Dänemark macht´s vor

Ein Supermarkt gegen die Verschwendung

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 24. Nov. 2022
Junge Frau mit abgelaufenen Waren im WeFood Supermarkt in Kopenhagen

In Dänemark hat der erste Supermarkt eröffnet, der Lebensmittel jenseits des Mindesthaltbarkeitsdatums verkauft.

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(Bilder: Mikkel Østergaard/WeFood) Joghurts über dem Mindesthaltbarkeitsdatum, Bananen mit braunen Sprenkel, ein eingedelltes Tetra-Pak: Die meisten von uns rümpfen bei solchen Waren die Nase. Die Folge dieses wählerischen Einkaufsverhaltens sind pro Kopf 82 Kilo Lebensmittel, die in Deutschland jährlich weggeworfen werden – obwohl sie noch ohne Bedenken genießbar gewesen wären. 

Sozialer Supermarkt in Kopenhagen

Nachdem in Frankreich im Februar dieses Jahres bereits ein Gesetz in Kraft trat, das es Supermärkten verbietet, Lebensmittel wegzuwerfen, sorgt nun ein Pilotprojekt in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen für Aufsehen. Im sozialen Supermarkt "WeFood" werden Lebensmittel verkauft, die in anderen Supermärkten entsorgt werden würden, weil sie nicht dem Schönheitsideal entsprechen, Transportschäden haben oder deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. 

Andrang im WeFood Supermarkt in Kopenhagen Der am vergangenen Montag eröffnete Laden bietet eine große Vielfalt an Lebensmitteln an, darunter Brot, Gemüse, Obst und Tiefkühlware. Die Preise sind 30 bis 50 Prozent niedriger als in einem normalen Supermarkt. 

Bei der Eröffnung war Prominenz zu Gast: Keine Geringere als Prinzessin Mary weihte den WeFood Supermarkt im Stadtteil Amager ein, gemeinsam mit der (mittlerweile zurückgetretenen) dänischen Ministerin für Ernährung und Gesundheit, Eva Kjer Hansen. Daran lässt sich ablesen, welche Stellung das kleine skandinavische Land dem Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung einräumt.

"Der neue Supermarkt mit abgelaufenen Lebensmittel ist ein toller Anfang auf unserem Weg, weniger Lebensmittel und Ressourcen zu verschwenden", sagte Ministerin Hansen dem Onlinemagazin "The Local". "Noch immer gibt es zu viele Regularien, die nichts zur Lebensmittelsicherheit beitragen, dafür aber das Verkaufen von Lebensmitteln jenseits des Haltbarkeitsdatums erschweren oder verhindern." 

Supermarkt der Freiwilligen

Freiwillige Helferin im WeFood Supermarkt hält einen Teller mit Mandarinenspalten hoch

Der feierlichen Eröffnung des WeFood-Marktes ging ein Jahr harte Arbeit voraus: Umgerechnet knapp 135.000 Euro wurden per Crowdfunding für das Projekt gesammelt, das von der Nothilfe der dänischen Kirche betrieben wird. Vertreter der Kirche trugen zähe Verhandlungen mit der dänischen Regierung aus, um eine Genehmigung für den Verkauf abgelaufener Lebensmittel zu bekommen. Erst als einige Regularien geändert wurden, konnte der soziale Supermarkt Realität werden. 

Das Projekt wird unterstützt von den Supermarktketten Føtex und Danske Supermarked, die den Löwenanteil des Sortiments beisteuern. Frisches Obst und Gemüse bezieht WeFood von einem kleineren, unabhängigen Anbieter. Im WeFood-Supermarkt arbeiten nur ehrenamtliche Kräfte; der Erlös kommt der Arbeit der dänischen Kirchennothilfe in den ärmsten Ländern der Welt zu Gute. 

Wer in Kopenhagen unterwegs ist, findet den WeFood-Supermarkt in der Amagerbrogade 151, 2300 København. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 15 bis 20 Uhr. 


Keine Angst vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum

Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt eine Frist an, bis zu deren Ablauf der Hersteller eine einwandfreie Qualität der Lebensmittel garantiert. Das bedeutet aber nicht, dass das Lebensmittel danach automatisch verdorben ist. Die Hersteller bauen ein dickes Sicherheitspolster ein. Anders ist es beim Verbrauchsdatum: Das steht auf leicht verderblichen Lebensmitteln. Diese dürfen nach Ablauf nicht mehr gegessen werden. Lesen Sie mehr hier

(lin) 

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