlichen Leidenschaft steigern kann. Der menschliche Orgasmus ist das Sinnbild eines tiefen und weit reichenden Gefühls des Loslassens. Es kann Menschen zutiefst beglücken oder aber auch verunsichern. Da Bewahrer immer alles in der Hand behalten wollen, um Kontrolle zu wahren, da ja auf Gefühle eigentlich kein Verlass ist, fällt es ihnen schwer, sich auf dieses Thema einzulassen. Der Wunsch ist jedoch da, weil die große Phantasie so manches erscheinen lässt. So können sie insbesondere in der partnerschaftlichen Liebe sehr ernüchternd wirken, weil alles stimmen muss, bevor es los geht: Geräusche, Gerüche, Beleuchtung, verschlossene Türen und Fenster.

Gefühle frei und offen zu äußern – damit sind keine Regeln gemeint! – sind keine Stärke des Bewahrers. Denn auf Gefühle ist – wie schon erwähnt – kein Verlass, Sie sind zu subjektiv, zu schwankend und vergänglich. So werden Gefühlszuwendungen sparsam und ganz bewusst dosiert. Eine Liebesbindung wird dann leicht zum Machtkampf um Überlegenheit. Des Bewahrers Wille geschehe, auch in der Partnerschaft.

Dass der Partner des Bewahrers oftmals der „Krieger“ ist, macht den Kampf noch „blutiger“! Denn der „Krieger“ weiß ja besonders gut, was andere brauchen. Wird dieser Machtkampf nicht unterbunden, bleiben die Betten leer und der Ringkampf unaufhörlich! Dass dann möglicherweise beide Verlierer sind, bemerken sie kaum und wollen es sich auch in keinem Falle eingestehen.

Tendenziell behindert sich der Bewahrer meist selbst. In der Kindheit erworbene Scham- und Schuldgefühle erschweren die Sexualität zusätzlich, was der Beziehung etwas Gequältes, Unfrohes und Fantasieloses geben kann. Alles muss in einem festen Rahmen, zu bestimmten Bedingungen erfolgen. Alles andere würde verunsichern!

Auf der anderen Seite kann der Bewahrer eine Beziehung auch sehr aus spiritueller Sicht betrachten. Er ist belastbar und treu, allein schon aus ökonomischen Gründen. Nicht selten werden solche Ehen aus Vernunftgründen geschlossen, da ja materielle Gesichtspunkte im Vordergrund stehen. Bis es dann soweit ist, kann es dauern, denn immer wieder werden Verlobungszeiten und Heiratstermine verschoben, da ja alles besonders gut geplant werden sollte. Nichts sollte man überstürzen.

Ist die Beziehung dann einmal geschlossenen, wird sie in der Regel als unauflösbar angesehen. Sei es aus religiösen oder ethischen Gründen oder auch nur deshalb, weil man nicht aufgeben will. Denn wenn es sein muss, wird bis zum bitteren Ende durchgehalten!

Sind Sie eine Bewahrer?

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Ihr Uwe Pettenberg

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