Wissenschaftlich geprüft

Kryotherapie – Heilung durch Kälte

Von Alicia Meier
Aktualisiert am 09. Sep. 2022
© Pixabay/ Bru-nO
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Als Kind kannte man das Eisspray, das der Arzt benutzt hat, wenn ein kleiner Eingriff auf der Haut vorgenommen werden musste. Die Kälte führt dazu, dass betroffene Hautstellen weniger schmerzempfindlich sind. Heutzutage wird diese Form der Behandlung auch noch für viele andere Bereiche genutzt. Welche das sind und wie die Kryotherapie funktioniert, erfahren Sie hier.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Viele Anwendungsformen – ein Ergebnis
    1. Lokale Behandlung
    2. Ganzkörperbehandlung
  2. Die Auswirkungen von Kälte auf den Körper
  3. Die Anwendungsbereiche der Kältetherapie
  4. Nebenwirkungen der Kryotherapie
  5. Kosten einer Kryobehandlung
  6. Wissen zum Mitnehmen

Viele Anwendungsformen – ein Ergebnis

Unter der Kryo (dt. Eis)- oder auch Kältetherapie versteht man die Behandlung von Krankheiten oder Verletzungen mithilfe von sehr niedrigen Temperaturen.

Allgemein hat die Behandlung des Körpers, oder nur Teilen davon, mit Kälte drei Effekte: Die Haut und die Muskeln werden weniger durchblutet, Entzündungen werden gehemmt und Schmerzen werden gelindert (1)

Je nach Beschwerden oder Krankheit gibt es verschiedene Anwendungen, die nach Lokal- und Ganzkörperbehandlung unterschieden werden.

Lokale Behandlung

Hier werden Kompressen, Eisspray oder Kältestäbe benutzt, um Hautveränderungen wie beispielsweise Akne, Blutschwämme und Warzen zu entfernen und Entzündungen und Schmerzen zu reduzieren.

Auch die Behandlung von Beulen oder Entzündungen mit Kühlpacks oder Quarkwickeln, die zuhause gern durchgeführt wird, zählt zur Kryotherapie.

Die sogenannte Kryochirurgie beschreibt die gezielte chirurgische Zerstörung eines Bereichs mittels Kälte. So werden unter anderem Tumore vereist (1).

Ganzkörperbehandlung

Wenn sich der Anwendungsbereich der Kryotherapie auf den ganzen Körper erstreckt, wie etwa bei chronischen Erkrankungen wie Rheuma und Asthma, werden sogenannte Kältekammern benutzt. Hierbei halten sich Patienten, bekleidet mit Badekleidung sowie Handschuhen und Socken, erst 30 Sekunden in einem Eingewöhnungsraum mit -60 Grad Celsius auf, bevor sie in die eigentliche Kammer mit Temperaturen bis zu -110 Grad Celsius kommen. Die maximale Verweildauer in einer Kältekammer beträgt etwa drei Minuten.

Die ganzheitliche Kryobehandlung erfolgt immer unter medizinischer Aufsicht, sodass auf Nebenwirkungen schnell reagiert werden kann (2).

Da die gewünschten Effekte durch regelmäßige Anwendung verstärkt sowie längerfristig wirken, ist eine Kältekammertherapie besonders effektiv im Rahmen eines Kuraufenthaltes.

Merke!
Unter der Kryotherapie versteht man sowohl die lokale Anwendung von Kälte auf der Haut, zum Beispiel in Form von Kompressen, aber auch den Aufenthalt in einer sogenannten Kältekammer, zur Behandlung von chronischen Erkrankungen.

Die Auswirkungen von Kälte auf den Körper

Lokale Kältereize führen bei Patienten zu einer geringeren Durchblutung des Gewebes, zur zeitweiligen Hemmung von Entzündungen sowie zur Linderung von Schmerzen. Je nach Ziel kann die Dauer der Behandlung von wenigen Minuten bis zu zwei Stunden andauern.

Gut zu wissen: Hat die Haut eine Temperatur von 15 Grad Celsius erreicht, ist sie völlig schmerzfrei.

Der Aufenthalt in einer Kältekammer kann, regelmäßig angewendet, längerfristig zur Reduzierung von Gelenkentzündungen führen, wodurch die Gelenke beweglicher werden und aufgrund geringerer Schmerzen weniger Medikamente erforderlich sind.

Im Rahmen einer Doktorarbeit wurde an der Universität Gießen die Wirkung der regelmäßigen Ganzkörperkältetherapie auf die Gesundheit von Patienten mit rheumatoider Arthritis (entzündliche Erkrankung der Gelenke) untersucht. Heraus kam, dass diese Art der Therapie signifikant zur Reduktion von Schmerzen und der Aktivität der Krankheit führte. Außerdem konnten sich alle Patienten, die mit Kälte behandelt wurden, nach einer gewissen Zeit selbstständiger bewegen (3).

Neben krankheitsbezogenen Auswirkungen der Kältetherapie auf den Körper gibt es aber auch andere: So führt der regelmäßige Besuch einer Kältekammer zur Verbesserung des Schlafes und somit zu einer erhöhten Konzentrationsfähigkeit im Alltag. Außerdem werden durch die extreme Kälte im Nachhinein vermehrt Endorphine ausgeschüttet. So kann die Kälte sogar gegen Depressionen helfen (2).

Merke!
Die Anwendung von Kälte auf dem Körper kann zu geringerer Schmerzempfindlichkeit und zur Linderung von Entzündungen führen. Außerdem können bei regelmäßiger Therapie sogar die Gelenke beweglicher werden.

