Food-Trends

Frische Fische – die neue Qualität der Aquakultur

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 23. Feb. 2023
Aquakultur in Griechenland

Aquakultur = Antibiotika und Umweltzerstörung? Das muss nicht sein! Trend-Bloggerin Hanni Rützler stellt einige Projekte vor, bei denen Fisch und Meeresfrüchte nachhaltig gezüchtet werden

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Der Karpfen hat längst nicht mehr nur zu Weihnachten Saison. Seit sich herumgesprochen hat, dass der regelmäßige Genuss von Fisch zu einer ausgewogenen, gesunden Ernährung beiträgt, stehen er und seine Artverwandten nicht mehr nur an christlichen Fasttagen auf dem heimischen Speiseplan. Traditionell bildetet ja der Heilige Abend den Höhepunkt des Advents. Und die vorweihnachtliche Fastenzeit sollte mit einem besonderen Gericht abgeschlossen werden.

Anders als bei viele Meeresfischen muss man sich beim Karpfen auch keine Sorgen um die Bestände machen. Die Fische stammen fast ausschließlich aus der Teichwirtschaft, dem „klassischen“ Zweig der (extensiven) Aquakultur, die heute in Deutschland und Österreich vielfach nach ökologischen Kriterien betrieben wird.

Vor allem in der österreichischen „Genussregion Waldviertel“, an der Grenze zu Tschechien, hat sich seit Mitte der 1990er Jahre die ökologische Aquakultur weitgehend durchgesetzt. Nach dem Ablaichen der Mutterkarpfen etwa Ende Mai dauert es vier Jahre, bis die Fische zu stattlichen 2 bis 3 Kilogramm schweren Speisekarpfen herangewachsen sind. Die langen rauen Wintermonate verbringen die Karpfen an den tiefsten Stellen der Teiche in einer Art Winterschlaf, wobei sie nichts fressen und auch nicht wachsen. Wenn die ersten Sonnenstrahlen das dicke Eis schmelzen, erwachen die Teiche wieder zum Leben. Es entwickeln sich Kleinstlebewesen (Plankton), die den Karpfen als natürliche Nahrung dienen.

Die niedrige Anzahl der Fische in den Waldviertler Teichen ermöglicht es, die Zusatzfütterung mit Getreide auf ein Mindestmaß zu beschränken. Bei ausgewiesenen Bio-Betrieben stehen jedem Fisch zirka 20 Quadratmeter zur Verfügung (das ist acht mal mehr als bei der konventionellen Teichwirtschaft), sodass sie ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachkommen können. Das wirkt sich nicht nur positiv auf das Wachstum, sondern auch auf den Geschmack aus. Die Erträge sind durch diese naturnahe und artgerechte Aufzucht zwar vergleichsweise niedrig, gewährleisten aber hinsichtlich Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Besatzfische und Fleischqualität der Speisekarpfen höchsten Standard.

Kann Aquakultur ökologisch sein?

Weltweit gesehen macht die Karpfenzucht zwar nur etwa 6 Prozent der Gesamtmenge „produzierter“ Fische und Meerestiere aus, sie gilt aber als Vorreiter der ökologischen Aquakultur, die sich in den letzten Jahren mehr und mehr auch bei der Zucht anderer See- und Meeresfrüchte bewährt. Die Zeiten der mit chemischen Wachstumsförderern, Hormonen und Antibiotika „gemästeten“ Tiere in der industriellen Aquakultur sind zwar noch nicht vorbei, aber die Zahl der Produzenten, die auf nachhaltige Fischzucht setzen, nimmt signifikant zu. Nicht nur bei Süßwasserfischen, sondern auch bei der Zucht von Meeresfischen.

Aquafarmen in mehr als zwanzig Ländern produzieren mittlerweile nach Bio-Richtlinien, zum Beispiel Bio-Forellen in Deutschland, Frankreich und Spanien, Bio-Lachs in Irland, Bio-Shrimps in Ecuador, Peru, Costa Rica, Vietnam, Thailand und Indonesien, Bio-Tilapia in Israel oder Bio-Pangasius in Vietnam.

Ein sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich besonders erfolgreiches Projekt beitreibt seit vielen Jahren das slowenische Familienunternehmen Fonda, dessen ökologische Fisch- und Muschelfarm in der nördlichen Adria mittlerweile auch zu einem Refugium für zahlreiche andere fast vom Aussterben bedrohte Lebewesen geworden ist, die sich nun auch am Futter für die in großen Käfigen gezüchteten Wolfsbarsche delektieren und damit das natürliche Ökosystem wiederbeleben.

Guten Gewissens Shrimps essen

Sogar bei der als besonders schädlich verrufenen Shrimps-Produktion beweisen Pilotprojekte wie jene von Yuu`n Mee, dass es auch anders geht. Das österreichische Unternehmen beschreitet kontinuierlich sowohl innovative als auch nachhaltige Wege im Seafood-Bereich. Seit 2010 leistete es mit einem Wiederaufforstungsprojekt des Mangrovenwaldes in Vietnam einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz sowie zum Schutz gegen Flutwellen, Erosionen und Stürme.

Seit Anfang dieses Jahres vermarktet Yuu`n Mee zudem Bio-Garnelen aus einem weltweit einzigartigen Mangrovenwald-Farm-Projekt im Mekong-Delta. Das Ergebnis: Intakte Naturräume, nachhaltige Lebensgrundlage für die Menschen der Region und Garnelen von herausragender Qualität.

Die neue Qualität der ökologischen Aquakultur erlaubt es Ihnen, Fisch und andere Meerestiere nicht nur einmal im Jahr als vorweihnachtliche Fastenspeise ohne als traditionelles Silvestermenü zu genießen, sondern auch ohne schlechtes Gewissen im Alltag. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen kulinarische Weihnachten und ein gesundes neues Jahr.

Hanni Rützler 

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