Nutri-Score trägt zu gesünderer Ernährung bei

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 22. Aug. 2022
© Unsplash/ Scott Warman
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Der Nutri-Score ist eine Kennzeichnung, die angibt, wie gesund ein Lebensmittel ist. Eine Studie der Universität Göttingen zeigt: Das Label hilft Verbraucher*innen, zuckerhaltige Lebensmittel zu erkennen und trägt so zu einer gesünderen Ernährung bei. Hier erfahren Sie mehr.

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So wie es für Haushaltsgeräte eine Kennzeichnung für deren Energieverbrauch gibt, ist der Nutri-Score ein Label, das anzeigt, wie gesund ein Nahrungsmittel ist (1). Auf diese Weise soll er Verbraucher*innen mehr Orientierung bei der Lebensmittelauswahl ermöglichen (2).

Der Nutri-Score eines Lebensmittels ergibt sich, indem dieses hinsichtlich seiner Menge an Zucker, Fett, Salz, Ballaststoffen, Proteinen oder Anteilen an Obst und Gemüse pro 100 Gramm bewertet wird. Daraus wird ein Gesamtwert gebildet und einer fünfstufigen Skala zugeordnet: von “A” (dunkelgrün) für die günstigste Bilanz über “C” (gelb) bis hin zu “E” (rot) für die ungünstigste (3).

Studie der Universität Göttingen

Für eine Studie der Universität Göttingen wurden den Teilnehmer*innen online drei verschiedene handelsübliche Produkte gezeigt (Fertig-Cappuccino, Schokoladen-Müsli, Hafer-Getränk). Diese waren jeweils unterschiedlich mit Nutri-Score oder Zucker-Botschaften bedruckt, wie sie von Unternehmen verwendet werden.

Es zeigte sich, dass die Teilnehmer*innen die Produkte mit Angaben von Unternehmen bezüglich eines reduzierten Zuckergehaltes als gesünder bewerteten als sie tatsächlich waren. Bei den Lebensmitteln, die (zum Teil zusätzlich) mit dem Nutri-Score bedruckt waren, traf dies nicht zu. 

Zucker-Behauptungen können irreführend sein 

Durch Angaben wie “ohne zusätzlichen Zucker” oder “reduzierter Zuckergehalt” würden Unternehmen dafür sorgen, dass ihre Produkte von Verbraucher*innen häufig als gesünder eingeschätzt werden, als sie tatsächlich sind – so das Team des Lehrstuhls “Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte”. Der Nutri-Score würde Konsumenten helfen, sich von solchen Angaben nicht täuschen zu lassen. 

Die Autorinnen der Studie betonen, dass hoher Zuckerkonsum in Zusammenhang mit dem Risiko für Übergewicht und anderen Krankheiten steht. Daher fordern sie Einschränkungen für irreführende Zucker-Behauptungen. Der Nutri-Score solle eine Verpflichtung sein für Unternehmen, die ihre Produkte mit derartigen Aussagen bedrucken. 

Nutzung des Nutri-Scores

Die Lebensmittel-Kennzeichnung wird in verschiedenen europäischen Ländern zunehmend genutzt. In Deutschland ist die Nutzung des Labels seit November 2020 freiwillig möglich. Das Bundesernährungsministerium teilte mit, dass sich bis zum 15. August 2022 ca. 310 Unternehmen aus Deutschland mit etwa 590 Marken für den Nutri-Score registriert haben (3).

In Frankreich wurde der Nutri-Score bereits 2017 freiwillig eingeführt. Auch hier hat sich gezeigt, dass die Verbraucher*innen durch das Label gesündere Produkte kaufen. In der Schweiz und in Belgien wurde das Kennzeichnungssystem ebenfalls eingeführt (4).

Bild des Benutzers Astrid Kral
Nutri-Score - leider nicht der Weisheit letzter Schluss - kann für Konsumenten und Konsumentinnen auch irreführend sein. Obwohl ein Vorteil des Nutri-Score Systems der schnelle und einfache Vergleich zwischen Marken und Produkten ist, kann der Verbraucher keine spezifischen Vergleiche von Nahrungsmitteln durchführen, was insbesondere beim Vergleich von z.B. künstlichem Zucker mit natürlichem Zucker erforderlich sein kann. Darüber hinaus sind Probleme infolge der Inhaltsanalysen aufgetreten. Zum Beispiel wurde Olivenöl mit einem D-Level bewertet, Coca-Cola Zero oder eine Pizza Mozzarella mit einem B-Level. Diese Bewertung des Olivenöls ergab sich aus dem hohen, aber gesunden Anteil an Fetten im Olivenöl. Da Fette nicht dem Nährwert entsprachen, wurde eine niedrige Punktzahl vergeben. Hier ergibt sich das Problem der Produktvergleiche, da Verbraucher innerhalb des Nutri-Score Systems nur Produkte innerhalb einer Lebensmittelkategorie vergleichen sollten. Dies bedeutet, dass ein Verbraucher Olivenöl nicht sinnvoll mit Coca-Cola oder eine Pizza vergleichen kann, sondern z.B. Coca-Cola mit einem anderen alkoholfreien Süßgetränk. Kategoriespezifische Vergleiche können beim durchschnittlichen Konsumenten schnell zu Verwirrung und Fehlinterpretation führen. Deshalb hat Spanien im Jahr 2021 den Nutri-Score für Olivenöl wieder entfernt. Übrigens wurde der Nutri-Score für Olivenöl auf den Wert C verbessert.
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