Die Anwendungsbereiche der Kältetherapie

Reduzierung von Symptomen chronischer Erkrankungen

Wie bereits beschrieben, ist ein entscheidender Bereich der Ganzkörperkältebehandlung die chronische Erkrankung. Durch regelmäßige Aufenthalte in einer Kältekammer können die Symptome von Rheuma, Asthma, Migräne und auch Neurodermitis gelindert werden.

Bei Rheumapatienten bietet es sich an, kurz nach der Therapiesitzung physiotherapeutische Übungen zu machen, da die Muskeln in dieser Zeit beweglicher und die Schmerzen geringer sind (3).

Behandlung von Krebs

Mithilfe der oben genannten Kryochirurgie können Tumore von beispielsweise Haut- oder Prostatakrebs gezielt vereist werden. Dies geschieht sowohl von außen als auch von innen.

Unterstützung der Heilung nach einer OP

Durch die entspannende Wirkung auf die Muskeln kann eine Kältetherapie nach der Operation gegen Verspannungen helfen sowie Entzündungen verhindern und Schmerzen lindern.

Linderung von temporären Schmerzen

Nach einem Knochenbruch oder einer Zerrung lindert eine lokale Kältebehandlung durch Kühlpacks oder Kompressen akute Schmerzen.

Mit der Kryotherapie abnehmen

Bei der klinischen Behandlung hat man zufällig herausgefunden, dass ab vier Grad Celsius nicht nur krankes Gewebe abstirbt, sondern auch Fettzellen. Für 200 Euro pro Körperpartie können Interessierte nun ganz ohne Sport und Diät ihre Pölsterchen schmelzen lassen. 

Nicht geeignet ist die Anwendung allerdings für Übergewichtige und Schwangere (4).

Sportler profitieren dank schnellerer Heilung

Nicht nur für Kranke ist die Kältetherapie hilfreich, sondern auch für Sportler. Ob vor einem Wettkampf zur Vorbereitung der Muskeln oder danach, um einem Muskelkater entgegenzuwirken. Verschiedene Studien beschäftigten sich unter anderem mit den Auswirkungen sogenannter Eistonnen auf der Entstehung von Muskelkater; es wurden Zusammenhänge zwischen der Kaltwasserimmersion und reduzierten Muskelschmerzen nach dem Training festgestellt (5).

Merke!
Die Kältetherapie ist sehr vielseitig einsetzbar. Egal, ob nach einer Verletzung oder bei chronischen Beschwerden, nach dem Sport oder zum Abnehmen.

Nebenwirkungen der Kryotherapie

Wer darf mit Kälte behandelt werden?

Wer sich einer Kryobehandlung unterziehen darf, hängt von ihren Ausmaßen ab. Bei kleineren Bereichen und höheren Temperaturen dürfen schon Kinder behandelt werden, zum Beispiel beim Vereisen einer Warze. Die Kältekammer hingegen ist für Schwangere und Menschen mit Herzschrittmachern tabu. Vorsicht geboten ist auch bei einem noch nicht lange zurückliegenden Herzinfarkt sowie bei akuter Erkrankung der Atemwege.

Welche Gefahren können auftreten?

Bei der lokalen Anwendung der Kältetherapie kann es am häufigsten zu Erfrierungen kommen. Achten Sie also bei der Anwendung von Kältepacks, Kompressen und Wickeln darauf, dass die Haut nicht direkt mit der Kälte in Berührung kommt. Ein Tuch reicht hier meist aus. 

Für die Kältekammern liegen keine bekannten Nebenwirkungen vor. Da die Behandlung nur unter ärztlicher Aufsicht geschieht, kann außerdem auf Notfälle schnell reagiert werden.

Merke!
Generell gilt: Die Kälte, in Form von Kompressen oder Packs, darf nie direkt auf der Haut liegen. Für wen, welche Therapie geeignet ist, hängt von der Form der Behandlung ab und sollte mit einem Arzt besprochen werden.

Kosten einer Kryobehandlung

Für eine Sitzung in der Kältekammer kann man mit einem Preis von 50 Euro rechnen. Da eine Therapie über längere Zeit regelmäßig erfolgen sollte, ist es mit einer Sitzung meist nicht getan. Viele Anbieter bieten deshalb Rabatte an.

Merke!
Einige Krankenkassen bieten mittlerweile Zuschüsse für alternative Heilmethoden, wie die Kryotherapie. Fragen Sie bei Interesse am besten einmal bei ihrer Krankenkasse nach.

Wissen zum Mitnehmen

Die Kryotherapie lässt sich in lokale und Ganzkörperbehandlung unterteilen. Zu den lokalen Behandlungsmethoden zählen unter anderem Kühlpacks, aber auch Kompressen und Kältestäbe, die zur Vereisung von Warzen verwendet werden. Eine besondere Form der lokalen Anwendung ist die Kryochirurgie, die im Zuge einer Operation im Menschen angewandt wird. In einer Kältekammer wird die Ganzkörperbehandlung durchgeführt, mit der chronische Krankheiten und auch Depressionen gelindert werden können.

Ziel einer Kältebehandlung ist immer, die Schmerzempfindlichkeit herabzusetzen, sowie Entzündungen zu reduzieren. Sportler nutzen Kälte, um Muskelkater vorzubeugen. Mit der Kryochirurgie können sogar Krebszellen behandelt werden.

Wer sich einer Kryotherapie unterziehen möchte, kann erst einmal mit hohen Kosten rechnen, da es meist nicht bei einer Sitzung bleibt. Die Kostenübernahmen sollten mit der Krankenkasse abgestimmt werden.

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