Die Getränkeprüferin
Regional ist besser:

Herkunftsangaben bei Getränken

Von Nicole Oschwald
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Kölsch

Kölsch, Mostviertler Birnenmost und Hessischer Apfelwein. Die Liste dieser Getränke scheint willkürlich. Tatsächlich haben die Produkte aber etwas gemeinsam: Auf dem Etikett tragen sie ein mit Zacken umrandetes, kreisförmiges blau-gelbes Siegel mit der Botschaft "geschützte geografische Angabe". Als eines von insgesamt drei EU-Gütezeichen weist das Siegel auf eine bestimmte regionale Herkunft der Produkte hin. Aber hält diese Angabe tatsächlich, was sie verspricht?

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Regionale Lebensmittel

Die regionale Herkunft von Lebensmitteln wird seit Jahrzehnten für Werbezwecke genutzt. Vor gut 30 Jahren hob der EU-Gesetzgeber drei gesetzlich geschützte Gütesiegel aus der Taufe: Zwei davon – die "geschützte geographische Angabe2 (g.g.A.) und die "geschützte Ursprungsbezeichnung" (g.U.) – geben einen mehr oder weniger klaren Herkunftshinweis.

Das dritte Siegel, die "geschützte traditionelle Spezialität" (g.t.S.) steht weniger für die Herkunft, sondern mehr für die traditionelle Rezeptur des Produktes.

Gütesiegel

Biere und das Siegel

Auf dem Getränkemarkt in Deutschland finden sich vor allem Biere, die das g.g.A.-Siegel tragen: Kölsch, Dortmunder Bier, Münchner Bier oder Kulmbacher Bier. Sie alle dürfen das Signet tragen und belegen damit, dass ihre Herstellung nach bestimmten Grundsätzen erfolgt. Das wird regelmäßig kontrolliert.

So muss Münchner Bier in bestimmten Brauereien im Stadtgebiet Münchens nach einem dokumentierten Verfahren gebraut werden. Es muss bestimmte Kriterien in Bezug auf Stammwürzegehalt und Farbe aufweisen. Die "geschützte geographische Angabe" bezieht sich bei den Produkten allerdings nicht so sehr auf die Zutaten, sondern vielmehr auf die Herstellungsweise.

Kritik am Gütesiegel

Dass die Herkunft der Rohstoffe bei der "g.g.A." nicht zwingend der jeweils ausgelobten Region entspricht, ist Kritikern des Gütesiegels daher ein Dorn im Auge. Ihr Lob gilt der g.U., der "geschützten Ursprungsbezeichnung": Dieses EU-Gütezeichen tragen nur Produkte, die nach einem bestimmten regional verankerten Verfahren hergestellt werden und deren Rohstoffe aus dem betreffenden geographischen Gebiet stammen.

So hoch die Anforderungen, so gering die Anzahl der Beispiele. In Deutschland wurden seit Mitte der 1990er Jahre gerade für einmal für zwölf Produkte das g.U.-Gütezeichen erfolgreich beantragt, darunter Allgäuer Emmentaler oder jüngst Fränkischer Grünkern. Ein Getränk ist gar nicht in der Liste der Vertreter. Das liegt aber vor allem daran, dass die Herkunftsbezeichnung von Weinen und Spirituosen noch einmal gesondert geregelt ist.

Im Prinzip sind alle deutschen Qualitätsweine automatisch geschützten Ursprungs. Genauso unterliegen die geografischen Angaben hinter Produkten wie Schwarzwälder Kirschwasser oder Fränkischer Pflaumenbrand einem gesonderten Schutz – nur ist dies explizit in der EU-Spirituosenverordnung verankert.

Wer verlässliche Herkunftsinformationen sucht, dem kann im Supermarkt zudem das "Regionalfenster" eine Hilfe sein: Die Anfang 2014 von der Bundesregierung initiierte freiwillige Angabe informiert über die Herkunft der Hauptzutaten eines Produkts und ihren Verarbeitungsort. Dann steht auf einem Saft beispielsweise: Äpfel aus Niedersachsen; abgefüllt in 29478 Höhbeck.

Beim Trägerverein Regionalfenster e.V. akkreditierte Prüfstellen, zu denen die SGS zählt, kontrollieren dabei, dass die Pflichtkriterien für die Nutzung des "Informationsfeldes zur Deklaration der Herkunft" auch wirklich eingehalten werden.


Über die Autorin dieses Beitrags Nicole Oschwald ist staatlich geprüfte-Lebensmittelchemikerin und Leiterin der Kundenbetreuung am Freiburger Standort von SGS Institut Fresenius. Das dortige Labor ist Kompetenzzentrum für die Analyse von alkoholhaltigen und alkoholfreien Getränken, Fleisch- und Wurstwaren und Tierarzneimittelrückständen. Eine weitere Spezialität des Standorts ist die Aromaanalyse, die für die Getränke- und Lebensmittelindustrie eine große Rolle spielt. Mehr über die Dienstleistungen der SGS erfahren Sie auf www.sgsgroup.de und www.sgs-institut-fresenius.de.

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